Van Gaal und der ewige Ärger mit den Fußball-Romantikern

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Der Stil von Trainer Louis van Gaal gefällt nicht allen.Foto: Peter Powell/dpa
Epoch Times7. Dezember 2015
Die Rufe der Fans gehören fast schon zum Standardprogramm und werden von Spiel zu Spiel lauter. „Attack, attack, attack!“, schallt es regelmäßig von den Rängen im Old-Trafford-Stadion, das eigentlich „Theater der Träume“ heißt.

Es ist die verzweifelte Aufforderung nach Angriffsfußball an die Adresse von Louis van Gaal, der die Anhänger von Englands Rekordmeister Manchester United mit seinem unansehnlichen Ballbesitz-Fußball zunehmend gegen sich aufbringt. Fünf der letzten zehn United-Spiele endeten 0:0, wie auch am Samstag gegen West Ham United, als es am Ende viele Pfiffe gab. Ein Ergebnis, das am Dienstag im Champions-League-Gruppenfinale beim VfL Wolfsburg wohl das Aus bedeuten würde.

Van Gaal kann die Unzufriedenheit der Zuschauer nicht verstehen. So wie er nur selten Leute verstehen kann, die nicht seiner Meinung sind. Seine Mannschaft sei schließlich offensiv ausgerichtet. Schuld seien die Stürmer, die das Tor nicht treffen. Auch Weltmeister Bastian Schweinsteiger bekam zuletzt einen Rüffel. Und auch sonst hat der autoritäre Coach längst ausgemacht, wer für die negative PR verantwortlich ist. Ex-United-Spieler Paul Scholes habe mit seiner Kritik als TV-Experte die Meinung der Fans beeinflusst. Und die Medien sind natürlich auch Schuld.

Es ist ein altbekanntes Thema, das van Gaal schon bei seinen vorherigen Stationen begleitet hat. Dem Niederländer ist alles recht, was Erfolg bringt. So hatte er einst bei den Bayern Instinktfußballer Franck Ribéry den Spaß geraubt und sich in seiner Heimat mit Fußball-Ästhet Johan Cruyff gezofft. Mit Fußball-Romantik hat van Gaal nicht viel am Hut, was sich in Manchester noch als Eigentor erweisen könnte – ungeachtet Platz vier in der Liga.

Denn die Fans der Red Devils sind in den vergangenen Jahrzehnten verwöhnt worden. Unter van Gaals Vor-Vorgänger Sir Alex Ferguson hatte United spektakuläre Spiele abgeliefert und sich zu einer Weltmarke entwickelt. Eric Cantona, Cristiano Ronaldo, Ryan Giggs oder David Beckham standen für Entertainment pur. Heute hat es United gerade einmal auf sechs Tore in fünf Champions-League-Spielen gebracht. In der Premier League hat van Gaal mit 13,2 Prozent in 53 Spielen die höchste 0:0-Quote aller Trainer in der Clubgeschichte.

So will der Coach den Fans nicht mal Hoffnung auf den Titel in der Königsklasse machen. „Ich glaube nicht, dass wir in der Lage sind, die Champions League zu gewinnen“, sagt der eigenwillige Niederländer. Worte, die keiner hören will. Zweimal hatte United unter Ferguson die wichtigste Club-Trophäe gewonnen und zwei weitere Mal im Endspiel gestanden. Dass Wolfsburg nun das Ende der europäischen Titel-Hoffnungen besiegeln könnte, ist in Manchester nur schwer zu vermitteln.

Eineinhalb Jahre läuft der Vertrag des Niederländers noch. Zumindest die Glazer-Familie, die die Mehrheitsanteile im Club hält, soll mit van Gaal zufrieden sein. Rein buchhalterisch hat er den Verein schließlich voran gebracht. Nach Platz sieben unter dem glücklosen David Moyes sprang 2015 Platz vier heraus. In dieser Saison ist man wieder an den Spitzenclubs dran.

„Wir müssen verstehen, dass es nicht so einfach ist gegen Clubs, die in Old Trafford auf diese Weise verteidigen“, rechtfertigt sich van Gaal und ergänzt: „Wir müssen nur die Chancen verwerten.“ Erst recht in Wolfsburg. Die Sache hat nur einen Haken: Englands Rekordtorjäger Wayne Rooney fällt für das Spiel verletzt aus.

(dpa)

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