Erste Wahlen nach dem Sturz Mugabes in Simbabwe verlaufen weitgehend friedlich

In Simbabwe haben die ersten Wahlen nach dem Sturz des langjährigen Machthabers Robert Mugabe begonnen. Schon am frühen Morgen bildeten sich lange Schlangen vor den Wahllokalen.
Titelbild
Wahl in Simbabwe.Foto: MARCO LONGARI/AFP/Getty Images
Epoch Times31. Juli 2018

Zum ersten Mal seit fast vier Jahrzehnten haben in Simbabwe freie Wahlen stattgefunden. Nach dem Sturz des langjährigen Machthabers Robert Mugabe im vergangenen November gingen die Bürger am Montag weitgehend friedlich zu den Urnen, um einen Präsidenten zu wählen und das Parlament sowie die Kommunalvertretungen neu zu besetzen. Vor vielen Wahllokalen bildeten sich lange Schlangen. Die Opposition beklagte Manipulationsversuche.

Die beiden aussichtsreichsten Bewerber für das Präsidentenamt, Oppositionsführer Nelson Chamisa und Amtsinhaber Emmerson Mnangagwa, zeigten sich siegessicher. Bei einer „echten Wahl“ ist „der Sieg uns sicher“, sagte Chamisa von der Bewegung für Demokratischen Wandel (MDC) bei der Stimmabgabe in Harare. In einer Twitter-Botschaft beklagte er später „gezielte Versuche“, in den Hochburgen seiner Partei die Stimmabgabe zu unterdrücken.

Mugabes Nachfolger Mnangagwa von der Regierungspartei Zanu-PF sagte bei der Abstimmung in seinem Geburtsort Kwekwe, er sei „sehr glücklich, dass der Wahlkampf friedlich war und die Abstimmung heute friedlich ist“.

Der Chef der EU-Wahlbeobachtermission, der CDU-Politiker Elmar Brok, sprach von „Mängeln“ bei der Wahl, denen nachgegangen werden müsse. „Wir wissen noch nicht, ob dies systematisch passiert ist oder ob es sich nur um schlechte Organisation in einigen Wahlbüros handelte“, sagte Brok der Nachrichtenagentur AFP. Insgesamt habe die Wahl „riesigen“ Zuspruch gefunden – „vor allem bei jungen Leuten, meistens in sehr guter Atmosphäre und friedlich, was positiv ist“.

Am Abend schlossen die Wahllokale. Die Ergebnisse werden für den 4. August erwartet. Sollte keiner der insgesamt 23 Präsidentschaftskandidaten im ersten Wahlgang die absolute Mehrheit erreichen, kommt es am 8. September zur Stichwahl.

Schon sehr früh am Montagmorgen (Ortszeit) hatten sich lange Schlangen vor den Wahllokalen gebildet. Bereits am Mittag sprach die Präsidentin der Wahlkommission, Priscilla Chigumba, von einer hohen Beteiligung.

Der 94-jährige Mugabe hatte am Sonntag bei einer eigens einberufenen Pressekonferenz die Wähler dazu aufgerufen, seine ehemalige Partei Zanu-PF abzuwählen. „Ich kann nicht für die wählen, die mich gequält haben“, sagte Mugabe und deutete an, für die MDC zu stimmen.

Simbabwes Militär hatte im November die Kontrolle übernommen und Mnangagwa, einem ehemaligen Vertrauten Mugabes, zur Macht verholfen. Innerhalb weniger Tage endete Mugabes 37-jährige Herrschaft.

Wahlen unter der Mugabe-Herrschaft bedeuteten Betrug und Gewalt. Auch nach seinem Sturz gab es Befürchtungen, dass die Stimmabgabe manipuliert werden könnte. Die MDC beklagte ein fehlerhaftes Wählerverzeichnis, Missbrauch von Stimmzetteln und Wählereinschüchterung. Zudem warf die Partei der Wahlkommission Befangenheit vor.

Präsident Mnangagwa, der beschuldigt wird, unter Mugabes Herrschaft an Wahlbetrug und Gewalt beteiligt gewesen zu sein, hatte internationale Beobachter zu der historischen Wahl eingeladen.

In Harare machte der 28-jährige Tawanda Petru kein Geheimnis aus seiner Entscheidung: „Ich werde für Chamisa stimmen, für den Wechsel. Ich habe keine Angst.“ Der Arbeitslose hofft auf ein „besseres Simbabwe für meine Kinder“. Dagegen sagte die 80-jährige Robina Mayobongwe, sie habe für Mnangagwa gestimmt. Den „Jungen“ sei nicht zu trauen, sie wollten den Kolonialherren das Land zurückgeben.

Die künftige Regierung muss sich um die Massenarbeitslosigkeit, den Zusammenbruch der Landwirtschaft, Hyperinflation und den Abfluss ausländischer Investitionen kümmern. Das zuvor stabile Gesundheits- und Bildungssystem des Landes liegt in Trümmern, Millionen Simbabwer sind auf der Suche nach Arbeit ins Ausland geflohen. Die Lebenserwartung hat mit 61 Jahren erst vor kurzem wieder das Niveau aus dem Jahr 1985 erreicht. (afp)



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