DFB-Team kehrt heim – „Zeitpunkte für Veränderungen“

Nach einer unruhigen Nacht in Watutinki kehren Deutschlands gestürzte Weltmeister nach Hause zurück. DFB-Präsident Grindel erwartet nach dem historischen WM-Aus Erklärungen von Bierhoff und Löw. Der hart urteilende Kapitän Neuer will am Neubeginn teilnehmen.
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Die Zukunft von Bundestrainer Joachim Löw (M.) ist offen.Foto: Ina Fassbender/dpa
Epoch Times27. Juni 2018

Auf eine letzte Nacht in der Sportschule in Watutinki hätten die gestürzten deutschen Fußball-Weltmeister am liebsten verzichtet.

Nach dem historischen WM-Vorrunden-Aus mit dem blamablen 0:2 gegen Südkorea ging es für den gesamten DFB-Tross aus Kasan noch einmal für wenige unruhige Nachtstunden zurück in das Stammquartier vor den Toren von Moskau. Vom dortigen Flughafen Wnukowo soll um 12.00 Uhr Ortszeit die Sondermaschine zurück nach Deutschland starten.

Um 14.25 Uhr ist die Landung der WM-Verlierer in Frankfurt geplant. Die Debatten um die Zukunft des deutschen Fußballs, etlicher Spieler und natürlich auch des „geschockten“ Langzeit-Bundestrainers Joachim Löw sind aber schon vor der Rückreise entbrannt. Löw hatte direkt nach dem K.o. in Kasan Bedenkzeit erbeten: „Wie es jetzt weitergeht – da muss man mal in Ruhe darüber reden. Für mich ist das jetzt noch ein bisschen zu früh“, sagte er.

Verbandschef Reinhard Grindel nahm sich zunächst einmal aus der unmittelbaren Verantwortung. Er erwartet vielmehr Antworten von Teammanager Oliver Bierhoff und Löw. „Es ist nicht Aufgabe des Präsidenten, das Aus zu analysieren. Da würde ich mich überheben“, sagte Grindel: „Dafür haben wir die sportliche Leitung. Die werden uns das erklären müssen und dann werden wir Konsequenzen ziehen.“

Grindel hatte den Vertrag mit dem 58 Jahre alten Löw erst vor dem Turnier in Russland bis zur nächsten WM 2022 verlängert, weil die DFB-Führung in ihm den „geeignetsten Kandidaten“ für den Umbruch von der goldenen Weltmeister-Generation zur „tollen jungen Truppe“ des erfolgreichen Confed Cups 2017 gesehen habe. Das Debakel in Russland erzwingt eine Überprüfung einer Ansicht, die vorher gerechtfertigt war. „Es war ja in der Vergangenheit immer so, dass Turniere Zeitpunkte waren für Veränderungen“, sagte Mittelfeldspieler Toni Kroos ganz allgemein. „Es wird alles hinterfragt“, sagte Bierhoff.

Ein Vorrunden-Aus bei einer WM gab es in der DFB-Geschichte noch nicht. Aber dreimal bei Europameisterschaften; und Jupp Derwall (1984), Erich Ribbeck (2000) und Rudi Völler (2004) saßen danach nicht mehr auf der Trainerbank. Löws Fallhöhe war besonders hoch. Aber auch seine Verdienste um die Nationalmannschaft sind enorm. Bei allen Turnieren zuvor erreichte er mindestens das Halbfinale.

„Ich habe die Verantwortung und stehe auch dazu“, sagte Löw noch im akuten Schockzustand in der Kasan-Arena. Das Spiel gegen Südkorea mit den Gegentoren in der Nachspielzeit war der desaströse Schlusspunkt unter ein Turnier, bei dem die DFB-Elf vom Start gegen Mexiko (0:1) weg nie den eigenen Titelansprüchen gerecht wurde.

„Fakt ist, das wir bei der WM kein richtig überzeugendes Spiel hatten“, sagte Joshua Kimmich. Das Last-Minute-2:1 gegen Schweden übertünchte nur für kurze Zeit, dass diese Mannschaft keine war.

Für Kapitän Manuel Neuer wäre bei einem Achtelfinaleinzug das Ausscheiden nur um eine oder maximal zwei Runden aufgeschoben gewesen. „Selbst wenn wir weitergekommen wären, hätte, glaube ich, jeder gerne gegen uns gespielt“, äußerte der Torwart. Deutschland war diesmal keine Turniermannschaft. Der 32 Jahre alte Neuer will trotzdem beim anstehenden Neuanfang, der mit dem ersten Spiel in der neuen Nations League am 6. September in München gegen Frankreich beginnt, dabei sein. „Ich habe jetzt nicht vor, aufzuhören“, sagte Neuer.

Zunächst aber wird sich Löw erklären müssen. Die Trainerfrage ist die erste, die von Löw, Bierhoff und der DFB-Spitze beantwortet werden muss. Weltmeister Mats Hummels bemerkte nach der „sportlich größten Enttäuschung meines Lebens“ zur aktuell wichtigsten Personalie: „Es war das allererste Mal, dass unter seiner Trainerschaft etwas nicht so funktioniert hat.“ (dpa)



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