Jüdische Gemeinde: „Alle Parteien sind vom Antisemitismus-Virus befallen“

"Es ist ein großes Problem, dass alle mit dem Finger nur auf andere zeigen, sich selbst dabei aber von jedem Verdacht freisprechen", beklagt der Vorsitzende der Jüdischen Gemeinde in Halle, Max Privorozki.
Titelbild
Max Privorozki vor Synagoge in Halle nach AnschlagFoto: über dts Nachrichtenagentur
Epoch Times22. Dezember 2019

Der Vorsitzende der Jüdischen Gemeinde in Halle, Max Privorozki, beklagte eine mangelnde Selbstkritik der deutschen Parteien im Umgang mit Antisemitismus. „Alle Parteien sind vom Antisemitismus-Virus befallen“, sagte Privorozki. „Es ist ein großes Problem, dass alle mit dem Finger nur auf andere zeigen, sich selbst dabei aber von jedem Verdacht freisprechen.“

Der Antisemitismusbeauftragte der Bundesregierung, Felix Klein, fordert ein entschlosseneres Vorgehen der Justiz gegen antisemitische Beleidigungen. „Es kommt leider noch viel zu oft vor, dass in solchen Fällen die Verfahren einfach eingestellt werden“, sagte Klein der „Bild am Sonntag“. Er verlangte eine bessere Sensibilisierung der Behörden. „Polizisten, Staatsanwälte und Richter müssen viel besser geschult werden.“

Mit großer Sorge betrachtet Klein den Antisemitismus in deutschen Fußballstadien. „Im Fußball haben wir ein dramatisches Antisemitismus-Problem“, sagte er. „In Fan-Kurven werden antisemitische Parolen skandiert, der jüdische Verein Makkabi Berlin ist immer wieder Anfeindungen ausgesetzt.“

In Halle hatte am 9. Oktober ein schwer bewaffneter Mann versucht, in die Synagoge einzudringen, in der rund 50 Gläubige den höchsten jüdischen Feiertag Jom Kippur begingen. Nach dem Scheitern seines Plans erschoss er eine zufällig vorbeikommende Passantin. Anschließend drang er in einen Dönerimbiss in der Nähe ein und erschoss dort einen Mann. Der später festgenommene Tatverdächtige räumte antisemitische und rechtsextremistische Motive ein. (afp)



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