SPD möchte EU-Quote für Elektroautos – Kanzlerin hat Zweifel

Europa müsse "Leitmarkt und Leitanbieter für Elektromobilität werden, sonst wird die Automobilindustrie in Deutschland und Europa zweitklassig", erklärte Zypries und kritisiert Kanzlerin Merkel. Diese lehnt eine Quote für E-Autos ab und glaubt nicht, dass der Vorschlag "schon genau durchdacht ist".
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SymbolbildFoto: AXEL SCHMIDT/AFP/Getty Images
Epoch Times12. August 2017

Die SPD hat die ablehnende Haltung von Bundeskanzlerin Angela Merkel zum Vorschlag einer EU-Quote für Elektroautos kritisiert. Den Vorschlag von SPD-Kanzlerkandidat Martin Schulz „abzulehnen, ohne Alternativen zu benennen, zeigt, dass eine Konzeption fehlt und wir isoliert werden“, erklärte Bundeswirtschaftsministerin Brigitte Zypries (SPD) am Samstag in Berlin. Ab Herbst werde in Brüssel über die CO2-Politik ab 2020 gesprochen. „Diese Debatte müssen wir aktiv mitgestalten.“

Europa müsse „Leitmarkt und Leitanbieter für Elektromobilität werden, sonst wird die Automobilindustrie in Deutschland und Europa zweitklassig“, erklärte Zypries. „Eine Quote wird diesen Hochlauf beschleunigen.“ Schulz hatte zuletzt eine verbindliche Quote für Elektroautos auf EU-Ebene gefordert.

Merkel sagte am Samstag bei einer Wahlkampfveranstaltung in Dortmund, sie glaube nicht daran, dass der Vorschlag „schon genau durchdacht“ sei. Zunächst müsse in der EU darüber lange verhandelt werden, dann stelle sich die Frage, was zu tun sei, wenn die Quote nicht eingehalten werde.

Umweltministerin Barbara Hendricks (SPD) erklärte in Berlin, sie verstehe „die Verzagtheit bei der E-Mobilitätsquote nicht“. Anders seien die Klimaschutzziele für 2030 nicht erreichbar. Zudem vergebe Europa die Chance, „führender Markt für eine saubere Zukunftstechnologie zu sein“.

„Mit Blick auf die Aussagen von Frankreich und Großbritannien, mittelfristig ganz aus der Verbrennungstechnologie auszusteigen, könnte eine E-Quote eigentlich nur an einem Land scheitern – nämlich an Deutschland“, erklärte Hendricks. „Das wäre ein erneuter Kniefall vor der Autoindustrie.“

Merkel: Es ist nicht richtig, wenn Autokäufer die Verlierer sind

Merkel übte in ihrer Dortmunder Rede auch scharfe Kritik an den Autoherstellern. Zugleich lehnte sie Fahrverbote für Dieselautos ab. Es sei „nicht richtig“, wenn die Autokäufer als Verlierer aus der Affäre hervorgingen. Darüber hinaus seien ohne Dieselautos derzeit die Klimavorgaben nicht einzuhalten.

Die Chefin der Grünen-Bundestagsfraktion, Katrin Göring-Eckardt, erklärte Merkels Rede zum „netten Versuch, sich von eigener Mitverantwortung für die Dieselaffäre reinzuwaschen“. Merkel habe in ihrer Kanzlerschaft „die Autoindustrie schalten und walten lassen, wie es ihr gefiel, und stets ihre schützende Hand über sie gehalten“.

Abschaffung der Mineralölsteuer „gehört auf den Prüfstand“

Die Präsidentin des Umweltbundesamts, Maria Krautzberger, brachte angesichts des Dieselskandals die Abschaffung des Dieselprivilegs bei der Mineralölsteuer ins Gespräch. Es gehöre „auf den Prüfstand“, sagte sie der „Rheinischen Post“ aus Düsseldorf.

Krautzberger betonte, Dieselfahrer zahlten pro Liter 18,4 Cent weniger als bei Benzin, den Staat koste dies mittlerweile 7,8 Milliarden Euro pro Jahr, gut dreieinhalb Milliarden davon für die Pkw-Nutzung. Selbst bei Abzug der höheren Kfz-Steuern für Dieselautos seien das rund eineinhalb Milliarden Euro vom Staat für die Selbstzünder pro Jahr.

Eine feste Quote für Elektroautos auf EU-Ebene halte sie für sinnvoll, sagte Krautzberger. Göring-Eckart forderte zudem in den Zeitungen der Funke-Mediengruppe ein Verbot von Verbrennungsmotoren bis „spätestens 2030“. „Man muss ein klares Datum für das Ende des fossilen Verbrennungsmotors setzen“, sagte sie.

Baden-Württembergs Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) sagte indes der „Süddeutschen Zeitung“, der Diesel werde als Übergangstechnologie weiterhin gebraucht. Die Politik müsse verschiedene Ziele abwägen und dürfe auch die Industrie nicht aus den Augen verlieren. (afp)

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