Wochenrückblick: Hype bei der Rüstungsindustrie, Weck-Gläser insolvent, und mit 17 allein Auto fahren

China verweigert ein neues rotes Telefon zur militärischen Kommunikation mit Washington. Nanopartikel sollen Wirkstoffe über das Einatmen in den Körper bringen und mittlerweile liegt die gefühlte Inflation in Deutschland bei 18 Prozent. Diese und andere Kurzmeldungen aus der vergangenen Woche – ein unvollständiger Rückblick.
E-Bikes bescheren der Fahrradbranche auch nach der Pandemie gute Umsatzzahlen.
E-Bikes bescheren der Fahrradbranche auch nach der Pandemie gute Umsatzzahlen.Foto: Heiko Rebsch/dpa
Von 24. Juni 2023

Mit 17 allein Auto fahren

In Frankreich dürfen junge Menschen ab Januar 2024 mit 17 statt wie bisher mit 18 Jahren allein Auto fahren. Derzeit dürfen 17-Jährige in Frankreich zwar einen Führerschein machen, aber im ersten Jahr nur von einem Erwachsenen begleitet fahren. Erst mit 18 Jahren dürfen sie allein hinters Steuer. Berufsschüler sollen auch eine Hilfe von 500 Euro für die Finanzierung des Führerscheins bekommen, was bisher Auszubildenden vorbehalten war. Mehrere Verbände kritisierten die Ankündigung. Mit dem Schritt werde das Gegenteil dessen getan, was zu einer Halbierung der Verkehrstoten bis 2030 notwendig sei, sagte Jean-Yves Lamant von der Liga gegen Straßengewalt. Die Herabsetzung des Alters sei „wirklich keine gute Idee“, sagte Anne Lavaud vom Straßensicherheitsverband.

Kein neues rotes Telefon

China hat sich geweigert, die direkte militärische Kommunikation mit Washington wieder aufzunehmen, erklärte Außenminister Antony Blinken am 19. Juni, kurz nach einem Treffen mit dem chinesischen Staatschef Xi Jinping. Er habe zwar „wiederholt“ die Einrichtung eines Krisen-Kommunikationskanals zwischen dem amerikanischen und dem chinesischen Militär in Aussicht gestellt, aber im Moment habe China nicht zugestimmt, damit fortzufahren. Der pensionierte General der US-Luftwaffe, Robert Spalding, erklärte gegenüber dem Nachrichtensender NTD, dass sein Land mit dem Besuch „wirklich den Ball aus der Hand gegeben habe“. „Wir sind Bittsteller. Und offen gesagt ist der Einzige, der eine militärische Entscheidung treffen wird, Xi Jinping selbst“, so der Ex-General. Das chinesische Regime benutze den militärischen Kommunikationskanal „als Druckmittel, um mehr Zugeständnisse von der Biden-Regierung zu bekommen“.

Weck-Gläser insolvent

Der Hersteller der Weck-Gläser ist pleite. Die J. Weck GmbH & Co. KG mit Sitz in Wehr sowie die Weck Glaswerk Gesellschaft mit Sitz in Bonn reichten jeweils einen Insolvenzantrag beim Amtsgericht Karlsruhe ein. Als vorläufiger Insolvenzverwalter wurde der Jurist Thilo Braun eingesetzt. Die Firma war im Jahr 1900 von Johann Carl Weck und Georg van Eyck gegründet worden und produziert und vertreibt seit dem Einkochgläser, -ringe, -töpfe und weiteres Zubehör. Die beiden Gründer hatten sich 1895 das Patent zum Einkochen von Nahrungsmitteln gekauft. Als Namensgeber für die Einweckgläser waren die Produkte der Firma jahrzehntelang wichtiger Bestandteil vieler deutscher Haushalte. In Bonn-Duisdorf betreibt das Unternehmen seit 1950 ein Glaswerk.

Fossile Überreste der britischen Seitenhalsschildkröte

„Es ist wirklich unglaublich für etwas, das wie ein gerollter Strandkiesel aussieht!“, Megan Jacobs, Paläontologin der Uni Portsmouth, über die im Fossil gefunden Knochen. Foto: Jacobs et al (2023) , (CC BY-NC-ND 4.0)

