Nach Berlin-Anschlag: Entlasteter Verdächtiger beschuldigt Polizei der Misshandlung

Nach dem Anschlag in Berlin wurde der Pakistaner Navid B. von der Polizei verhaftet. Er galt als erster Verdächtiger des Anschlages auf den Weihnachtsmarkt. Jetzt wirft der Flüchtling den Beamten Misshandlung vor. Die Polizei habe ihn geohrfeigt. Zudem habe er auf einem Holzbett ohne Matratze schlafen müssen.
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Polizei nach Anschlag in Berlin. 20. Dezember 2016. (Symbolbild)Foto: Sean Gallup/Getty Images
Epoch Times30. Dezember 2016

Der unmittelbar nach dem Anschlag auf einen Berliner Weihnachtsmarkt festgenommene und dann wieder freigelassene Pakistaner Navid B. beschuldigt die Polizei, misshandelt worden zu sein.

Navid B. hatte nach dem Anschlag in der Nähe des Tiergartens laufend eine Straße überquert – er wollte seine U-Bahn erwischen. Darauf hin wurde er von der Polizei verhaftet.

Wie die britische Zeitung „The Guardian“ berichtet, die nach eigenen Angaben mit dem zunächst Verdächtigten gesprochen hat, sagte Navid B.: „Er erinnert sich daran, dass zwei Polizisten die Hacken ihrer Schuhe in seine Füße gruben, und dass einer mit einer Hand großen Druck auf seinen Nacken ausgeübt hat“.

Als er sich später gegen Fotos und Entkleidung gewehrt habe, hätten die Beamten ihn geschlagen. „Als ich mich weigerte, haben sie angefangen, mich zu ohrfeigen“, sagte Navid B. dem „Guardian“. Zudem seien ihm beim Transport von einer Polizeistation zu einem anderen Befragungsort die Augen verbunden worden.

Auf dem Polizeirevier habe es auch große Verständigungsprobleme gegeben, weil es keinen Dolmetscher für seine balutschische Muttersprache gegeben habe, so der Pakistani weiter.

Zwei Tage und eine Nacht hätten ihm die Polizisten nur ungenießbare Kekse und kalten Tee gegeben. Er habe auf einem Holzbett ohne Matratze schlafen müssen, seine Hände waren in der ersten Nacht sogar noch hinter dem Rücken gefesselt, berichtet er.

Navid B. gab in dem Interview mit der britischen Zeitung zudem an, dass er in Deutschland um Asyl angesucht habe, weil er in seiner pakistanischen Heimatprovinz einer säkularen Separatistenbewegung angehört habe.

Seine Familie in Pakistan habe Drohanrufe bekommen, nachdem durch Berichte über seine Festnahme bekannt wurde, dass er nach Deutschland geflohen sei. „Nun wissen alle, dass ich nach Deutschland geflohen bin“, sagte Navid B. „Das macht meine Familie sehr angreifbar, und ich kann sie nicht schützen.“

Nach seiner Festnahme unmittelbar nach dem Weihnachtsmarkt-Anschlag am 19. Dezember hatten polizeiliche Nachforschungen ergeben, dass der Pakistaner nichts mit dem Anschlag mit zwölf Toten und etwa 50 Verletzten zu tun hatte.

Navid B. entschied sich nach eigenen Angaben für das Interview, weil er hoffe, dass man ihn besser versteht und er und seine Familie sicherer sind, wenn er seine Geschichte erzählt. (so/dpa/afp)



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