Gesundheitssenatorin besteht weiter auf Kinder-Quarantäne – Amtsärzte dagegen

Kinder-Quarantäne: Berlins Amtsärzte sagen, die Nachteile für Kinder stünden in keinem Verhältnis zu den Wahrscheinlichkeiten einer Infektion. Gesundheitssenatorin Kalayci (SPD) sieht das anders und spricht ein Machtwort: Die Gesundheitsämter müssen nun immer Quarantäne anordnen.
Titelbild
Berlins Gesundheitssenatorin Dilek Kalayci besichtigt ein neues Impfzentrum auf dem ehemaligen Flughafen Tempelhof in Berlin vor dessen Eröffnung am 8. März 2021.Foto: Tobias Schwarz / Pool/AFP via Getty Images
Von 1. September 2021

Vor einigen Tagen begann ein Streit in Berlin zwischen der Gesundheitssenatorin Dilek Kalayci (SPD) und den Amtsärzten der Bezirke der Hauptstadt. Die Mediziner hatten vergangene Woche entschieden, Kinder in Kitas und Schulen nicht mehr in Quarantäne zu schicken, wenn sie Kontaktpersonen von Infizierten geworden sind. Der Grund: Die Nachteile für die Kinder stünden in keinem Verhältnis zur geringen Wahrscheinlichkeit einer erfolgten Infektion, so die Ärzte.

Doch die für Gesundheit in Berlin zuständige Senatorin lehnte dieses Ansinnen der Mediziner ab und setzte lediglich eine Verkürzung der Quarantänezeit von 14 auf fünf Tage durch. Der Beschluss des Berliner Senats soll ab dem 4. September gelten, wie der „Tagesspiegel“ berichtet. Laut Kalayci sei es auch jetzt nicht üblich, ganze Lern- und Kitagruppen in Quarantäne zu schicken – nur in Ausnahmefällen, so die SPD-Politikerin. Kinder, die weit weg säßen, benenne man wegen der Hygienemaßnahmen nicht mehr als Kontaktpersonen, erklärte die Gesundheitssenatorin.

Den Amtsärzten warf die Politikerin vor, dass ein Strategiewechsel nicht deren Sache sei, und erklärte: „Im Rahmen der Einzelfallentscheidung haben die Gesundheitsämter nicht mehr den Spielraum, keine Quarantäne anzuordnen.“

Zuvor hatte die Referatsleiterin für Infektionsschutz in der Gesundheitssenatsverwaltung den Amtsärzten noch Unterstützung für ihr Anliegen zugesichert. Patrick Larscheid, Amtsarzt des Bezirks Reinickendorf, sagte zu Kalaycis Machtwort: „Niemand besitzt ein Weisungsrecht für solche ärztlichen Entscheidungen, auch keine Rechtsverordnung.“ Larscheid wies auch darauf hin, dass in Baden-Württemberg diese Art von Kontaktpersonen-Quarantäne an Schulen abgeschafft werde. Dort sollen betroffene Schüler, statt in Quarantäne zu gehen, für fünf Schultage täglich getestet werden.

In Berlin begann die Schule bereits am 6. August. Nach Angaben des RBB sind in Berlin mehr als 330.000 Schüler an allgemeinbildenden Schulen. Insgesamt seien nach der ersten Schulwoche 201 Schüler positiv auf das Coronavirus getestet worden, was 0,061 Prozent der Schülerschaft ausmache. Die meisten Fälle seien in Neukölln (48) und Reinickendorf (35) aufgetreten. Weiterhin seien von den rund 13.500 Lehrkräften 13 positiv getestet worden (0,096 Prozent). An den Berufsschulen wurden von fast 65.700 Schülern 14 positiv getestet (0,021 Prozent). Lehrkräfte seien von der Bildungsverwaltung nicht als infiziert gemeldet worden.



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