Erste britische Seitenhalsschildkröte entdeckt

Ein Fossiliensammler hat auf der Isle of Wight die Überreste einer Panpleurodiran-Seitenhalsschildkröte gefunden. Bei Gefahr klappten diese ihren Hals seitlich in den Panzer, und sahen dann mit nur einem Auge nach außen. Paläontologen der Universität Portsmouth stellten fest, dass in dem vermeintlichen „gerollten Strandkiesel“ nahezu alle Knochen noch vorhanden waren, einzig der Schädel fehlte. Es ist der erste Fund in Großbritannien und mit einem Alter von 127 Millionen Jahren der früheste Fund weltweit. Nach ihrem Finder benannt, soll die Schildkröte „Burby“ künftig im Dinosaur Isle Museum in Sandown zu sehen sein. (doi.org/10.1016/j.cretres.2023.105590)

Neue Nanopartikel gegen alte Krankheit

Tuberkulose (Schwindsucht) ist eine Infektionskrankheit, die vom menschlichen Immunsystem in der Regel beherrschbar ist. Verstärkte Einwanderung und Antibiotikaresistenzen ließen in Deutschland zuletzt die Zahlen steigen. Nanopartikel, entwickelt am Karlsruher Institut für Technologie, sollen Wirkstoffe künftig gezielt und hochdosiert an den Infektionsherd bringen, starke Nebenwirkungen, die in der Vergangenheit oft zu einem Abbruch der Behandlung führten, verringern und die Entwicklung neuer Resistenzen vermeiden. Erste Tests der patentierten Behandlung waren vielversprechend. Bis zum Einsatz beim Menschen seien aber „noch viele Vorarbeiten notwendig“.

E-Autos und Stau

Bei einem Verbrenner-Auto kann im Stau einfach zum Kanister gegriffen werden, um den Tank aufzufüllen. Beim E-Auto geht das nicht. Der ADAC hat daher begonnen, mobile Ladegeräte für Stromer zu testen. Denn immer mehr E-Autos landen mit leerem Akku auf dem Standstreifen oder bleiben im Stau liegen. Diese E-Booster genannten Ladegeräte können Elektrofahrzeuge so weit laden, dass sie es ohne Abschleppwagen zur nächsten Ladesäule schaffen. Noch sind nicht alle ADAC-Fahrzeuge damit ausgestattet – die Alternative ist daher auch noch das klassische Abschleppen.

Österreich: 4.000 Hektar Rüben Ernteausfall

Nachdem der Europäische Gerichtshof im Januar geurteilt hat, dass Notfallzulassungen für Neonikotinoide zur Saatgutbeize nicht mit dem EU-Recht vereinbar sind, melden Österreichs Rübenbauern nun erheblichen Ertragsausfall. Das Verbot der Pflanzenschutzmittel habe zur Massenvermehrung des Rübenderbrüsslers geführt, einem gefürchteten Schädling von Zuckerrüben. Rund 4.000 der 38.000 ha Rübenfläche war im Frühjahr so stark geschädigt, dass der Acker umgebrochen werden musste. Obwohl der Käfer nur punktuell auftritt, müssen jetzt die gesamten Flächen mit Insektiziden behandelt werden. Von den kahl gefressenen Flächen hätten mindestens 60.000 Tonnen Zucker erzeugt werden können, schätzt Rübendirektor Markus Schöberl. Das entspricht dem Jahreskonsum der Hauptstadt Wien.

18 Prozent gefühlte Inflation

Die von Verbrauchern wahrgenommene Inflation und die offiziell erfasste Rate weichen in Deutschland besonders stark voneinander ab. Die gefühlte Inflationsrate lag im Mai mit 18 Prozent fast dreimal so hoch wie die tatsächlich ermittelte (6,1 Prozent), erklärte der Kreditversicherer Allianz Trade. Verbraucher beurteilen oft die Inflation anders als die offizielle Messung, da sie stärker auf Preisänderungen bei häufig anfallenden Einkäufen wie Lebensmitteln, Getränken und Kraftstoffen achten. Lebensmittel verteuerten sich im Mai verglichen mit 2022 um 14,9 Prozent. Die Inflation in der Eurozone betrug durchschnittlich 6,1 Prozent und die gefühlte Rate zuletzt fast 17 Prozent, so Allianz Trade. Außergewöhnlich niedrig war die Inflation im Nicht-EU-Land Schweiz mit 2,2 Prozent im Mai: Der starke Franken dämpfe die Inflation über die Importpreise.

Brütende Basstölpel auf der Hochseeinsel Helgoland. Die grassierende Geflügelpest betrifft nun auch die dortige Basstölpelkolonie.

