„Sie versuchen den Willen zu brechen“ – Oberstleutnant zu Gast bei Filmpremiere um Soldatenimpfung

Für so manchen Soldaten besteht durch die noch existierende Duldungspflicht der Arbeitsalltag aus dem verzweifeltem Kampf um Wahrheit und Selbstbestimmung. Davon bekommt der Rest der Gesellschaft nur wenig mit. Jetzt feierte ein Film seine öffentliche Premiere: „Standhalten – Soldatenstatements zur Duldungspflicht“ – und gibt einen sehr persönlichen Einblick, was sich hinter den Kasernenzäunen abspielt.
Von 2. Mai 2023

An einem endlos erscheinenden Feldweg, umgeben von weiten, mit erstem Grün geschmückten Ackerflächen, liegt das „Ganz.Kultur“-Zentrum mit seinem „Youkali“. Liebevoll ausgebaut und mit einem Anbau erweitert, bietet der in hellem Weiß strahlende „gekoppelte Wohn- und Stallbau Typ A“ – so die DDR-Bezeichnung – nun kulturell und gesellschaftspolitisch Interessierten einen Anlaufpunkt.

Hier, nahe der Kleinstadt Kyritz, im ländlichen Nordwestbrandenburg, fand am Samstag, 29. April, die deutschlandweite Filmpremiere der Dokumentation „Standhalten – Soldatenstatements zur Duldungspflicht“ statt. In ihr offenbaren Soldaten ihre Schwierigkeiten und Drangsale, denen sie durch ihren Dienstherrn und Vorgesetzte ausgesetzt waren und sind, weil sie kritische Fragen zur Corona-Impfung stellten oder sie verweigerten.

Zu Gast war einer der Protagonisten, die im Film zu Wort kommen: der mittlerweile suspendierte Bundeswehrsoldat Oberstleutnant Daniel Futschik (40) aus dem Rheinland.

Film berührt Zuschauer

Sind es die intimen Details oder die sonst unzugänglichen und daher wenig bekannten Informationen zu dem, was sich hinter den Kasernenzäunen abspielt, die die Zuschauer ansprechen? Oder ist es die besondere Atmosphäre, die der Film durch die persönlichen Erzählungen in Ich-Form in Verbindung mit den Naturaufnahmen und einer stimmungsvollen Hintergrundmusik schafft?

Das Publikum schaut gespannt auf die Leinwand, es fließt auch die ein oder andere Träne, wie die Veranstalterin Verena Rein gesehen haben will. Am Ende des 28-minütigen Films – als das Licht wieder angeht – herrscht eine Stimmung wie nach einem Auftauchen aus einer anderen Welt. Ein Auftauchen aus einer Soldatenwelt, einer bedrückenden Welt. Es bleibt weiter still.

Die Gastgeberin Verena Rein moderiert im „Ganz.Kultur“-Zentrum die Filmpremiere an. Foto: Stephan Kröker / Epoch Times

Arzt: „Ja, das wird schon wieder!“

Dann ergreift die Gastgeberin das Wort und stellt Futschik auf dem Podium Fragen. Er berichtet dabei über den Kontakt zu einer Soldatin im Sanitätsbereich der Bundeswehr, die ihm beim Blutabnehmen unter vier Augen anvertraute, dass sie nach der Corona-Impfung gesundheitliche Probleme bekam.

Er habe sie dann gefragt, was sie nun machen will und ob sie damit beim Arzt war? Sie meinte „Ja“ und berichtete ihm, dass der Arzt zu ihr nur sagte: „Ja, das wird schon wieder!“

„Wie, das wird schon wieder? Also lass dich doch nicht einfach damit abstempeln, denn diese Erscheinungen sind völlig untypisch“, habe Futschik daraufhin der Soldatin erwidert. Der Arzt könne da doch nicht einfach sagen: „Ja, das wird schon wieder!“ „Als ich das damals hörte, da dachte ich, ich falle vom Glauben ab“, berichtet der leger mit Sandalen und offenem Baumwollhemd über grauem T-Shirt gekleidete Rheinländer.

„Corona-Duldungspflicht beißt sich mit Soldatengesetz“

Für ihn „beißt“ sich die Corona-Duldungspflicht mit dem Soldatengesetz, macht er auf dem Podium deutlich: „Also zum einen sagt es aus, dass ich als Soldat verpflichtet bin, meine Gesundheit zu erhalten. Auf der anderen Seite soll ich jetzt eine medizinische Maßnahme erdulden, die meiner Gesundheit nicht guttut“, erklärt der Oberstleutnant, gegen den ein Disziplinarverfahren wegen „Ungehorsam“ läuft.

