Sofortiges Ende der Rente mit 63 gefordert

Zwei Millionen Fachkräfte, die früher in Rente gingen, fehlten der deutschen Wirtschaft „bitterlich“, so Jens Spahn. Er fordert die sofortige Abschaffung der Rente mit 63.
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Ein älterer Mann bei seiner Arbeit: Bratwürste braten in Nürnberg.Foto: iStock
Epoch Times28. Mai 2023

Unions-Fraktionsvize Jens Spahn (CDU) hat angesichts des weit verbreiteten Fachkräftemangels in Deutschland das sofortige Ende der Rente mit 63 gefordert. „Die Rente mit 63 kostet Wohlstand, belastet künftige Generationen und setzt die falschen Anreize“, sagte Spahn der „Bild am Sonntag“.

Diese Möglichkeit müsse daher „abgeschafft und durch eine bessere Erwerbsminderungsrente ersetzt werden“. Die etwa zwei Millionen Fachkräfte, die früher in Rente gingen, fehlten der deutschen Wirtschaft „bitterlich“.

Rente mit 63 beliebt

Die Rente mit 63 ist die seit 2014 bestehende Möglichkeit eines frühen Rentenbezugs ohne finanzielle Abschläge für Versicherte mit 45 Beitragsjahren. Das Bundesinstitut für Bevölkerungsforschung hatte im Dezember mitgeteilt, dass die Menschen in Deutschland immer öfter früh in Rente gehen. Viele scheiden demnach mit 63 oder 64 Jahren aus.

Laut Institut erfolgte 2021 fast jeder dritte Zugang zur Altersrente über die Rente mit 63. Zudem gehen demnach vermehrt Menschen vor der Regelaltersgrenze in den Ruhestand und nehmen dafür Abschläge bei der Rentenhöhe in Kauf.

Rente kostet Geld

Die „BamS“ zitierte aus einer neuen Studie des Forschungsinstituts Prognos im Auftrag der Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft (INSM), wonach Beitragszahler wegen der Möglichkeit der abschlagsfreien Frühverrentung bis 2035 fast 140 Milliarden Euro zusätzlich zahlen müssen.

Außerdem wäre die Fachkräftelücke laut den Studienautoren ohne die Möglichkeit der Rente mit 63 etwa zehn bis 20 Prozent kleiner.

INSM-Geschäftsführer Thorsten Alsleben sagte dazu der Zeitung: „Die Rente mit 63 kostet nicht nur die Beitragszahler Milliarden, sie geht auch zulasten aller Rentnerinnen und Rentner, die keine vergleichbare Bevorzugung bekommen.“

Außerdem verschärfe diese Frühverrentung den Fachkräftemangel. „Die Rente mit 63 passt nicht mehr in die Zeit und muss bis spätestens Ende 2030 auslaufen“, forderte Alsleben.

Die „Bild am Sonntag“ schrieb unter Berufung auf die Studie, eine Abschaffung der Rente mit 63 ab dem kommenden Jahr würde der Beitragssatz bis Ende des Jahrzehnts auf dem heutigen Niveau von 18,6 Prozent stabilisiert, statt auf 19,1 Prozent zu steigen. Dies hätte demnach bereits 2025 eine Entlastung von rund acht Milliarden Euro für die Beitragszahler zur Folge.

Konträre Meinungen

Der Grünen-Arbeitsmarktexperte Frank Bsirske warnte in der „Bild am Sonntag“: „Die Abschaffung der „Rente mit 63“ hätte zur Folge, dass Millionen Menschen mit Abschlägen und gekürzten Renten in den Ruhestand gehen.“ Viele Berufsgruppen wie Beschäftigte in der Pflege und in Kitas könnten aber schlicht nicht bis 67 arbeiten. „Für diese Menschen hätte ein Ende der Rente mit 63 fatale Folgen.“

FDP-Vize Johannes Vogel sprach sich für ein „selbstbestimmtes, flexibles Rentenalter“ aus. Jeder sollte selbst entscheiden können, wann er in Rente gehe. „Wer länger arbeitet, kriegt dann auch mehr Rente.“

Linken-Chefin Janine Wissler nannte den Vorschlag „eine Respektlosigkeit gegenüber Lebensleistungen hart arbeitender Menschen und eine Rentenkürzung durch die Hintertür“. Den Mangel an Fachkräften bekämpfe man nicht durch ein höheres Renteneintrittsalter.

CDU-Chef Friedrich Merz sagte der „Süddeutschen Zeitung“, wahrscheinlich komme man nicht umhin, bei einer immer längeren Lebenserwartung auch mehr zu arbeiten. „Sonst ist unser Rentensystem perspektivisch nicht mehr finanzierbar.“ (afp/dpa/red)



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