Wochenrückblick: Deutscher Gewinn geht ins Ausland und Bayern hat es satt

Ein wachsender Anteil der Aktien im Deutschen Aktienindex liegt in Händen ausländischer Investoren. Damit fließt auch der Großteil der Gewinnausschüttungen ins Ausland. Und Bayern hat in Karlsruhe gegen den Länderfinanzausgleich (Finanzkraftausgleich) Klage eingereicht. Ein unvollständiger Rückblick auf Nachrichten der Woche.
Titelbild
Rund hundert Alphornbläser am letzten Tag des 22. Internationalen Alphornfestivals (23. Juli 2023) auf der Alp Tracouet, 2.200 Meter hoch in den Schweizer Alpen über Nendaz. Das Blasinstrument, das Teil der Schweizer Folklore ist und von den Bergbewohnern in der Schweiz verwendet wird, ist aus Holz mit einem becherförmigen Mundstück gefertigt.Foto: ROBIN MILLARD/AFP via Getty Images
Von 29. Juli 2023

Gewinn geht ins Ausland

Ein wachsender Anteil der Aktien im Deutschen Aktienindex liegt in Händen ausländischer Investoren. Bei 24 DAX-Konzernen halten Investoren aus dem Ausland die Mehrheit. Damit fließt auch der Großteil der Gewinnausschüttungen ins Ausland. Insgesamt gut 51,6 Milliarden Euro schütten die 40 Unternehmen an ihre Anteilseigner aus und damit sieben Prozent mehr als ein Jahr zuvor. Gut 26,3 Milliarden Euro kassieren Investoren im Ausland, 19,7 Milliarden Euro gehen an DAX-Anleger in Deutschland, der Rest der Summe entfällt auf Aktionäre, die regional nicht klar zuzuordnen sind. Am höchsten ist der Anteil ausländischer Anteilseigner bei Vonovia: 84 Prozent der Aktien des Immobilienkonzerns sind in den Händen ausländischer Investoren. Auf mindestens 80 Prozent Auslandsanteil kommen die Deutsche Börse, der Chemikalienhändler Brenntag und der Triebwerkshersteller MTU Aero Engines. Bei acht DAX-Unternehmen liegt die Aktienmehrheit eindeutig im Inland: Porsche AG, Siemens Healthineers, Beiersdorf, Hannover Rück, Deutsche Telekom, BASF, BMW und Sartorius.

Jeder Zehnte muss gehen

Der Münchner Medienkonzern „Pro Sieben Sat 1“ wird in Deutschland rund 400 Stellen streichen, rund zehn Prozent der Vollzeitstellen. Betroffen sind Beschäftigte der Firmenzentrale und der Unterhaltungssparte. Betriebsbedingte Kündigungen sollen weitestgehend vermieden und offene Stellen nicht nachbesetzt werden. Schon 2019 waren rund 120 Vollzeitstellen weggefallen. Der Privatsender, der auf Einnahmen durch Werbung setzt, strauchelt – weil Unternehmen wegen Inflation und schwacher Konjunktur hierzulande nur wenig Reklame schalten. Im ersten Quartal brach der operative Gewinn um 52 Prozent ein. Der Konzernchef gibt der RTL-eigenen Streamingplattform Joyn künftig eine zentrale Rolle.

Wo auch immer die AfD sich trifft, finden sich meist Gegendemonstranten. So auch an der Magdeburger Messe. Sie demonstrieren gegen den dort stattfindenden AfD-Bundesparteitag.

