Frankreich tieftraurig: „Keine Worte für das Gefühl“

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Patrice Evra und Paul Pogba auf dem Weg zum Podium.Foto: Ian Langsdon/dpa
Epoch Times11. Juli 2016
Frankreichs geschlagene Helden schleppten sich ein letztes Mal in die Fankurve. Jeder Moment nach dem zerstörten Titel-Traum vor eigener Kulisse wurde für Spieler und Trainer der Équipe Tricolore im Stade de France von Saint-Denis zur Qual.

„Es gibt keine Worte, um das Gefühl zu beschreiben. Die Enttäuschung ist immens. Es braucht Zeit, um das zu verarbeiten“, meinte Coach Didier Deschamps.

Er musste ebenso wie seine Spieler mit ansehen, wie der neue Europameister Portugal mit einem am Ende doch noch überglücklichen Cristiano Ronaldo kurz vor Mitternacht am Sonntag dort stand, wo vor 18 Jahren Deschamps die WM-Trophäe überreicht bekommen hatte.

„Es wäre so wunderbar gewesen, für die Zuschauer diesen Pokal zu holen“, meinte Deschamps nach der 0:1-Niederlage nach Verlängerung. „Der Fußball schenkt uns wundervolle, aber auch schreckliche Erlebnisse“, sagte der mit sechs Toren persönlich erfolgreichste EM-Torschütze Antoine Griezmann.

Trösten konnte ihn die Auszeichnung vorerst nicht. Den Goldenen Schuh nahm er mit versteinerter Miene entgegen. Zu allem Überfluss musste er für die Fotografen noch ein zweites Mal posieren. „Etwas später werde ich stolz sein, aber im Moment denke ich an das Team, ich bin enttäuscht“, betonte Griezmann.

Nichts wurde es mit der so erhofften triumphalen Fahrt der neuen Generation Griezmann zurück ins EM-Quartier in Clairefontaine wie vor 18 Jahren bei der WM. Nichts mit der ausgelassenen Feier als Europameister an diesem Montag. Staatspräsident François Hollande lud Mannschaft und Trainer aber zum Mittagessen in den Élyséepalast ein.

Das Tor von Eder in der 109. Minute hatte alle Hoffnungen zunichte gemacht, nach 1984 mit der Generation Platini und 2000 mit der Generation Zidane nun mit der Generation Griezmann den dritten EM-Titel zu holen. Mit verschränkten Armen statt wie nach dem 2:0 im Halbfinale gegen Weltmeister Deutschland mit der Tricolore über den Schultern verfolgte Paul Pogba den Siegestaumel der Portugiesen im Konfettiregen. Einige seiner Kollegen saßen einfach nur niedergeschlagen auf dem Rasen. Andere blickten ins Leere.

Auch Deschamps war tief betrübt. Er hätte Geschichte schreiben und nach dem EM- und WM-Titel als Spieler mit Finalerfahrung auch den Europameister-Titel als Trainer holen können – wie noch niemand vor ihm. Denn Berti Vogts, der 1996 die deutsche Mannschaft zum bislang letzten EM-Triumph geführt hatte, war beim EM-Gewinn 1972 nicht zum Einsatz gekommen. Er hatte lediglich im Kader gestanden.

Deschamps Vertrag ist bis zur WM 2018 datiert, im Sommer 2012 hatte er die Équipe Tricolore von seinem ehemaligen Auswahlkollegen Laurent Blanc übernommen. „Ich denke jetzt nicht an mich selbst“, entgegnete Deschamps auf die Frage, ob er weitermachen wolle. „Ich brauche jetzt erstmal Zeit. Ich werde die Dinge mit meinen Betreuern analysieren und sehen, was uns in zwei Jahren erwartet.“ Keeper und Rekordkapitän Hugo Lloris blickte bei aller Traurigkeit aber auch mit Zuversicht voraus: „Wir sind enttäuscht, aber wir haben ein Team, auf das wir aufbauen können.“

(dpa)

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