FIFA-Prozess: Vier Jahre Haft für Brasiliens Ex-Verbandsboss Marin

Als erstes "Schwergewicht" im großen FIFA-Prozess wurde der 86-Jährige zu vier Jahren Haft verurteilt. 13 Monate hat Marin bereits hinter Gittern verbracht, zunächst in Auslieferungshaft in der Schweiz, seit Dezember dann im Metropolitan Detention Center in Brooklyn.
Titelbild
Schuldspruch - José Maria Marin soll 6,5 Millionen Dollar angenommen haben.Foto: Sebastiao Moreira/dpa
Epoch Times22. August 2018

Der frühere brasilianische Verbandspräsident Jose Maria Marin muss für seine Verbrechen im Weltfußball vier Jahre ins Gefängnis. Das Strafmaß für den im FIFA-Prozess in New York Verurteilten wurde am Mittwoch verkündet.

Mit seinen Schmutzgeschäften finanzierte sich Jose Maria Marin einst Luxusreisen auf die Prachtstraßen von Paris und Las Vegas. Seit Mittwoch muss der frühere Präsident des über Jahre von Korrupten regierten brasilianischen Fußballverbands damit rechnen, nie wieder in Freiheit leben zu können. Als erstes „Schwergewicht“ im großen FIFA-Prozess wurde der 86-Jährige zu vier Jahren Haft verurteilt.

Zudem wurde Marin mit einer Strafe von 1,2 Millionen Dollar (rund eine Million Euro) und Rückzahlungen in Höhe von 3,3 Millionen Dollar (2,8 Millionen Euro) belegt – die New Yorker Richterin Pamela Chen, die Marin zusammen mit dem früheren FIFA-Vizepräsidenten Juan Angel Napout (60/Paraguay) Ende 2017 unter anderem wegen Erpressung, Korruption und Geldwäsche schuldig gesprochen hatte, blieb damit noch deutlich unter der Forderung der Staatsanwaltschaft. Diese hatte eine zehnjährige Haftstrafe sowie eine Geldbuße in Höhe von 5,7 Millionen Euro beantragt.

13 Monate hat Marin bereits hinter Gittern verbracht, zunächst in Auslieferungshaft in der Schweiz, seit Dezember dann im Metropolitan Detention Center in Brooklyn. Er hat nach Ansicht des Gerichts über Jahre hinweg für die Vergabe von TV-Rechten in Südamerika Bestechungsgelder in Millionenhöhe angenommen, was dem Brasilianer ein Leben in Saus und Braus bescherte. Bei Hermes in Paris soll er laut Anklageschrift einmal knapp 18.000 Euro ausgegeben, bei Bulgari in Las Vegas sogar 43.000 Dollar bezahlt haben. Begleitet wurde der Prozess daher von hohen Entschädigungsforderungen vonseiten der FIFA und des südamerikanischen Kontinentalverbands CONMEBOL.

Insgesamt richtet sich die Anklageschrift der US-Strafverfolger gegen 42 Beschuldigte, darunter viele Ex-Offizielle sowie Mitarbeiter von Sportrechteagenturen. Über die Hälfte hat sich schuldig bekannt, drei sind inzwischen gestorben. Marin gehörte zu jenen Funktionären, die im Mai 2015 in einem Zürcher Luxushotel verhaftet worden waren. Der Zugriff löste damals den großen FIFA-Skandal aus, der den Weltverband implodieren ließ und den damaligen FIFA-Präsidenten Joseph S. Blatter (82) das Amt kostete.

Marin verbrachte die vergangenen beiden Jahre in Hausarrest, nachdem er fünf Monate in der Schweiz in Auslieferungshaft gesessen hatte. Der Brasilianer hinterlegte 12,9 Millionen Euro Kaution, um in seinem Appartement im New Yorker Trump Tower leben zu können, das er nur selten verließ, um in die Kirche zu gehen. Die Vorwürfe hatten seine Anwälte im Prozess stets zurückgewiesen oder relativiert.

Der FIFA-Prozess hatte im vergangenen Jahr kurz vor Weihnachten erschreckende Details der dunklen Machenschaften im Weltfußball ans Licht gebracht. Vor allem über Süd- und Mittelamerika lag für lange Zeit ein riesiges Korruptionsnetzwerk, in dem sich die Spitzenfunktionäre nach Lust und Laune bereichern konnten. Blatters FIFA war teilweise involviert – oder verschloss die Augen.

Oft beschuldigt wurden die früheren Spitzenfunktionäre Nicolas Leoz (89/Paraguay) und Ricardo Teixeira (71/Brasilien), Marins fast allmächtiger Vorgänger an der brasilianischen Verbandsspitze. Beide standen in der Hackordnung noch über Marin oder Napout, sie setzen sich aber vehement gegen die Auslieferung aus ihren Heimatländern in die USA zur Wehr. Die „graue Eminenz“ des südamerikanischen Fußballs, der Argentinier Julio Grondona, verstarb 2014.  (SID)

 



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