Wo auch immer die AfD sich trifft, finden sich meist Gegendemonstranten. So auch an der Magdeburger Messe. Sie demonstrieren gegen den dort stattfindenden AfD-Bundesparteitag. Foto: Sebastian Willnow/dpa

Freiwillige Spenden und Solidarität

Die Menschen in Deutschland haben im Jahr 2022 laut dem Deutschen Zentralinstitut für soziale Fragen eine Rekordsumme von 1.012 Milliarden Euro für die Opfer des Ukraine-Kriegs gespendet. Das ist der „höchste Betrag, der in Deutschland jemals anlässlich einer einzelnen Notsituation gespendet und auch statistisch erfasst wurde“, erklärte das Institut. Ehrenamtliches Engagement sowie der Wert von Sachspenden sind nicht in der Summe enthalten. Insgesamt spendeten die Menschen 2022 rund 12,9 Milliarden Euro für gemeinnützige Zwecke und damit minimal mehr (plus 0,3 Prozent) als 2021. Der größte Spendenbetrag 2021 entfiel mit 655 Millionen Euro auf die Hochwasserhilfe im Ahrtal und anderen Regionen im Westen Deutschlands.

Ehe = Mann und Frau

Russlands Staatschef Wladimir Putin hat ein Gesetz zum Verbot von Geschlechtsumwandlungen in Kraft gesetzt. Menschen in Russland, die eine andere geschlechtliche Identität haben, dürfen sich demnach keinen chirurgischen Eingriffen unterziehen oder Hormone verschreiben lassen. Die Staatsduma hatte das Gesetz am 14. Juli einstimmig beschlossen. Ehen, in denen ein Partner in der Vergangenheit sein Geschlecht angepasst hat, werden laut Gesetz annulliert. Die Initiatoren des Gesetzes erklärten, dass sie im Kampf gegen „westliche Ideologien“ die kulturellen Traditionen und Familienwerte schützen wollen. Kremlchef Putin hat auch in der Verfassung verankern lassen, dass eine Ehe nur aus Mann und Frau bestehen könne.

Gute Ernte hoch in den Bergen

In diesem Jahr fiel die Heuernte in den Schweizer Bergen sehr gut aus – zumindest in den höheren Lagen. Bergbauern berichten von bis zu 50 Prozent mehr Erträgen als in den Vorjahren. Teilweise reichen die Scheunen nicht aus, um alles aufzunehmen. Der regenreiche Frühling und der trockene Frühsommer sorgten sowohl quantitativ als auch qualitativ für eine gute Ernte auf den höher gelegenen Wiesen. Regional gibt es sehr starke Unterschiede bei der Ernte, vor allem in den Tälern sah die Heuernte bisher nicht so gut aus. Die Bauern nehmen es, wie es kommt, die Kühe freuts.

Hier ist jede Menge Geduld gefragt, um auf die Fähre zu kommen. Der Start in die Ferien beginnt in England für viele mit einem Stau in Dover.

Hier ist jede Menge Geduld gefragt, um auf die Fähre zu kommen. Der Start in die Ferien beginnt in England für viele mit einem Stau in Dover. Foto: Gareth Fuller/PA Wire/dpa

Bayern hat es satt

Bayern hat in Karlsruhe gegen den Länderfinanzausgleich (Finanzkraftausgleich) Klage eingereicht. „Eine Lösung im Verhandlungswege im Länderkreis war bei maximal fünf Geberländern und gleichzeitig mindestens elf Nehmerländern ganz objektiv betrachtet schlichtweg aussichtslos“, sagte Bayerns Finanzminister Albert Füracker (CSU). Zwischen den 16 Bundesländern wurden 2022 rund 18,5 Milliarden Euro umverteilt. Bayern zahlte davon fast 9,9 Milliarden, Baden-Württemberg 4,5 Milliarden, Hessen 3,25 Milliarden, Hamburg 814 Millionen und Rheinland-Pfalz 107 Millionen Euro. Alle anderen Bundesländer profitierten von den Zahlungen, Berlin erhielt mit rund 3,6 Milliarden Euro am meisten. Füracker erklärt: „Wir können den Steuerzahlerinnen und Steuerzahlern in unserem Land nicht mehr weiter vermitteln, dass mit bayerischen Steuergeldern in anderen Ländern Wohlfühlprogramme über den Finanzkraftausgleich finanziert werden, die wir uns in Bayern selbst nicht leisten.“ Seit Bestehen des Systems erhielt Bayern in den Anfangsjahren 3,4 Milliarden Euro, zahlte jedoch mittlerweile mehr als 108 Milliarden Euro ein.

