Ulm: Münstergemeinde verbannt Hl. Drei Könige wegen „Rassismus“-Debatte – und mit dubioser Erklärung

Infolge einer „Rassismus“-Debatte verbannt der Kirchengemeinderat der evangelischen Münstergemeinde Ulm die Hl. Drei Könige aus der Weihnachtskrippe. Dekan Ernst-Wilhelm Gohl verweist auf eine angebliche Legende, die sich um die Figur ranke – die aber kaum bekannt ist.
Von 7. Oktober 2020

Keine Corona-Reisebeschränkungen, sondern eine „Rassismus“-Debatte vereitelt den drei Weisen aus dem Morgenland in der kommenden Weihnachtszeit den Besuch beim Jesuskind in Ulm. Wie der „SWR“ berichtet, hat sich die dortige evangelische Münstergemeinde dazu entschlossen, ihre Weihnachtskrippe in diesem Jahr nicht mit den Hl. Drei Königen zu bestücken.

Münstergemeinde Ulm präsentiert eigene Legende

Man wolle, so habe der Kirchengemeinderat in seiner jüngsten Sitzung beschlossen, den „schwarzen König Melchior“ nicht so zeigen, wie er in den 1920er Jahren geschnitzt worden war und seither unbeanstandet die Krippe geziert hatte. Dekan Ernst-Wilhelm Gohl sprach von einer „problematischen“ Darstellung. Die Figur, die stark überzeichnete Lippen und Feder-Kopfschmuck aufweise, unterstreiche „Stereotype, die man heute als rassistisch bezeichnen muss“.

Außerdem besage eine Legende, Melchior sei auf dem Weg nach Bethlehem an Ulm vorbeigekommen, wollte dem Jesuskind eine Brezel mitbringen, habe selbst davon gegessen – und habe sich, weil am Ende nichts mehr übrig geblieben sei, „schwarz geärgert“. Auch dies mache die Darstellung bedenklich:

„Dass man so die Hautfarbe erklärt, dass einer aus Ärger schwarz wird, das ist natürlich unter heutigen Gesichtspunkten schon rassistisch, von daher ist diese Legende als solche höchst problematisch.“

Melchior der afrikanische unter den Drei Königen?

Inwieweit diese Legende in Ulm tatsächlich Popularität genießt, ist ungewiss. Zumindest lokale Medien berichteten 2013 über die Brezel, die der Figur in die Hand geschnitzt worden wäre. Mit der eigentlichen Erzählung über die Hl. Drei Könige hat diese Darstellung jedoch wenig zu tun. Dies beginnt schon damit, dass traditionell in den meisten Überlieferungen nicht Melchior als der schwarze König dargestellt wird, sondern Caspar. Forscher sind sich jedoch nicht völlig einig.

Die Umwandlung der drei „Weisen aus dem Morgenland“, wie sie im Matthäusevangelium benannt werden, in „Könige“ geht auf den Volksglauben zurück. Im achten Jahrhundert wurden ihnen auch ihre heutigen Namen gegeben.

Die ersten Darstellungen, die Caspar als König präsentieren, der den afrikanischen Kontinent symbolisiert, deshalb mit dunkler Hautfarbe dargestellt wird und Myrrhe als Geschenk bringt, lassen sich auf das 12. Jahrhundert datieren. Ihren Siegeszug feierte diese Darstellung in der Malerei der Renaissance.

Nächstes Jahr soll Entscheidung diskutiert werden

Caspar, dessen Name „Schatzmeister“ bedeutet, wird ergänzt von Balthasar („Schütze mein Leben“), der als asiatischer König gilt und Weihrauch schenkt. Melchior („Königliches Licht“) gilt hingegen als der europäische König – er bringt Gold als Geschenk mit.

Gohl meint, es solle eine breitere Diskussion über den künftigen Umgang mit der Figur geben – allerdings nicht zur Weihnachtszeit. Im Münster von Ulm, wo man auch über eine „Mohrengasse“ debattiert habe, solle diesmal eben die Weihnachtsgeschichte nach Lukas erzählt werden, wo es keine Weisen aus dem Morgenland gäbe. Im neuen Jahr wolle sich die Gemeinde dann der Diskussion stellen.

Diözese: „Brauchtum ohne rassistischen Hintergrund“

Die Diözese Rottenburg-Stuttgart insgesamt stellt es ihren Kirchengemeinden frei, einen schwarzen König in ihren Weihnachtskrippen aufzustellen, erklärte diese gegenüber dem „SWR“ auf Anfrage.

Die Verwendung eines solchen sei ein bloßes Brauchtum ohne rassistischen Hintergrund. Die Entscheidung der Ulmer Münstergemeinde sei „zwar nachvollziehbar“, so die Diözese Rottenburg, ein „sensibler Umgang mit dem Thema in den Kirchengemeinden“ sei auch „gewünscht“. Eine Empfehlung gebe es jedoch nicht.



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