Morales wirft bolivianischer Übergangspräsidentin „Diktatur“ vor

"Sie hat sich selbst zur Präsidentin ausgerufen, die Militärs haben ihr die Schärpe umgehängt. Das ist keine Übergangsregierung, sondern eine Diktatur", sagte Boliviens gestürzter Staatschef Evo Morales.
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Boliviens Ex-Präsident Evo Morales.Foto: Martial Trezzini/dpa
Epoch Times21. November 2019

Boliviens gestürzter Staatschef Evo Morales hat der Übergangspräsidentin Jeanine Áñez die Errichtung einer „Diktatur“ vorgeworfen. „Sie hat sich selbst zur Präsidentin ausgerufen, die Militärs haben ihr die Schärpe umgehängt. Das ist keine Übergangsregierung, sondern eine Diktatur“, sagte Morales dem „Spiegel“ vom Donnerstag. Bei der für Januar angesetzten Neuwahl habe er zwar das „Recht zu kandidieren“. Wenn es der Befriedung des Landes „dienlich“ sei, verzichte er aber.

Morales machte die „Putschisten“ für die mehr als 30 Toten der jüngsten Unruhen in seinem Heimatland verantwortlich. „Bis zu meinem Rücktritt haben Polizei und Streitkräfte nicht einen einzigen Menschen erschossen“, sagte Morales. „Ich habe im Fernsehen gesehen, wie sie in Cochabamba vom Hubschrauber aus auf die Protestierenden feuerten. Es macht mir Angst und stimmt mich sehr traurig. Sie bringen meine indigenen Brüder und Schwestern um. Einfache Landarbeiter.“

Er selbst weise zwar Gewalt zurück. Allerdings sei es eine „natürliche Reaktion“, wenn seine Anhänger bei den Auseinandersetzungen selbst gewalttätig würden. Zu dem von Áñez angekündigten Prozess wegen Korruption und Wahlmanipulation gab sich Morales unbeeindruckt. „Wenn sie mir den Prozess machen wollen, nur zu, das stehe ich durch. Aber sie können mich nicht ins Gefängnis stecken, weil ich unschuldig bin.“

Für einen nationalen Dialog zur Beilegung der Unruhen in dem südamerikanischen Krisenstaat stellte Morales drei Bedingungen. Zunächst müsse eine Kommission eingesetzt werden, „die die Verantwortlichen für Morde an unseren Unterstützern benennt“. Zweitens müssen die verfassungsmäßigen Rechte von Angeklagten gewahrt werden. Außerdem müssten die „Morde“ aufhören.

Der langjährige Staatschef Morales war am 10. November nach wochenlangen Protesten infolge der umstrittenen Präsidentschaftswahl im Oktober zurückgetreten und ins mexikanische Exil geflohen. Ihm wurde die Manipulation der Abstimmung zu seinen Gunsten vorgeworfen. Die Anhänger des ersten indigenen Präsidenten Boliviens protestieren seither gegen dessen Entmachtung und fordern seine Rückkehr. (afp)



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