Ostelsheim in Baden-Württemberg: Gebürtiger Syrer mit 55,41 Prozent zum Bürgermeister gewählt

Die 2.500-Seelen-Gemeinde Ostelsheim hat künftig einen gebürtigen Syrer als Bürgermeister. Der 29-jährige Ryyan Alshebl wurde im ersten Wahlgang gewählt.
Ryyan Alshebl (Bündnis 90/Die Grünen) steht in Ostelsheim vor dem Rathaus.
Der gebürtige Syrer Ryyan Alshebl ist zum neuen Bürgermeister von Ostelsheim gewählt worden.Foto: Christoph Schmidt/dpa
Von 3. April 2023

Mit dem Ergebnis ihrer Bürgermeisterwahl hat es die 2.500-Einwohner-Gemeinde Ostelsheim im Landkreis Calw (Baden-Württemberg) in die bundesweiten Schlagzeilen geschafft. Am Sonntag, 2. April, gewann der 29-jährige Verwaltungsangestellte Ryyan Alshebl diese mit 55,41 Prozent. Drei Kandidaten hatten sich um das Amt beworben.

Das Ungewöhnliche daran: Alshebl ist erst im Jahr 2015 als Flüchtling aus as-Suwaida im Süden Syriens nach Deutschland gekommen. Nun kandidierte er als einziger Bewerber mit syrischen Wurzeln bei den Bürgermeisterwahlen im Südwesten – und erhielt prompt die erforderliche Mehrheit.

Künftiger Bürgermeister will auch Wohnsitz nach Ostelsheim verlegen

Alshebl ist, wie er selbst angibt, „privat“ Mitglied bei den Grünen. Zur Bürgermeisterwahl hat er jedoch als Parteiloser kandidiert – ebenso wie seine beiden Gegenkandidaten. Er ist der Sohn einer Gymnasiallehrerin und eines Agraringenieurs und kommt aus der drusischen Gemeinde. In Syrien hatte er ein Studium der Finanzwissenschaft und der Bankbetriebslehre begonnen. Dieses konnte er nach seiner Flucht nicht weiterführen.

Von der Gemeinschaftsunterkunft aus hat Alshebl nach eigenen Angaben erst die erforderlichen sprachlichen Qualifikationen erworben. Anschließend hatte er das Angebot der Nachbargemeinde Althengstett genutzt, eine duale Ausbildung zum Verwaltungsfachangestellten zu beginnen.

Da Alshebl zu den besten fünf Prozent seines Abschlussjahrgangs gehört habe, konnte er ein Stipendium des Landes im Rahmen der Begabtenförderung nutzen. In der Gemeindeverwaltung habe er in unterschiedlichen Bereichen der kommunalen Arbeit mitgewirkt. Zu seinen Schwerpunkten gehörten die Mitwirkung an einem Programm zur Verbesserung der Kita-Infrastruktur sowie die Digitalisierung. Seinen Lebensmittelpunkt will Alshebl nun von Althengstett nach Ostelsheim verlegen.

Einbürgerung aufgrund besonderer Integrationsleistung kommt offenbar zum Tragen

Mit seinen kommunalpolitischen Ambitionen ist Alshebl der bislang erfolgreichste gebürtige Syrer, der sich in Deutschland um ein politisches Amt bewirbt. Im Jahr 2021 wollte der „Seebrücke“-Aktivist Tareq Alaows für die Grünen in den Bundestag. Er zog eigenen Angaben zufolge seine Kandidatur infolge von Drohungen zurück, bevor seine Wahlberechtigung geklärt werden konnte.

Wer nicht EU-Bürger ist, muss auch für eine Kandidatur für ein Amt auf kommunaler Ebene „Deutscher im Sinne des 116 Abs. 1 des Grundgesetzes“ sein. Wer dies nicht durch Geburt ist, muss den Status durch einen rechtsgültigen Verwaltungsakt zur Verleihung der deutschen Staatsangehörigkeit erworben haben.

Im Regelfall ist nach derzeitigem Recht für einen ledigen Bewerber ein achtjähriger Aufenthalt in Deutschland erforderlich, ehe er die Einbürgerung beantragen kann. Die erfolgreiche Teilnahme an einem Integrationskurs kann die Wartezeit auf sieben Jahre verkürzen.

Liegen allerdings „besondere Integrationsleistungen“ vor, insbesondere beim Nachweis von Sprachkenntnissen, kann die Wartefrist auch schon nach sechs Jahren enden. Im Fall des künftigen Bürgermeisters von Ostelsheim dürfte dieser Tatbestand zum Tragen gekommen sein. Dazu kommt die mehrjährige Verwaltungserfahrung.



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