Jedes vierte Obst oder Gemüse kam 2022 aus Spanien

Deutschland importierte 2022 deutlich mehr Obst und Gemüse als hierzulande geerntet wurde. Aus Spanien stammen drei von vier Orangen und Zitronen sowie rund die Hälfte aller importierten Melonen (52 Prozent), Paprika, Salate (beides 50 Prozent) und Speisezwiebeln (46 Prozent). Italien war der wichtigste Lieferant von Speiseäpfeln (177.500 Tonnen, 40 Prozent), frischen Trauben (33 Prozent) und Kiwis (43 Prozent). Auch drei von vier Brokkoli und neun von zehn Fenchelknollen stammen aus Italien. Insgesamt importierte Deutschland 2022 gut 6,2 Millionen Tonnen Obst und knapp 4,9 Millionen Tonnen Gemüse. Gleichzeitig exportierte Deutschland rund 2,8 Millionen Tonnen Gemüse sowie 0,8 Tonnen Obst. Äpfel sind das Obst, welches in Deutschland am meisten geerntet wird, davon sind 72 Prozent Tafeläpfel. Beim einheimischen Gemüse liegen wie in den Vorjahren Möhren, Zwiebeln und Weißkohl vorn.

Gründlich verflogen?

In der Oberpfalz im Landkreis Neumarkt fand ein Landwirt einen erschöpften Basstölpel. Der Hochseevogel, der nur auf Helgoland brütet, hatte keine Verletzungen, war aber deutlich geschwächt. Der Landesbund für Vogelschutz übernahm den erwachsenen Meeresvogel und brachte ihn in die Umweltstation Regenstauf. Mit einer Spannweite von 1,80 Meter kann ein Basstölpel – täglich auf der Suche nach Fisch auf See und an der Küste – mehrere hundert Kilometer zurücklegen – doch für Bayern ist es erst der vierte bekannte Nachweis eines Basstölpels überhaupt. Nun wird er mit Makrelen – zum Sonderpreis vom Fischhändler – aufgepäppelt und soll knapp ein Kilo zunehmen. Wenn er wieder fit ist, wird er an die Nordseeküste gebracht und dort ausgewildert.

Schlechte Aussichten

Deutschland bildet eine Ausnahme unter den großen Volkswirtschaften. Während die Weltwirtschaft schwach wächst (3,0 Prozent) hat der IWF seine Erwartungen für Deutschland noch weiter abgesenkt. Das deutsche Bruttoinlandsprodukt (BIP) wird demnach 2023 um 0,3 Prozent schrumpfen. Risiken für die Weltwirtschaft sieht der Währungsfonds in einer „Intensivierung“ des Krieges in der Ukraine sowie in „extremen Wetterereignissen“, sofern dies zu einer erneuten Verschärfung der Geldpolitik führt. Auch mögliche Probleme der chinesischen Wirtschaft, insbesondere des hoch verschuldeten Immobiliensektors des Landes, könnten auf andere Staaten übergreifen. Deutschland ist der einzige G7-Staat, für den der IWF die Prognose vom Frühjahr nicht verbesserte. Wirtschaftsforschungsinstitute hierzulande rechnen mit einem Rückgang des BIP in diesem Jahr um bis zu 0,5 Prozent.

Das Maislabyrinth in Erfurt ist das perfekte Ausflugsziel. Seit inzwischen 15 Jahren, gibt es jedes Jahr ein neues Bild zum Verlaufen in dem über drei Hektar großen Maisfeld.

Das Maislabyrinth in Erfurt ist das perfekte Ausflugsziel. Seit inzwischen 15 Jahren gibt es jedes Jahr ein neues Bild zum Verlaufen in dem über drei Hektar großen Maisfeld. Foto: Heiko Rebsch/dpa

Fliesen passé

Das Fliesenwerk Nordceram aus Bremerhaven hat Insolvenz angemeldet. In dem Werk im Fischereihafen wurden nach Angaben des Unternehmens die Brennöfen abgestellt. Rund 190 Beschäftigte sind betroffen. Nordceram gehört zur Steuler Fliesengruppen in Bremen, die ebenfalls insolvent ist. Die genauen Gründe wurden nicht bekannt; gesprochen wurde von zu hohen Energiekosten und einem drastischen Umsatzeinbruch im Juni. Weitere Standorte hat der Hersteller von keramischen Wand- und Bodenfließen in Sachsen und Baden-Württemberg.

