Trainerduell: 20:0 für Pep gegen Tuchel – «Inspiration»

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Die Titel-Bilanz der beiden Trainer spricht eine deutliche Sprache.Foto: Andreas Gebert/dpa
Epoch Times20. Mai 2016
Großes Abschiedsspiel für Pep Guardiola, großartige Premiere für Thomas Tuchel: Das prickelnde DFB-Pokalfinale zwischen Bayern München und Borussia Dortmund wird auch am Spielfeldrand entschieden.

Die leidenschaftlichen Fußballlehrer Guardiola und Tuchel inspirieren und dirigieren die beiden besten deutschen Teams in extremer Weise. Und das ausverkaufte Olympiastadion bietet am Samstag (20.00 Uhr) den beiden so gleichen und zugleich ungleichen Kontrahenten die national größtmögliche Bühne.

Der gegenseitige Respekt ist riesig, die Anerkennung auch. „Jedes Spiel gegen Pep ist eine große Herausforderung und jedes Treffen mit ihm eine echte Inspiration“, äußerte Herausforderer Tuchel vor seinem ersten großen Finale. Guardiolas Replik lautet: „Thomas lebt Fußball. Er hat diese Leidenschaft, diesen Willen, alles wissen zu wollen, immer besser zu werden. Er macht sich 24 Stunden am Tag Gedanken um seine Mannschaft, den Gegner, den Fußball generell. Das schätze ich an ihm.“ Die Worte des Katalanen zeichnen zugleich ein Selbstbild.

Es ist für Guardiola das 161. und zugleich letzte Pflichtspiel als Bayern-Trainer. Und es soll mit dem 124. Erfolg enden. „Wir werden unser Bestes tun, um dieses Finale zu gewinnen“, kündigte der 45 Jahre alte Spanier an. Aber das Ergebnis allein ist es nicht, was ihn antreibt. „Der Trainer spricht durch seine Mannschaft, durch die Spielweise“, sagte Guardiola: „Titel sind nur Nummern.“

Nach 14 Titeln in vier Jahren mit dem FC Barcelona und sechs in drei Spielzeiten mit dem FC Bayern lässt sich so etwas leicht dahersagen. Bei Tuchel sieht das anders aus. 20:0 Titel für Guardiola heißt es vor dem ersten großen Endspiel des 42-Jährigen, der in seiner Trainer-Vita bislang zwei A-Jugend-Meisterschaften vorweisen kann; 2005 mit dem VfB Stuttgart, 2009 mit Mainz 05. „Beurteilen Sie die Arbeit der Trainer nie allein nach Titeln“, sagte Tuchel dennoch.

Ein Triumph über die Bayern und über Guardiola würde seine erste BVB-Saison jedoch krönen und ihn als Trainer auf eine neue Stufe heben. Vereinschef Hans-Joachim Watzke bescheinigt dem Nachfolger von Jürgen Klopp ein „großartiges“ erstes Jahr in Dortmund. Den Wechsel aus dem beschaulichen Mainz ins Großbiotop Dortmund habe Tuchel bestens gemeistert. „Er hat uns gleich in ein Finale geführt. Ich bin optimistisch, dass das garantiert nicht sein letztes Finale sein wird“, sagte Watzke. Diese Prognose ist alles andere als gewagt.

Den größeren Druck hat Guardiola. Das elfte Bayern-Double wäre ein versöhnlicher Abschluss eines dreijährigen Projektes, dem die Krönung fehlt: Der Champions-League-Triumph. „Meine Aufgabe hier war nicht perfekt“, gestand der Katalane nach dem dreimaligen Scheitern im Halbfinale. Er selbst kann damit leben, München in wenigen Tagen als Unvollendeter Richtung England zu verlassen. „Es tut mir leid, aber wir haben alles getan“, sagte er: „Wir können gut schlafen.“

Auch Bundestrainer Joachim Löw misst Guardiolas Schaffenszeit in Deutschland nicht nur an Trophäen. Der Katalane habe in den drei Jahren beim FC Bayern „unheimlich viel bewegt“, sagte Löw in der „Süddeutschen Zeitung“ (Freitag). Er habe Spieler in der täglichen Arbeit besser gemacht. Er habe den FC Bayern insgesamt noch mal auf ein anderes Fußballniveau gehoben. „Bayern ist in puncto Dominanz, Spielstärke, Raumaufteilung vorbildlich, das ist seine Handschrift. Er hat dem FC Bayern, der Bundesliga seinen Stempel aufgedrückt.“

Löw bedauert, dass Guardiola Deutschland verlässt. Ein wenig Wehmut gesteht auch Pep selbst ein. Abschiedstränen aber scheinen kaum vorstellbar. Es war in erster Linie ein professionell geführtes Arbeitsverhältnis mit den Bayern-Profis, wie Torhüter Manuel Neuer erkennen lässt: „Es gibt viele Momente, die einem in Erinnerung bleiben. Die akribische Art, wie er mit uns umgegangen ist, wie er immer versucht hat, uns besser zu machen, nie müde geworden ist. Er hat uns immer motiviert und die Spielweise des FC Bayern geändert.“

Auch Tuchel, der am Spielfeldrand im Gegensatz zum eleganten Anzugträger Guardiola Sportklamotten bevorzugt, hat das BVB-Spiel in kürzester Zeit reformiert, taktisch flexibler, ballorientierter, dominanter gestaltet. Kurzum: Mit etwas mehr Pep(p) versehen. Und einen Dortmunder Triumph über die Bayern im Pokalfinale hat Tuchel auch schon live miterlebt: 2012 beobachtete er im Olympiastadion das Dortmunder 5:2 als Zuschauer. Das war aber auch noch vor Peps Zeit.

(dpa)

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