Nebelbänke, Unterstellungen und Fakten: Was war los bei Weidel und Chrupalla?

Viel Nebel um zwei Vorfälle um das AfD-Führungsduo Weidel und Chrupalla im Zusammenhang mit dem Wahlkampf in Bayern und Hessen sorgten für hitzige Diskussionen.
Alice Weidel, Tino Chrupalla (beide AfD)
Die AfD-Spitze Alice Weidel und Tino Chrupalla am 25. Mai 2021 in Berlin.Foto: Sean Gallup/Getty Images
Von 9. Oktober 2023

Heiß ging es her vor dem Finale der Wahlen in Bayern am Sonntag. Erst eine Polizeiaktion in der Schweiz, bei der die AfD-Vorsitzende Alice Weidel samt Familie in Sicherheit gebracht wurde, dann der Vorfall um den Co-Vorsitzenden Tino Chrupalla bei einer Wahlkampfveranstaltung in Ingolstadt. Hinzu kam der Trubel, den die Medien in diesem Zusammenhang machten.

Im Fall Chrupalla ist das letzte Wort möglicherweise noch nicht gesprochen. Der AfD-Vorsitzende hatte offenbar am Freitag bei einem Pathologen eine Gewebeprobe veranlasst, um Klarheit über eine ihm möglicherweise injizierte Substanz zu erhalten. Weitere Informationen dazu liegen nicht vor. Polizei und Staatsanwaltschaft konnten anhand der Blut- und Urinproben zuvor keine vermutete Giftinjektion in den Oberarm des Politikers nachweisen.

Im Fall um Alice Weidel gibt es mittlerweile mehr Klarheit. Auch wenn noch einige Dinge im Nebel liegen und Fragen offenlassen.

Polizeieinsatz vom 23. September

Zwar bestätigte vor einigen Tagen die Kantonspolizei im zentralen Schweizer Kanton Schwyz eine Polizeiaktion, schwieg jedoch zu den genauen Hintergründen. „Es gab am Samstag, 23. September 2023, [einen] Polizeieinsatz im Bezirk Einsiedeln. Aus polizeitaktischen Gründen werden dazu keine weiteren Angaben gemacht“, erklärte Polizeisprecher Pascal Weber.

In den vergangenen Tagen musste Alice Weidel jedoch einiges an Unterstellungen in den Medien über sich ergehen lassen. Nun sprach Alice Weidel erstmals über den Einsatz.

Weidel: Kinder von Antiterror-Aktion „traumatisiert“

Nach Angaben des Schweizerischen „Blick“ sei die Familie in einer Nacht-und-Nebel-Aktion in Sicherheit gebracht worden.

Weidel selbst gab am Sonntag dem ZDF dazu ein Interview.

Den Schweizer Journalisten war bei dem Interview aufgefallen, dass die ZDF-Moderatorin noch suggeriert habe, dass Weidel eine Sicherheitsbedrohung womöglich simuliert und die eigene Partei getäuscht habe. Weidel jedoch habe mit ernster Miene erklärt: „Fakt ist, dass vor 14 Tagen meine Wohnung mitsamt der Familie – wir haben zwei kleine Kinder – von einer Antiterror-Einheit geräumt wurde und ich in eine sichere Umgebung verbracht wurde. Mit zwei kleinen Kindern. Sie können sich vorstellen, wie traumatisierend das gewesen ist.“

Aufgrund der Traumatisierung der Kinder habe sich Weidel dann entschlossen, „mit meiner Familie Abstand von diesen schrecklichen Ereignissen zu nehmen“. Es sei auch darum gegangen, das mit den Kindern aufzuarbeiten. Daher habe die AfD-Vorsitzende „nicht einfach weiter im Wahlkampf sein können“ und den Auftritt Anfang Oktober in Bayern abgesagt.

„Spiegel“: Bedrohte Weidel urlaubt auf Mallorca

Weidel hatte kurz vor den Bayernwahlen einen für den Tag der Deutschen Einheit geplanten öffentlichen Auftritt im bayerisch-thüringischen Grenzort Mödlareuth kurzfristig abgesagt.