Brütende Basstölpel auf der Hochseeinsel Helgoland. Die grassierende Geflügelpest betrifft nun auch die dortige Basstölpelkolonie. Foto: Sina Schuldt/dpa

Geflügelpest bei Möwen

Trottellummen, Dreizehenmöwen und Basstölpel: Eine Laboruntersuchung beim Friedrich-Loeffler-Institut hat einen Ausbruch der Geflügelpest auf Helgoland bestätigt. Vor allem Wildvögel sind betroffen, die regelmäßig tot an den Stränden aufgefunden werden. Bereits im vergangenen Sommer hatte es einen Ausbruch der Tierseuche auf der Nordseeinsel gegeben. Damals waren vorwiegend Basstölpel betroffen. Seit Anfang des Jahres 2023 wurde das Virus mit dem Subtyp H5N1 in 83 Proben von Wildvögeln aus allen Kreisen Schleswig-Holsteins sowie den Städten Neumünster und Lübeck durch das FLI nachgewiesen. Betroffen seien 2023 vor allem Wildgänse, Möwen und Greifvögel, wobei seit Mai fast ausschließlich Möwen und koloniebrütende Seevögel betroffen seien. Beim Hausgeflügel wurden in Schleswig-Holstein in diesem Jahr bislang fünf Geflügelpestausbrüche festgestellt.

Wo bleiben die Azubis?

2021 gab es in Deutschland weit mehr als doppelt so viele Studenten (2,9 Millionen) wie Auszubildende (1,3 Millionen). Auf zehn Studenten kamen 4,3 Auszubildende. Zwischen 1985 und 2021 sank die Zahl der Azubis um fast ein Drittel. Im früheren Bundesgebiet war das Verhältnis im Jahr 1950 noch ein völlig anderes: Auf zehn Studenten (insgesamt 129.000) kamen 75,5 Azubis (971.000). Auch die Anzahl der Schüler auf Gymnasien hat sich umgekehrt: 1960 besuchten 24,6 Prozent der Schüler im Sekundarbereich der Allgemeinbildenden Schulen das Gymnasium. 2021 waren es 44,0 Prozent. Gegenüber 1950 hat sich auch die Zahl der Privatschulen verändert, sie verfünffachte sich von 741 auf 3.757 Schulen. Damit ging 2021 fast jeder zehnte (9,3 Prozent) Schüler auf eine Privatschule (1950 waren es 1,9 Prozent). Diese Daten teilte das Statistische Bundesamt mit.

Aus für die Steuererklärung?

Radikale Entlastung: Die jährliche Abgabe der Steuererklärung könnte doch entfallen. Das schlägt die Deutsche Steuer-Gewerkschaft vor. Sowohl Bürger als auch Finanzamt wären entlastet. Gewerkschaftschef Florian Köbler erklärt: „Wer ein reguläres Einkommen ohne Nebeneinkünfte erzielt, soll künftig keine Steuererklärung mehr machen müssen“. Dazu zählen für ihn normale Arbeitnehmer, Rentner und Beamte. Im Blick hat er, dass ein Drittel der Finanzbeamten bis zum Jahr 2030 in Rente geht. Es sei wichtiger, sich auf „schwere Fälle von Steuerhinterziehung und Betrug zu konzentrieren und nicht jede Steuererklärung zu prüfen“, zitiert ihn Inside-digital.de. Aufwand und Nutzen stünden für Arbeitnehmer, Steuerberater und Finanzämter nicht im richtigen Verhältnis.

20 Prozent weniger Ferkel in Bayern

Nach den vorläufigen Ergebnissen der vom Landesamt für Statistik durchgeführten Erhebung über die Schweinebestände gibt es in Bayern zum Stichtag 3. Mai 2023 rund 3.130 schweinehaltende Betriebe, die über mindestens 50 Schweine oder 10 Zuchtsauen verfügen. Insgesamt werden in Bayern in diesen Betrieben 2.214.600 Schweine gehalten – verglichen mit dem Vorjahr ein Rückgang von 12,4 Prozent (313.900 Tiere). Die durchschnittliche Bestandsgröße liegt bei 708 Schweinen pro Betrieb. Die Anzahl der Mastschweine ging auf 1.087.000 Tiere (-10,3 Prozent) zurück, die der Zuchtsauen auf 147.900 Tiere (-10,8 Prozent). Die Zahl der Ferkel sinkt im Vergleich zum Vorjahr sogar um 20,9 Prozent (-156.400 Ferkel) auf 592.300 Tiere. In den vergangenen zehn Jahren hat sich die Zahl der schweinehaltenden Betriebe in Bayern nahezu halbiert.