„Ich habe auch versucht, irgendwie an dieses Protokoll von der Sitzung des Schlichtungsausschusses heranzukommen, wo unter anderem die Duldungspflicht für die 180.000 Bundeswehrsoldaten beschlossen wurde.“

Aber das sei alles unter Verschluss und nicht für die Öffentlichkeit. „Da kam ich nicht ran“, so der 40-Jährige. Denn der Personalrat der Bundeswehr sei monatelang immer gegen eine Duldungspflicht bei der Corona-Impfung gewesen, weil sie gewisse Bedenken gehabt hätten, erklärt Futschik weiter. „Plötzlich gab es eine komplette Zustimmung auch vonseiten des Personalrats.“ Er wollte wissen, was genau sie umgestimmt hat.

„Turbokrebsfälle, Vorhofflimmern, Dauerperiode …“

Nach dem Podiumsgespräch zwischen den Veranstaltern und Futschik können die Zuschauer Fragen an den Oberstleutnant richten.

Eine Frau mittleren Alters meldet sich, steht auf und berichtet – hörbar bewegt – von ihrer Tochter, die während der Corona-Krise ihren freiwilligen Wehrdienst in einem Bundeswehrkrankenhaus abgeleistet hat. „Meine Tochter war auf der Station für Innere Medizin eingesetzt, die unterteilt ist in Kardiologie, Pneumologie und Onkologie“, berichtet die Mutter.

Ihre Tochter habe es vom ersten Tag an mitbekommen – Turbokrebsfälle, wo Leute eingeliefert worden und innerhalb von drei Wochen „elendig verreckt“ seien. Junge Soldaten seien mit Vorhofflimmern eingeliefert worden.

„Ich verzeihe mir nicht, dass ich mein Kind nicht schützen konnte“

„Ich habe meine Tochter jeden Tag gefragt: Wer von deiner Station ist krank?“ Auf der Station „Innere Medizin“ hätten drei Leute innerhalb eines halben Jahres eine Not-Blinddarm-Operation bekommen, Mittelohrentzündung, ein halbes Jahr keine Periode oder Dauerperiode und Mini-Thrombosen. Die Freiwillig Wehrdienstleistenden (FWDL) und die Reservisten hätten untereinander schon Witze gemacht. „Ach, das kommt bestimmt von der Spritze.“ Die Ärzte jedoch hätten nichts gesagt, berichtet sie sichtlich erregt.

Schließlich wurde der Druck zu groß für ihre Tochter. Obwohl sie dagegen war, ließ sie sich impfen, berichtet die Mutter bedrückt weiter. „Innerhalb von fünf Tagen bekam sie einen Ausschlag über ihrem einem Auge und starken Juckreiz, dazu einen blutigen Ausschlag unter dem Ellenbogen. Dann kam das Herzstechen dazu. Jetzt verträgt sie keine Getränke mit Kohlensäure mehr – nicht mal ein Glas Sekt zu Silvester. Auf einmal verträgt sie auch keine Weizenprodukte mehr. Und sie hat nur eine Impfung erhalten.“

Sie denkt, alle wüssten über die negativen gesundheitlichen Erscheinungen Bescheid, aber es gehe darum, den Willen der Soldaten zu brechen. „Ich verzeihe mir nicht, dass ich mein Kind nicht schützen konnte.“

Zuschauerin: „Ich war sehr erschrocken“

Dass hier im Nordwesten Brandenburgs weit ab einer größeren Metropole ein Film mit solch einer Sprengkraft gezeigt wird, steht symbolisch für das Nischendasein, das dieses Thema in der Gesellschaft – zumindest bisher – fristet.

Dabei stehen viele Erlebnisse der Soldaten stellvertretend für Leidensdruck und Ausschluss, den auch andere Gesellschaftsschichten während der Corona-Krise erlebten, was die Rückmeldungen der Gäste zeigen:

So war Catrina (60, Ergotherapeutin) einerseits sehr erschrocken darüber, „was da in der Bundeswehr praktiziert wird“, dass die Bundeswehr anscheinend extrem geschwächt werde durch die Corona-Duldungspflicht. „Ich finde es für mich wieder sehr schockierend, dass ich offensichtlich unserer Regierung nicht mehr vertrauen kann.“

Andererseits kenne sie sehr viele Fälle aus ihrem Umfeld, wo Menschen sich impfen ließen, weil sie dazu gedrängt wurden, um unter anderem ihren Job zu behalten. Oder sie hätten es einfach getan, weil sie reisen wollten. „Also auch dieses Belohnungssystem finde ich ganz grässlich und es kann einfach nicht angehen, dass mit diesen Methoden gearbeitet wird“, erklärt die Therapeutin.

Biologin: „Ich bin sehr berührt von seinem Mut“

Daniela Dörfel (55) war überrascht davon, dass ihr als Pazifistin ein Oberstleutnant mit hohem Dienstgrad so sympathisch sein kann. „Ich würde ihm gern auch noch mal die Hand schütteln wollen, weil ich Respekt und Achtung ihm gegenüber empfinde, was mir vorher gegenüber Uniformierten nie so gegangen ist“, so die Diplombiologin, die als Gemüsegärtnerin und Imkerin tätig ist.