Der „Spiegel“ entdeckte Alice Weidels Aufenthaltsort auf der Ferieninsel Mallorca – und das zum Zeitpunkt des geplanten Auftritts in Mödlareuth. Unter dem Titel „Bedrohte AfD-Chefin Weidel machte Urlaub auf Mallorca“ berichteten die „Spiegel“-Journalisten, wie ein AfD-Sprecher in Mödlareuth auf der Bühne gesagt habe: „Am vergangenen Wochenende gab es einen sicherheitsrelevanten Vorfall bei Frau Weidel. Sie und ihre Familie wurden von der Polizei aus ihrer privaten Wohnung evakuiert und an einen sicheren Ort verbracht, da sich die Hinweise verdichteten, dass auf sie ein Anschlag inklusive Familie geplant wird.“ Dann erklärte der Sprecher, dass Weidel nicht aus dem Safehouse heraus dürfe und bis auf Weiteres untergetaucht bleibe. Der Ansage folgte eine Videobotschaft von Weidel.

Weiter heißt es, die Szene habe so gewirkt [auf die Journalisten], als ob Weidel direkt aus dem Safehouse der Polizei sende. „Tatsächlich weilte sie zum Zeitpunkt des Wahlkampfauftritts auf der Ferieninsel Mallorca.“ Nach „Spiegel“-Informationen sei Weidel an dem Nachmittag „in einer Ortschaft an der mallorquinischen Ostküste in einem Strandrestaurant gesehen“ worden, beim „Urlaub am Meer“.

Gegenüber dem ZDF hatte Weidel in dem Zusammenhang von „Falschmeldungen“ aus dem eigenen Haus gesprochen, „das klären wir aber jetzt intern auf“, so die Bundesvorsitzende.

BKA ohne Warnung, Schweiz sah Anschlagsgefahr

Weidels Büro habe auf Anfrage bestätigt, dass sich die AfD-Bundessprecherin mit ihrer Familie zum besagten Zeitpunkt auf Mallorca aufgehalten habe. Der Sprecher verwies darauf, dass nach dem „doch sehr aufrührenden Ereignis vom 23. September“ Weidel und Familie der Empfehlung gefolgt seien, „einige Zeit ihrer häuslichen Umgebung fernzubleiben, welche ein mutmaßliches Anschlagsziel war“, habe der Sprecher gesagt. Weidel habe sich „nach den bedrohlichen Eindrücken dafür entschieden, bei ihrer Familie zu sein“. Der Aufenthaltsort sei aus Sicherheitsgründen nicht kommuniziert worden, so der Sprecher.

Der „Focus“ fand in diesem Zusammenhang heraus: „Das Bundeskriminalamt (BKA) stellt die Sicherheitslage nun etwas anders dar.“ Ein Sprecher habe auf Anfrage gesagt: „Die Absage der Teilnahme an der gestrigen Veranstaltung durch Alice Weidel geschah nicht auf Veranlassung oder Empfehlung des BKA.“ Die Journalisten schlussfolgerten: „Offenbar gab es entgegen der Darstellung der AfD keine konkreten Hinweise vom BKA, dass auf der Veranstaltung ein Anschlag bevorstehe.“



Epoch TV
Epoch Vital
Kommentare
Liebe Leser,

vielen Dank, dass Sie unseren Kommentar-Bereich nutzen.

Bitte verzichten Sie auf Unterstellungen, Schimpfworte, aggressive Formulierungen und Werbe-Links. Solche Kommentare werden wir nicht veröffentlichen. Dies umfasst ebenso abschweifende Kommentare, die keinen konkreten Bezug zum jeweiligen Artikel haben. Viele Kommentare waren bisher schon anregend und auf die Themen bezogen. Wir bitten Sie um eine Qualität, die den Artikeln entspricht, so haben wir alle etwas davon.

Da wir die Verantwortung für jeden veröffentlichten Kommentar tragen, geben wir Kommentare erst nach einer Prüfung frei. Je nach Aufkommen kann es deswegen zu zeitlichen Verzögerungen kommen.


Ihre Epoch Times - Redaktion