Neue Synagoge in Dessau eingeweiht: Scholz mahnt zum Kampf gegen Antisemitismus

85 Jahre nach der Zerstörung der Synagoge in Dessau ist ein neues jüdisches Gotteshaus eröffnet worden. Kanzler Olaf Scholz sagte bei dem Festakt: „Jüdisches Leben ist und bleibt ein Teil Deutschlands“. Er mahnte zum Kampf gegen Antisemitismus.
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Bundeskanzler Olaf Scholz bei der Einweihung der neu erbauten Synagoge in Dessau-Roßlau, 22.10.2023.Foto: HENDRIK SCHMIDT/POOL/AFP via Getty Images
Epoch Times22. Oktober 2023

85 Jahre nach der Zerstörung der Synagoge in Dessau ist dort ein neues jüdisches Gotteshaus eröffnet worden. Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) sagte am Sonntag bei einem Festakt in der sachsen-anhaltischen Stadt, der Neubau mitten in Dessau zeige: „Jüdisches Leben ist und bleibt ein Teil Deutschlands“. Zugleich mahnte er zum Kampf gegen Antisemitismus.

„Für Antisemitismus darf es in Deutschland keinerlei Toleranz geben“, sagte Scholz. Die Bundesrepublik werde jüdisches Leben „verteidigen und schützen“.

Es empöre ihn zutiefst, wie sich seit dem Angriff der radikalislamischen Hamas auf Israel antisemitischer Hass und menschenverachtende Hetze Bahn brächen – „im Internet, in sozialen Medien rund um die Welt und beschämenderweise auch hier bei uns in Deutschland“. „Ausgerechnet hier, in Deutschland. Deutsche haben das Menschheitsverbrechen der Shoa begangen.“ Shoa kommt aus dem Hebräischen und meint die Massenvernichtung von Juden während des zweiten Weltkriegs.

Es dürfe kein Wegsehen und Schweigen geben, „wenn Jüdinnen und Juden auf Deutschlands Straßen nicht sicher sind, wenn Davidsterne auf Häuser geschmiert werden, wenn Brandsätze auf Synagogen geworfen werden, wenn die Opfer des Terrors verhöhnt und die Täter verherrlicht werden“, forderte Scholz, der bei der Veranstaltung eine Kippa trug. Jetzt müsse sich zeigen, was „unser ‚Nie wieder‘ bedeutet“.

„Symbol eines Neuanfangs“

Sachsen-Anhalts Ministerpräsident Reiner Haseloff (CDU) nannte den Synagogenbau „Symbol eines Neuanfangs“. „Aber wir müssen uns auch an die Vergangenheit erinnern, uns ihr immer wieder stellen“, sagte Haseloff. Jüdische Menschen müssten sich sicher fühlen, in Sachsen-Anhalt und weltweit, unterstrich der Ministerpräsident.

Mark Dainow, Vizepräsident des Zentralrats der Juden in Deutschland, sagte, der Synagogenbau sei „eine klare, in Stein gemeißelte Antwort“ auf Frage nach der der Zukunft jüdischen Lebens in Deutschland und „ein Bekenntnis zum Bleiben“.

Der Bau der neuen Synagoge begann 2019. Es ist der erste Neubau einer Synagoge in Sachsen-Anhalt nach der Progromnacht im Jahr 1938, in der auch die frühere Synagoge in Dessau in Brand gesteckt und zerstört wurde. Die Weill-Synagoge ist auch nach Angaben der Stadt das erste in Sachsen-Anhalt neu erbaute jüdische Gotteshaus seit der Wiedervereinigung.

Unter den Gästen war auch der Vorstand des Landesverbands der Jüdischen Gemeinden in Sachsen-Anhalt, Max Privorozki, der Vorstand der Jüdischen Gemeinde in Halle ist.

Unter hohen Sicherheitsvorkehrungen

Nachdem die Hamas am 7. Oktober Israel angegriffen hatte und Israel daraufhin den Gazastreifen bombardierte, war es in den vergangenen Tagen auch in Deutschland vielerorts zu pro-palästinensischen Protesten gekommen. Daher kam der Einweihung besondere Aufmerksamkeit zu, die Sicherheitsvorkehrungen waren hoch. Laut Polizei sollten unter anderem Spezialkräfte des Landeskriminalamts eingesetzt werden.

Israels Botschafter Prosor sagte, der 7. Oktober sei der schlimmste Tag in der Geschichte Israels gewesen. „Israel wird nie wieder so sein wie davor.“ Er kündigte einen „langen Krieg“ gegen die Hamas an, für den einzig die Terrormiliz verantwortlich sei.

Haus auch für andere Religionen offen

Der Vorsitzende der Jüdischen Gemeinde zu Dessau, Alexander Wassermann, sagte, sein Haus solle ein Haus der Begegnung und des regen Austauschs sein. Es solle auch anderen Religionsgruppen fürs Gebet offenstehen.

Dessau-Roßlaus Oberbürgermeister Robert Reck nannte die Einweihung einen „historischen Moment von großer Bedeutung“. Die neue Synagoge sei ein Ort des Gebets, der Begegnung und des Miteinanders. Die Jüdische Gemeinde gestalte das kulturelle Leben in der Stadt mit, bereichere und präge sie.

Mit der neuen Synagoge verfügt die Gemeinde über ein modernes, barrierefreies Zentrum. Erste Pläne für den Bau gab es bereits vor einigen Jahren. Der neue Rundbau steht etwa 300 Meter entfernt vom Dessauer Rathaus, der Bau entstand nach Plänen des für seine Synagogenbauten bekannten Architekturbüros von Alfred Jacoby aus Frankfurt am Main.

Die Synagoge ergänzt das 1908 errichtete und heute denkmalgeschützte Rabbinerhaus, in dem der Komponist Kurt Weill Kindheitsjahre verbrachte. Sein Vater Albert Weill war Kantor der jüdischen Gemeinde. Die neue Synagoge trägt daher den Namen Weill-Synagoge. (dpa/afp)



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