Zum Johannisreiten wird ein junger Mann im brandenburgischen Casel mit Kornblumen behängt. Die Dorfbewohner versuchen dann, ihm die Blumen abzunehmen. In dem Dorf nahe Cottbus wird der sorbische Brauch noch heute gepflegt.

Zum Johannisreiten wird ein junger Mann im brandenburgischen Casel mit Kornblumen behängt. Die Dorfbewohner versuchen dann, ihm die Blumen abzunehmen. In dem Dorf nahe Cottbus wird der sorbische Brauch noch heute gepflegt. Foto: Patrick Pleul/dpa

Rüstungsindustrie wächst

Für den Rüstungskonzern Rheinmetall ist nicht das Jahr 2022 die Scholz‘sche „Zeitenwende“, sondern 2023. Konzernchef Armin Papperger rechnet nach einem Treffen der NATO-Verteidigungsminister mit mehr als 20 transatlantischen Rüstungsfirmen in Brüssel mit einem Umsatzwachstum von 20 bis 30 Prozent. Die Düsseldorfer Waffenschmiede wird künftig auch Teile für den US-Kampfjet F-35 fertigen. Das Bündnis erarbeitet dazu einen Defence Production Action Plan, der der Industrie Planungssicherheit gibt. Außerdem soll der Plan helfen, die Waffen- und Munitionsbestände der NATO-Staaten weiter zu vereinheitlichen. Obwohl die NATO-Staaten für die Ukraine ihre eigenen Bestände plündern, kommen sie mit der Lieferung nicht nach. Maßnahmen zur Erweiterung der Produktion sind eingeleitet, von der EU wird dafür eine Milliarde Euro für neue Produktionskapazitäten bereitgestellt. Rheinmetall rechnet mit weiteren Aufträgen im zweistelligen Milliardenbereich.

Chartstürmer am laufenden (Ton-) Band

Dank Neurophysiologie und Maschinenlernen können Forscher der Claremont Graduate University mit 97 Prozent Trefferquote vorhersagen, ob ein Lied zu einem Hit wird oder nicht – und wie oft er gestreamt werden wird. „Nichts, was auch nur annähernd so genau ist, wurde jemals zuvor gezeigt“, so die Forscher vom Zentrum für neuroökonomische Studien der kalifornischen Universität. Der verfolgte Ansatz heißt Neuro-Forecasting und ermöglicht anhand der Messung unbewusster Reaktionen einer kleinen Gruppe von Menschen, Aussagen für die gesamte Bevölkerung zu treffen. Vergleichen mit dem bisher üblichen „Testhören“ konnten die Forscher die Genauigkeit verdoppelt. Ob dadurch die musikalische Vielfalt im Radio zu- oder abnimmt, bleibt abzuwarten.

Englisch als Bahnsprache im Grenzverkehr

EU-Verkehrskommissarin Adina Valean schlägt vor, im internationalen Grenzverkehr der Bahn Englisch als alleinige Pflichtsprache einzuführen. Dann könnten Triebfahrzeugführer auch längere Strecken grenzübergreifend fahren, ohne an der Grenze wechseln zu müssen, das Personal könnte dann flexibler eingesetzt werden. Die EU-Richtlinie soll demnächst dazu vorgestellt werden. Bahner in Schleswig-Holstein sind nicht begeistert. Ihre Zusammenarbeit mit den dänischen Kollegen läuft über deutsch oder dänisch, je nachdem, wo sie sich gerade befinden. Falls Pro-Englisch entschieden werde, will die Deutsche Bahn Sprachcomputer zum Übersetzen hinzuziehen. Bei Unglücksfällen sei das ein Risiko, erinnert der Kieler SPD-Bundestagsabgeordnete Mathias Stein – denn Technik kann ausfallen.

Schweiz: Mit Windeln zur Schule

Kinder sollten trocken sein und den Umgang mit der Toilette gelernt haben, wenn sie in die Schule kommen. Dass dies nicht überall der Fall ist, zeigen mehrere Meldungen aus der Schweiz. Dort beginnt die obligatorische Volksschulzeit in den meisten Kantonen für Kinder ab vier Jahren mit dem Kindergarten. Darunter sind dann auch solche, die noch Windeln tragen. Auch ältere gibt es noch: „Wenn Elfjährige mit Windeln in die Schule kommen, ist das eine bedenkliche Entwicklung“, mahnt Dagmar Rösler, Zentralpräsidentin des Dachverbands Lehrerinnen und Lehrer Schweiz. „Lehrpersonen sind nicht dafür da, die Windeln ihrer Schülerinnen und Schüler zu wechseln. Das geht zu weit.“



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