Sie habe hier jemanden gesehen, der Ideale habe, der sich auch vor seine Truppe stelle und Verantwortung übernehme. Eine Impf- oder Duldungspflicht sei für sie der falsche Weg. „Ich bin sehr berührt von seinem Mut.“

Das Thema Duldungspflicht bei der Bundeswehr war ihr überhaupt nicht bewusst. „Mir ist durch den Film auch erst klar geworden, unter was für einem Druck die Soldaten stehen.“ Sie hält es für bemerkenswert, wie Oberstleutnant Futschik mit diesem Thema an die Öffentlichkeit geht.

Eine Zuschauerin der Filmpremiere von „Standhalten“ im „Ganz.Kultur“-Zentrum gibt der Epoch Times ein Interview. Foto: Stephan Kröker / Epoch Times

„Wir wollen Menschen wieder zusammenführen“

Doch wie kommt dieser Film ins „Ganz.Kultur“-Zentrum im abgelegenen Kyritz? Dazu sprachen wir mit Verena Rein, einer klassischen Sängerin, die zusammen mit ihrem Mann Hartmut und ihrer Tochter Valeska das Kulturzentrum betreiben.

In den vergangenen drei Jahren sei in unserer Gesellschaft eine große Spaltung entstanden, so Rein. „Das hat mir immer besonders viel Kummer bereitet.“ Das sei quer durch ganze Familien gegangen, Ehepartner hätten sich getrennt und so weiter „Ich kenne auch viele Freundschaften, die zerbrochen sind – auch eigene“, so die Künstlerin, die Meistersängerkurse leitet.

Das „Ganz.Kultur“-Zentrum mit seinem „Youkali“ bietet kulturell und gesellschaftspolitisch Interessierten einen Anlaufpunkt. Foto: Stephan Kröker / Epoch Times

„Wir wollen einen Beitrag dazu leisten, über die Missstände aufzuklären und die Menschen wieder zusammenzuführen“, so die Berlinerin, die erst während der Corona-Krise aufs Land gezogen ist. „Wir möchten, dass wir wieder miteinander und nicht übereinander reden.“

Dieses Konzept scheint aufzugehen. Nach der Veranstaltung bleiben viele Gäste noch im Anbau oder dem Hof des Kulturzentrums und führen bei einem Glas Apfelschorle oder Wein angeregte Gespräche. Die Luft fühlt sich trotz der fortgeschrittenen Uhrzeit noch ungewohnt warm an und das, obwohl die Sonne sich bereits langsam zurückzieht.

Es ist Zeit, sich auf die Heimfahrt zu machen, wieder entlang der nun in Dunkelheit gehüllten Felder und angefüllt mit vielen Fragen. Ob sich darauf Antworten finden werden, wird sich zeigen. Der Abend macht deutlich, viele wünschen sich eine Aufarbeitung und ein erster Heilprozess, wenn auch zunächst im Kleinen, hat eingesetzt.

Sehen sie hier den Dokufilm: „Standhalten – Soldatenstatements zur Duldungspflicht“

Hintergrund:

In der Bundeswehr wurde die Duldungspflicht für Impf- und Vorsorgemaßnahmen am 24.11. 2021 eingeführt. Soldaten, die diese verweigern, drohen disziplinarrechtliche Konsequenzen. Die Bundeswehr ver­weist dabei auf das Soldatengesetz und die Einsatzbereitschaft der Truppe.

„Der Soldat muss ärztliche Maßnahmen gegen seinen Willen nur dann dulden, wenn sie 1. der Verhütung oder Bekämpfung übertragbarer Krankheiten dienen oder 2. der Feststellung seiner Dienst- oder Verwen­dungsfähigkeit dienen“, heißt es im Soldatengesetz, Paragraf 17a.

„Duldungspflicht“ bedeutet, dass Soldaten verpflichtet sind, alle angewiesenen Impf- und Prophylaxemaßnahmen zu dulden. Dabei sei die Impfung nur dann nicht zumutbar, wenn objektiv eine erhebliche Gefahr für Leben oder Gesundheit des Soldaten vorliege, erklärt das Verteidigungsministerium auf seiner Website.

Die Impfungen der Bundeswehr würden immer gleichzeitig auf den Schutz der Gemeinschaft und des Individuums abzielen und darauf, die vorausgesetzte Funktionsfähigkeit der Bundeswehr zu gewährleisten. Vorbehalte und Kontraindikationen würden sehr ernst genommen und eingehend geprüft, heißt es dort weiter.

Die Bundeswehr erklärt bezüglich der Duldungspflicht auf seiner Website: Impfverweigerern drohe der Ausschluss aus der Bundeswehr, der Verlust des Anspruchs auf Dienstbezüge, Berufsförderung und Dienstzeitversorgung sowie der Verlust des Dienstgrades.

„Ungehorsam oder Gehorsamsverweigerung stellt eine Wehrstraftat dar, die mit bis zu drei Jahren Freiheitsentzug geahndet werden kann.“



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