Verfahren: Geschäftsführer bedauern Tod von vier Bauarbeitern

Vier Arbeiter sterben, als beim Neubau des Unternehmenssitzes ihres Arbeitgebers eine Betondecke fällt. Nun begeben sich Juristen auf die mühsame Suche danach, wer für den Unfall verantwortlich ist.
Polizeibeamte untersuchen die Baustelle in Oberbayern. Vier Arbeiter sind dort beim Einsturz einer Betondecke getötet worden.
Polizeibeamte untersuchen die Baustelle in Oberbayern. Vier Arbeiter sind dort beim Einsturz einer Betondecke getötet worden.Foto: Matthias Balk/dpa
Epoch Times20. April 2023

Zweieinhalb Jahre nach einem verheerenden Deckeneinsturz mit vier Toten auf einer Baustelle in Oberbayern müssen sich die zwei Geschäftsführer des Bauunternehmens vor Gericht verantworten. Zu Beginn des Prozesses am Amtsgericht in Landsberg drückten die Angeklagten am Donnerstag den Hinterbliebenen ihrer Mitarbeiter, die als Nebenkläger am Verfahren teilnehmen, ihr Bedauern aus.

„Es tut mir furchtbar leid“, meinte der 64 Jahre alte Chef des Familienbetriebes. Mit angeklagt ist sein 30-jähriger Sohn. Beiden wird vorgeworfen, durch Verstoß gegen die Sicherheitsvorgaben fahrlässig den Tod der Arbeiter verursacht zu haben.

Neubau des Unternehmens

Im Oktober 2020 stürzte auf der Baustelle in Denklingen bei Betonarbeiten die Decke ein. Ein 16 Jahre alter Jugendlicher, ein 34-Jähriger und zwei 37-Jährige, die auf und unter der Betondecke gearbeitet hatten, wurden durch Trümmer und flüssigen Beton verschüttet und starben. Ein weiterer Bauarbeiter wurde verletzt.

Es ging um einen Neubau des Unternehmens selbst. Es wurden Gewerberäume für den Betrieb sowie eine Wohnung für den 30-Jährigen errichtet. Die Staatsanwaltschaft wirft den zwei Männern vor, dass sie als Verantwortliche des Projekts bei den Arbeiten ein „gänzlich instabiles Traggerüst“ aufstellen ließen. Dadurch sei die Decke eingestürzt. Jeder erfahrene Bauarbeiter hätte die Mängel demnach erkennen können. Außerdem seien weitere Vorschriften nicht eingehalten worden.

Im Detail äußerten sich beide Angeklagten nicht. Ihre Verteidiger gaben Erklärungen für beide ab, aus denen sich ergibt, dass die zwei Männer bei sich selbst nicht die Schuld für das Unglück sehen. Sie verwiesen auf andere Personen, die für die Sicherheit auf der Baustelle verantwortlich gewesen seien. Bezüglich einer bestimmten Bauvorschrift, die nicht eingehalten worden sein soll, erklärten die Anwälte, dass diese ihren Mandanten unbekannt gewesen sei.

74 Betriebsunfälle 2022

Bei dem Unglück handelt es sich um einen der schwersten Baustellenunfälle in Deutschland seit Jahren. Nach den vorläufigen Zahlen der Berufsgenossenschaft für die Bauwirtschaft sind 2022 in Deutschland 74 Bauarbeiter tödlich verletzt worden, insgesamt gab es 99.380 Arbeitsunfälle auf den Baustellen.

Im Vorjahr gab es sogar 85 getötete Bauarbeiter. Im langfristigen Vergleich zeigt sich zwar, dass die Zahl der tödlichen Betriebsunfälle in der Bundesrepublik rückläufig ist, die Baugewerkschaft kritisiert die aktuellen Zahlen allerdings dennoch als viel zu hoch.

Der Prozess soll nach bisherigen Planungen am kommenden Montag fortgesetzt werden. (dpa/red)



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