Klimaschutz-Funktionär will Gesetze zum „Hitzeschutz“ wie beim Brandschutz

Bis zu 10.000 Menschen sterben pro Jahr an Hitzefolgen, argumentiert der Vorsitzende der „Deutschen Allianz für Klimawandel und Gesundheit“. Hitzeschutz solle deshalb Sache des Gesetzgebers sein – so wie der Brandschutz.
Ein Mann erfrischt sich im Donaubad in Sigmaringen unter einer Wasserfontäne.
Erfrischung unter einer Wasserfontäne im Donaubad in Sigmaringen.Foto: Thomas Warnack/dpa
Von 21. Juli 2023

Während die hohen Temperaturen in Deutschland mittlerweile wieder der Vergangenheit angehören, bleibt Hitze in Medien und Politik bestimmendes Thema. Mit einem Appell an die Politik hat sich nun auch Martin Herrmann zu Wort gemeldet. Er ist der Vorsitzende der „Deutschen Allianz für Klimawandel und Gesundheit“ (KLUG). Der Verband wirkt zusammen mit der Bundesärztekammer und anderen Beteiligten am „Nationalen Hitzeschutzplan“ mit, den Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach initiiert hat.

Hitzeschutz soll „prominent ins Klimaanpassungsgesetz“ Eingang finden

Im Gespräch mit „table.media“ hat Herrmann jetzt gefordert, den Hitzeschutz als „Gemeinschaftsaufgabe“ wahrzunehmen. Dies bedeute, dass der Gesetzgeber in ähnlicher Weise gefordert sei wie beim Brandschutz. Für den Verbandsfunktionär steht fest:

Bei einem so großen Thema kann man nicht auf bloße Freiwilligkeit setzen.“

Herrmann sprach von „bis zu 10.000 Toten im Jahr“, die sich ursächlich auf Hitze und deren Folgen zurückführen ließen. Der geplante „Nationale Hitzeschutzplan“ reiche als Maßnahme allein nicht aus. Vielmehr soll der Gesundheitsaspekt beim Hitzeschutz auch „prominent“ ins Klimaanpassungsgesetz kommen.

Der Nationale Hitzeschutzplan soll Minister Lauterbach zufolge noch in diesem Sommer stehen. Er soll hauptsächlich Wege aufzeigen, um vor Hitzewellen zu warnen – und Schutzmaßnahmen ausbauen. Das Klimaanpassungsgesetz soll hingegen bis Ende des nächsten Jahres fertig werden und weiter reichen.

Erhalt des Status quo sei „Lebenslüge“

Herrmann erklärt bezüglich der „Gemeinschaftsaufgabe“ des Hitzeschutzes, die zur „gesellschaftlichen Norm“ werden müsse:

Diejenigen, die bei dieser Aufgabe versagen, müssen wir durchaus zur Rechenschaft ziehen.“

Entsprechend werde es verbindliche Vorschriften geben müssen, die auch in das Alltagsleben eingreifen. Es dürfe etwa „nicht dazu kommen, dass bei Hitze Dachdecker vom Dach fallen“. Zudem sei abzusichern, dass „bei über 30 Grad im Schatten“ auch die Bundesjugendspiele nicht mehr stattfänden.

Die Politik spreche „in dieser existenziellen Situation nicht klar darüber, wo wir stehen“. Sie vermittle nach wie vor den Eindruck, „alle könnten weiterleben wie bisher, könnten weiterfliegen, weiter große Autos fahren“. Dies sei jedoch eine „Lebenslüge“, die „wir erst dann beenden, wenn wir begreifen, was auf dem Spiel steht“. Dann jedoch, so prognostiziert, würden die Menschen auch zum Handeln bereit sein.

Herrmann betont Gefahren auch für jüngere Menschen

Als Beispiel für eine Vorreiterrolle in diesem Bereich nennt Herrmann Frankreich. Dort habe man den Hitzeschutz nicht nur als Agenda der Klimaanpassung gesehen, sondern auch die gesundheitliche Dimension des Klimawandels beachtet. Deshalb gebe es dort bereits seit 2004 einen nationalen Plan, der jährlich angepasst werde.

Allerdings habe man sich dort vorwiegend auf den Schutz für ältere Menschen konzentriert und die Risiken für jüngere vernachlässigt. Dabei könnten auch diese beispielsweise einen Hitzschlag erleiden, wenn sie bei hohen Temperaturen im Freien joggten.

Gegensteuern müsse man auch hohen Temperaturen in Krankenanstalten und Pflegeheimen. Dies könne bereits durch mit Wärmepumpen betriebene Fußbodenheizungen, die im Sommer kühlendes Grundwasser transportieren könnten. Dies würde auch den Einsatz klimabelastender Air Conditioner überflüssig machen.

Debatte um Siesta als Maßnahme zum Hitzeschutz

Erst jüngst hatte der Amtsärzteverband angeregt, bei großer Hitze die Abläufe in der Arbeitswelt umzustrukturieren und eine Siesta zu ermöglichen. Der DGB forderte zudem mehr Gefährdungsbeurteilungen innerhalb der Betriebe und einen Ausbau der Hitzeschutzmaßnahmen.

Die Präsidentin des Verbandes der Familienunternehmer, Marie-Christine Ostermann, hält gesetzliche Initiativen in diesem Bereich für überflüssig. Bei hohen Temperaturen gebe es bereits jetzt Vorgaben für Arbeitgeber, im Rahmen des Arbeitsschutzes Vorkehrungen gegen Hitze zu treffen.

Zudem existierten auch auf Tarif- oder Betriebsebene längst Modelle wie Vertrauensarbeits- und Gleitzeit. Dort bestehe schon jetzt die Möglichkeit, an heißen Tagen bereits früh mit der Arbeit zu beginnen, um die kühleren Stunden am Morgen optimal dafür zu nutzen.



Epoch TV
Epoch Vital
Kommentare
Liebe Leser,

vielen Dank, dass Sie unseren Kommentar-Bereich nutzen.

Bitte verzichten Sie auf Unterstellungen, Schimpfworte, aggressive Formulierungen und Werbe-Links. Solche Kommentare werden wir nicht veröffentlichen. Dies umfasst ebenso abschweifende Kommentare, die keinen konkreten Bezug zum jeweiligen Artikel haben. Viele Kommentare waren bisher schon anregend und auf die Themen bezogen. Wir bitten Sie um eine Qualität, die den Artikeln entspricht, so haben wir alle etwas davon.

Da wir die Verantwortung für jeden veröffentlichten Kommentar tragen, geben wir Kommentare erst nach einer Prüfung frei. Je nach Aufkommen kann es deswegen zu zeitlichen Verzögerungen kommen.


Ihre Epoch Times - Redaktion