UEFA in der Platini-Falle – Nachfolgersuche zeigt Dilemma

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Michel Platini ist als Präsident der UEFA zurückgetreten.Foto: Tatyana Zenkovich/dpa
Epoch Times10. Mai 2016
Bei der ersten Sitzung des neuen FIFA-Councils blieb der Platz von Michel Platini in Mexiko leer. Durch den Rücktritt des gesperrten UEFA-Präsidenten gleich nach dem CAS-Urteil wurde das Machtvakuum in der UEFA auch bei der Tagung des Weltverbandsgremiums deutlich.

Genau einen Monat vor dem Anpfiff der EM in Frankreich hat der kontinentale Dachverband ein massives Führungsproblem. Der Schatten des Franzosen ist lang.

Wer ist der aussichtsreichste Kandidat für die Platini-Nachfolge?

So bitter es klingt. Die einzige realistische Option ist derzeit der Niederländer Michael van Praag. Und der kann mit 68 Jahren aus Altersgründen nur ein Übergangschef bis 2019 sein. Im Vorjahr stieg van Praag als FIFA-Präsidentschaftsbewerber im Vorfeld aus. Das Fußball-Europa ihn nicht unterstützte, wurmte Hollands Verbandschef. In den vergangenen Monaten hielt er sich verbal total zurück, wohl wissend, dass die Chance auf die Platini-Nachfolge kommen würde. Van Praag ist offenbar bereit, die Macht zu übernehmen, doch mehr als ein Kompromisskandidat ist er nicht.

Warum gibt es keine anderen Optionen?

Platini war mächtig, mit 60 Jahren noch jung für einen Funktionär. Er hätte noch viele Jahre UEFA-Chef sein können. Gegen ihn zu opponieren, wäre Funktionärsselbstmord gewesen. Der einzige legitime Nachfolger, Gianni Infantino, ist in den Wirren der Skandalmonate auf den FIFA-Thron gespült worden.

In der UEFA-Nomenklatura ist Vize Angel Maria Villar Llona hoch angesiedelt, doch der Spanier ist alt, unbeliebt und sogar in seiner Heimat als Weggefährte von Ex-FIFA-Chef Joseph Blatter umstritten.

Potenzielle Kandidaten wie der Engländer David Gill, ehemals Direktor bei Manchester United, verspüren offenbar keine Lust auf den Posten. Ein Kandidat von außen, wie Ex-Star Luis Figo, ist derzeit unwahrscheinlich.

Hätte Wolfgang Niersbach eine Chance?

Wenn es die WM-Affäre nicht gegeben hätte, wäre der Weg für den Platini-Freund auf den Europa-Thron jetzt frei. Doch der 65-Jährige wartet noch auf sein Urteil durch die FIFA-Ethikkommission wegen der Sommermärchen-Skandals. Selbst bei einem Freispruch wäre Niersbach als Erneuerer für den Kontinentalverband kaum vermittelbar. Allerdings: Beliebt ist Niersbach auf dem internationalen Parkett nach wie vor. Sein Mandat als Exekutivmitglied läuft 2017 ab.

Was bedeutet die Situation für die EM?

„Die EM wird stattfinden, ob mit einem gewählten Präsidenten im Amt oder ohne“, postulierte Niersbach schon vor dem CAS-Urteil gegen Platini. Die Administrative hat das Mammutprojekt vorbereitet. Tatsächlich hängt der reibungslose Ablauf nicht von einem Präsidenten ab. Nur das Symbol ist desaströs. Und wenn es nur um die Frage geht, wer den künftigen Europameister die Trophäe überreichen soll?

Wie ist der Zeitplan für die Präsidentenkür?

Am 18. Mai trifft sich die UEFA-Exekutive in Basel. Dann wird das Prozedere festgezurrt. Eine Kür vor der EM bezeichnete Niersbach schon als theoretisch möglich, aber unwahrscheinlich. Logischer wäre eine Kür im September in Athen, wenn ohnehin ein außerordentlicher Kongress einberufen werden muss, um das weibliche Council-Mitglied zu wählen. Dann müsste die UEFA einen EM-Sommer ohne Chef überbrücken.

(dpa)


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