Synchronsprecher überflüssig?

Man nehme die Originalstimmen von Schauspielern, verinnerliche Stil und charakteristische Sprecheigenschaften und erzeuge daraus eine Sprachsynthese. Noch etwas digitale Bearbeitung und dann kann der Schauspieler durch eine KI in jeder gewünschten Sprache im Film ersetzt werden. Zumindest, was das Sprechen angeht. Synchronsprecher werden überflüssig. Kombiniert werden dafür künstliche Intelligenz, Deep-Learning-Technologie sowie Natural Language Processing. Das ist das Geschäft des Tel Aviver Familienunternehmens namens Deepdub. Laut Gründer Ofir Krakowski, der das Unternehmen mit seinen Brüdern führt, herrscht in der Filmindustrie ein großes Interesse an einer Technisierung des Sprecherberufs. Er sagt, in Ton und der sprachlichen Farbe unterscheide sich die synthetische Stimme nicht vom Original. Aktuell braucht er für die Übersetzung eines Spielfilms bis zu acht Wochen, was demnächst auf zwei Wochen verkürzt werden soll. Bis Ende 2023 will das Unternehmen nicht nur 30, sondern 60 Sprachen anbieten.

Gebühren von 35 Cent pro Bezahlvorgang?

Mehrere Banken verlangen für bislang unentgeltliche Dienste seit Kurzem erhebliche Gebühren. So wird unter anderem die Stadtsparkasse München kritisiert, die neuerdings für Bargeldabhebungen oder Überweisungen, welche Kunden in der Filiale oder außerhalb der Geschäftszeiten in der Vorhalle vornehmen, Gebühren erheben. Die Stadtsparkasse verlangt künftig sogar 35 Cent Gebühren für jeden Bezahlvorgang mit der Girocard. Zudem sollen für Daueraufträge, Renteneingänge und sogar Gehaltseingänge künftig jeweils 49 Cent an Gebühren anfallen. Nach Intervention des Oberbürgermeisters Dieter Reiter wurde eine Bagatellgrenze eingeführt – Zahlungen unter zehn Euro sind davon ausgenommen. Verbraucherschützer raten Betroffenen zum Wechsel.

Panzer als Exportschlager

Deutschland steigt in den Export seines neuesten Kampfpanzers Leopard 2A8 ein. Tschechien wird 77 Fahrzeuge erwerben, was ein Novum darstellt. Litauen, die Niederlande und Italien haben Interesse bekundet, weitere Verkäufe werden in Ost- und Südosteuropa erwartet. Rheinmetall und Krauss-Maffei Wegmann (KMW) bauen damit ihre starke Position auf dem Panzermarkt aus – beispielsweise gegen den südkoreanischen Kampfpanzer K2 Black Panther, der in Polen in Lizenz gefertigt werden soll. Auch für das deutsche Flugabwehrsystem des Herstellers Diehl, IRIS-T SLM, welches im Ukraine-Krieg erfolgreich eingesetzt wird, gibt es Interessenten. Jenseits der Rüstungsexporte will Berlin auch die bilaterale Militärkooperation mit Tschechien intensivieren. Ziel ist, auf europäischer Ebene einsatzfähige multinationale Großverbände aufzubauen und tschechische Brigaden an Divisionen der Bundeswehr anzubinden. Diese wären faktisch im Rahmen der NATO, aber auch der EU nutzbar.

Der russische Präsident Wladimir Putin spricht während einer Plenarsitzung auf dem Russland-Afrika-Gipfel in St. Petersburg.

Der russische Präsident Wladimir Putin spricht während einer Plenarsitzung auf dem Russland-Afrika-Gipfel in St. Petersburg. Foto: Donat Sorokin/POOL TASS Host Photo Agency/AP/dpa




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