Frustbier statt Geldsegen: Storl hakt Saison ab

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David Storl gratuliert Sieger Joe Kovacs. Foto vom August: Wu HongFoto: Wu Hong/dpa
Epoch Times12. September 2015
Ein Bier auf Platz vier – dann wollte David Storl nur noch weg. Den Jackpot von 40 000 Dollar hatte der beste deutsche Kugelstoßer in Brüssel nicht geknackt, und so musste sich der stämmige Sachse mit 3000 Dollar Prämie trollen.

„Das ist doch auch ein schönes Urlaubsgeld“, sagte Storl nach dem Finale der Diamond-League-Serie im König-Baudouin-Stadion. Die WM-Revanche gegen Weltmeister Joe Kovacs hatte der WM-Zweite klar verloren, das ganz große Geld strich der Amerikaner ein.

„Klar, ärgerst du dich“, gab Storl zu, „der eine ungültige Versuch hätte wahrscheinlich gereicht. Aber ich bin jetzt auch froh, dass es vorbei ist. Die Saison war so lang.“ Noch hat der 25-Jährige aber zwei wichtige Termine auf dem Zettel: Am Sonntag beendet er die Saison bei einem Leichtathletik-Meeting in Bad Köstritz. „Das bin ich meinen Fans schuldig, die mir die ganze Saison über die Daumen gedrückt haben“, erklärte er. „Und am nächsten Dienstag gönne ich mir einen Besuch bei Dr. Müller-Wohlfahrt in München.“ Erst nach dem Olympia-Check kann er endlich Urlaub machen.

Seit über einem Jahr quält sich der 1,98 Meter große und 125 Kilo schwere Athlet vom SC DHfK Leipzig mit Schmerzen im linken Knie. Deutschlands sicherste Medaillenbank in der Leichtathletik – sie wackelt. Elf Monate vor den Olympischen Spielen in Rio de Janeiro braucht er ein Rezept für die Zukunft. Und das will sich der Polizeimeister in München abholen – bei Hans-Wilhelm Müller-Wohlfahrt.

„Wenn ich beim Arzt durch bin, dann können wir einen Diagnose- und Behandlungsplan machen.“ Sprich: erst danach kann Storl mit seinem Trainer Sven Lang entscheiden, ob er wieder eine Hallensaison bestreitet oder diesmal eine längere Winterpause einlegt.

Fünf internationale Titel und insgesamt neun Medaillen hat der Olympia-Zweite seit 2011 erkämpft – aber auch einen hohen Preis dafür gezahlt: Die Patellaspitze im Knie ist chronisch entzündet. Er muss das Training künftig etwas reduzieren, „vor allem kann ich nicht mehr so viele Stöße machen, bei denen ich umspringe“. Die Operation im vergangenen September war „kein Erfolg“, meinte Storl, eine längere Pause würde ihm jetzt wohl besser tun als eine zweite OP.

Kürzlich hat er sich mal seine Saisonstatistik angesehen – das verblüffende Dokument eines Trainings-Weltmeisters. In Lausanne stieß er am 9. Juli 22,20 Meter weit – persönliche Bestleistung. „Im Training habe ich vorher sogar 22,60 Meter geschafft“, erzählte Storl kürzlich bei einer Talkrunde in Berlin und verriet Erstaunliches: „Vor der WM hatte ich im Training zum Test mal zehn Stöße gemacht – der schlechteste lag bei 22,50, der beste bei 22,80 Meter.“

Rückblickend gibt der zweimalige Weltmeister heute zu: „Das hat mich vielleicht etwas zu selbstsicher gemacht.“ Fakt ist: Seit dem 26. Juli, als er in Nürnberg wieder deutscher Meister wurde, ist Storl nicht mehr als Sieger aus dem Ring gegangen.

Beim „Talk unterm Turm“ fragte ihn Eisschnellläuferin Claudia Pechstein: Wer wird denn im nächsten Jahr Kugelstoß-Olympiasieger? „Storli!“, schallte es aus dem Publikum. Der grinste gutmütig: „Hoffe ich doch.“ Es wäre sein erstes Olympia-Gold – und wohl der größte Sieg gegen sein Knie.

(dpa)

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