Erdogan nach IS-Attentat: Anschlag von Istanbul sollte Gesellschaft polarisieren

"Niemandes Lebensstil in der Türkei ist grundlegend bedroht", sagt der türkische Staatschef nach den Silvesteranschlägen. "Wir werden niemals zulassen, dass dies passiert. In den 14 Jahren an der Macht haben wir dem niemals eine Chance gegeben", betonte der islamisch-konservative Politiker, dem seine Gegner seit langem vorwerfen, den säkularen Türken seine Wertevorstellungen aufzwingen zu wollen.
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Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan auf einer Trauerfeier nach dem Silvesteranschlag in Istanbul, Türkei.Foto: OZAN KOSE/AFP/Getty Images
Epoch Times4. Januar 2017

Das Ziel des Anschlags von Istanbul in der Silvesternacht war nach Ansicht des türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan die Spaltung der türkischen Gesellschaft. Der Angriff habe „einen Bruch in der Gesellschaft schaffen und sie polarisieren“ sollen, warnte Erdogan am Mittwoch. Er werde dies aber nicht zulassen. Während weitere Verdächtige festgenommen wurden, teilte die Regierung mit, den noch immer flüchtigen Attentäter identifiziert zu haben.

„Wir werden standhaft bleiben und ruhig Blut bewahren“, sagte der türkische Staatschef in seiner ersten Rede seit dem Anschlag. Auch wenn die Türken leiden würden, dürften sie nicht aufgeben, mahnte der Präsident. Zuvor hatten schon Experten gewarnt, die Dschihadisten wollten mit dem Anschlag die Spaltung der Gesellschaft vertiefen und die Polarisierung nutzen, um sich in der Türkei festzusetzen.

Erdogan versicherte nun, die Regierung werde dies nicht zulassen. „Niemandes Lebensstil in der Türkei ist grundlegend bedroht. Wir werden niemals zulassen, dass dies passiert. In den 14 Jahren an der Macht haben wir dem niemals eine Chance gegeben“, betonte der islamisch-konservative Politiker, dem seine Gegner seit langem vorwerfen, den säkularen Türken seine Wertevorstellungen aufzwingen zu wollen.

Zu dem Anschlag auf den landesweit bekannten Nachtclub „Reina“ hatte sich die Dschihadistenmiliz Islamischer Staat (IS) bekannt. Die Extremistengruppe bezeichnete den Angriff mit 39 Toten und 69 Verletzten als Vergeltung für die türkische Militäroffensive in Nordsyrien. Erdogan versicherte aber, der Einsatz werde fortgesetzt und die Offensive auf die IS-Hochburg Al-Bab „in Kürze“ beendet.

Der Präsident betonte, die Türkei würde auch andere Regionen, „in denen Terrororganisationen sich festgesetzt haben, insbesondere Manbidsch“, räumen. Die syrische Stadt wird von der Kurdenmiliz YPG kontrolliert, die von der Türkei wegen ihrer Verbindungen zur verbotenen Arbeiterpartei Kurdistans (PKK) als Terrorgruppe betrachtet wird. Die USA sehen die Kurden dagegen als Verbündete gegen die Dschihadisten.

US-Präsident Barack Obama telefonierte am Mittwoch mit Erdogan, wobei er ihm sein Mitgefühl für den Anschlag aussprach, wie das Weiße Haus mitteilte. Auch hätten beide eine engere Kooperation im Anti-Terror-Kampf vereinbart. Erdogan hatte den USA kürzlich vorgeworfen, die Türkei im Kampf um Al-Bab alleinzulassen, wo die türkische Armee seit Wochen auf starken Widerstand der IS-Kämpfer stößt.

Das Parlament in Ankara verlängerte unterdessen den Ausnahmezustand um drei Monate, der nach dem gescheiterten Militärputsch vom 15. Juli verhängt worden war. Die Regierung nutzt ihre erweiterten Vollmachten unter dem Ausnahmezustand, um hart gegen ihre Gegner vorzugehen.

Außenminister Mevlüt Cavusoglu teilte derweil mit, die Behörden hätten den Attentäter von Istanbul identifiziert. Angaben zu seiner Identität machte er aber nicht. Medienberichten zufolge handelt es sich um einen Mann Mitte 20 aus Usbekistan oder Kirgistan, der zuvor für die IS-Miliz in Syrien gekämpft hat. Demnach soll er zuletzt mit seiner Frau und seinen zwei Kindern in der türkischen Stadt Konya gelebt haben.

In der Küstenstadt Izmir wurden 20 weitere Verdächtige festgenommen, wie die amtliche Nachrichtenagentur Anadolu berichtete. Demnach stammten sie aus Zentralasien und Syrien. Einige sollen mit dem Hauptverdächtigen in Konya gelebt haben. Insgesamt wurden damit bisher 36 Menschen im Zuge der Ermittlungen festgenommen, darunter angeblich die Ehefrau des Hauptverdächtigen in Konya.

Die Zeitung „Habertürk“ berichtete, der Täter habe nach dem Anschlag auf das „Reina“ ein Taxi zu einem uigurischen Restaurant im Stadtteil Zeytinburnu genommen, wo er sich Geld geliehen habe, um den Fahrer zu bezahlen. Laut dem Besitzer des Restaurants wurden sieben Angestellte festgenommen – alle Angehörige der turksprachigen Minderheit der Uiguren aus der chinesischen Provinz Xinjiang. (afp)



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