Auf Drängen der USA: Ehemaliger Farc-Führer in Kolumbien nach Haftentlassung erneut festgenommen

Ein Ex-Führer der aufgelösten Farc-Guerilla in Kolumbien ist nach seiner Haftentlassung auf Druck der USA sofort wieder festgenommen worden. Jesús Santrich sei am Freitag an einen unbekannten Ort gebracht worden, teilte die Farc-Partei mit.
Titelbild
Jesús Santrich nach seiner Haftentlassung am 17. Mai 2019, Bogota, Kolumbien.Foto: JUAN BARRETO/AFP/Getty Images
Epoch Times19. Mai 2019

Ein ehemaliger Anführer der aufgelösten Farc-Guerilla in Kolumbien ist nach seiner Entlassung aus dem Gefängnis auf Druck der USA sofort wieder festgenommen worden.

Jesús Santrich wurde am Freitag beim Verlassen des Gefängnisses La-Picota-Gefängnis in der Hauptstadt Bogotá von Vertretern der Staatsanwaltschaft erneut festgehalten und dann an Bord eines Polizeihubschraubers weggebracht, wie die Farc-Partei beim Kurzmitteilungsdienst Twitter schrieb. Später teilten die Behörden mit, dass sich der 52-Jährige selbst verletzt habe und im Krankenhaus behandelt werde.

Santrich befand sich am Samstag weiter auf der Intensivstation der Universitätsklinik Méderi in Bogotá. Von Seiten der Klinik war von einer „Verschlechterung seines Gesundheitszustands“ die Rede. Er sei nicht in der Lage, an einer Anhörung teilzunehmen. Behördenangaben zufolge hatte Santrich sich selbst Armverletzungen zugefügt. Sein Zustand sei stabil.

USA werfen Santrich Drogenschmuggel vor

Die Staatsanwaltschaft erklärte zu der erneuten Festnahme, gegen Santrich liege ein Haftbefehl im Zusammenhang mit Ermittlungen wegen Drogenhandels vor. Die USA werfen dem 52-Jährigen vor, zwischen Juni 2017 und April 2018 am Schmuggel von zehn Tonnen Kokain in die USA beteiligt gewesen zu sein.

Die US-Botschaft hatte die kolumbianischen Behörden „dringend gebeten“, Santrich nicht aus der Haft zu entlassen. Das Sondergericht für Frieden hatte die Entlassung dennoch angeordnet und erklärt, die USA hätten keinen Beweis für Santrichs Verwicklung in den Drogenhandel vorgelegt.

Farc-Kämpfer gaben Waffen ab und wandelten sich in politische Partei

Der jahrzehntelange Guerilla-Krieg zwischen den linksextremen Rebellen der Revolutionären Streitkräfte Kolumbiens (Farc) und der kolumbianischen Regierung war im Dezember 2016 mit einem Friedensabkommen beendet worden. Die Farc-Kämpfer gaben ihre Waffen ab und wandelten sich in eine politische Partei um.

Sondergerichte sollten über Kriegs- und Menschenrechtsverbrechen während des 53-jährigen Konflikts urteilen. Für weniger schwere Verbrechen wurde eine Amnestie beschlossen.

Santrich beteuert seine Unschuld

Verbrechen, die ehemalige Farc-Führer nach Unterzeichnung des Abkommens begehen, fallen jedoch nicht unter die Amnestie und sollen vor einem normalen Gericht verhandelt werden. Für sie gilt auch das ausgehandelte Auslieferungsverbot nicht. Die Vorwürfe gegen Santrich beziehen sich auf die Zeit nach der Unterzeichnung.

Der 52-Jährige beteuerte stets seine Unschuld und sprach von einer Verschwörung Washingtons und der kolumbianischen Staatsanwaltschaft. Santrich, der eigentlich Seuxis Paucias Hernández heißt, ist sehbehindert, beim Verlassen des Gefängnisses am Freitag saß er im Rollstuhl.

Präsident Iván Duque begrüßte die erneute Verhaftung. Die Farc sprach von einem „abgekarteten Spiel der Justiz“. (afp)



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