Weniger Hering, dafür mehr Dorsch – EU legt Fangquoten für Ostsee fest

Deutschlands Fischer dürfen im kommenden Jahr in der Ostsee deutlich weniger Hering fangen, dafür aber mehr Dorsch. Darauf einigten sich die EU-Fischereiminister bei der Festlegung neuer Fangquoten.
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Fischmarkt.Foto: Jeff J Mitchell/Getty Images
Epoch Times16. Oktober 2018

Deutschlands Fischer dürfen im kommenden Jahr in der Ostsee deutlich weniger Hering fangen, dafür aber mehr Dorsch. Darauf einigten sich die EU-Fischereiminister bei der Festlegung neuer Fangquoten am Montagabend in Luxemburg. Umweltverbände kritisierten die Festlegung scharf.

Die Quote für den Hering in der westlichen Ostsee, dem wichtigsten Fanggebiet deutscher Ostsee-Fischer, sinkt der Einigung der EU-Minister zufolge um 48 Prozent. Auch in den östlichen Fanggebieten darf insgesamt 26 Prozent weniger Hering gefangen werden. Im Norden und in der Rigaer Bucht sind die Quotenänderungen weniger signifikant. Für Deutschland halbiert sich die erlaubte Gesamtfangmenge nahezu.

Zugleich einigten sich die Fischereiminister darauf, die Fangquote für Dorsch in der westlichen Ostsee um 70 Prozent anzuheben. In den östlichen und generell intensiver befischten Fanggebieten sinkt die Quote dagegen um 15 Prozent, sodass die Gesamtfangmenge für Ostsee-Dorsch in etwa gleich bleibt. Für deutsche Fischer steigt sie aber leicht an.

Umweltschützer, Wissenschaftler und die EU-Kommission hatten insgesamt strengere Vorgaben gefordert. Bundesumweltministerin Julia Klöckner (CDU) begrüßte die Einigung als guten Kompromiss: So werde „sowohl dem Nachhaltigkeitsziel als auch der schwierigen Situation der deutschen Ostseefischer Rechnung getragen“.

Die Fischer selbst reagierten jedoch mit Unverständnis auf die EU-Entscheidung. Die Bestände hätten sich gut entwickelt, die wissenschaftlichen Vorhersagen seien günstig, erklärte der Verband der Deutschen Kutter- und Küstenfischer. „Deshalb hatten die Fischer für 2019 mit einer besseren Quotenausstattung gerechnet“. Ohne finanzielle Hilfe werde die deutsche Ostseefischerei in große Schwierigkeiten geraten, warnte der Verband.

Umweltverbände kritisierten die neuen erlaubten Fangmengen hingegen als viel zu hoch. „Mit diesen Quoten wird in der Ostsee weiter auf Pump gefischt“, erklärte Greenpeace-Meeresexperte Thilo Maack. Die europäischen Fischereiminister würden sich jedes Jahr erneut dem Druck der Fischereilobby beugen.

Besonders beim Hering sei die Situation dramatisch, beklagte der WWF und erinnerte daran, dass der Internationale Rat für Meeresforschung (ICES) für den westlichen Hering einen vollständigen Fangstopp gefordert hatte. „Statt der vorgesehenen Vollbremsung zum Wohl des Herings wird wieder nur ein Ausweichmanöver beschlossen“, erklärten die Umweltschützer.

Auch beim Dorsch sei die Lage nicht besser. Nach jahrzehntelanger Überfischung biete sich nun die Chance für eine Erholung der Bestände, erklärte der WWF. Die deutliche Quoten-Erhöhung für westlichen Dorsch schiebe dem aber einen Riegel vor. So rücke das Ziel der gemeinsamen Fischereipolitik, die Überfischung in EU-Gewässern bis 2020 zu beenden, in weite Ferne, erklärte die WWF-Meeresschutzexpertin Heike Vesper.

Auch aus wirtschaftlicher Sicht würden die Quoten keinen Sinn machen, erklärte der Meeresschutzverband Oceana. Wären die EU-Minister den wissenschaftlichen Empfehlungen gefolgt, könnten „sich die Fangmengen in der Ostsee in nur wenigen Jahren um 25 Prozent erhöhen“, erklärte Oceana-Geschäftsführer Lasse Gustavson. So würde hingegen „die Zukunft einer Ressource verspielen, die uns allen gehört“.

Neben Hering und Dorsch legten die EU-Minister die Fangquoten für Lachs, Sprotte und Scholle fest. Für Lachs bleiben die Quoten in den meisten Gebieten auf dem Niveau des Vorjahrs. Die Fangmenge für  Sprotten erhöht sich leicht um drei Prozent, die für Scholle deutlich um 43 Prozent. (afp)



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