Verbände wollen Platzverweis für Rechtsextremisten

Titelbild
Eine Hütte des Fußballvereins FC Ostelbien Dornburg, auf dem Sportplatz des Vereins.Foto: Jens Wolf/dpa
Epoch Times6. August 2015
Der Fußballplatz in Dornburg südöstlich von Magdeburg liegt unscheinbar am Ortsrand der kleinen Gemeinde. Das Gras ist in der Saisonpause ungemäht, am Rand steht eine braun angestrichene Hütte.

„Unsere Liebe – Unser Leben – Unser Verein“, heißt es dort. Hakenkreuzfahnen oder ausländerfeindliche Sprüche an den Hauswänden sucht man vergeblich. Trotzdem – der Verein FC Ostelbien Dornburg gilt als Sammelbecken von Neonazis.

Er sorgt mit Schlägereien und brutalen Fouls statt mit Toren für Schlagzeilen. „Wir haben schon vor Jahren festgestellt, dass sich dort viele Rechtsextremisten tummeln“, berichtet der Chef des Landesverfassungsschutzes, Jochen Hollmann. Rund 15 Vereinsmitglieder, darunter viele der aktiven Spieler, seien als Rechtsextremisten bekannt.

Schiedsrichter und Gegner werden beleidigt und bedroht. „Wir sind seit spätestens Anfang des Jahres ständig mit dem Fußball-Landesverband in Kontakt, weil die Aktivitäten des FC Ostelbien Dornburg seit Anfang des Jahres deutlich an Intensität und Brutalität zugenommen haben“, sagt Lutz Bengsch, Vorstandsvorsitzender beim Landessportbund Sachsen-Anhalt. „Und zwar sowohl auf dem Platz als auch verbal gegen Schiedsrichter, Zuschauer und Mitspieler.“

Beispiel Paplitz: In dem Genthiner Ortsteil verlor der FC Ostelbien im Juni ein Relegationsspiel um den Aufstieg in die Kreisoberliga. Hatte es schon während der Partie ruppige Fouls gegeben, sollen Ostelbier nach dem Abpfiff auf Paplitzer Spieler eingeschlagen haben. Vier Paplitzer erstatteten Anzeigen. Inzwischen ermittelt der für politische Straftaten zuständige Staatsschutz, erklärt ein Polizeisprecher. Auch bei einem Hallenturnier in Gommern gab es im Januar gewaltsame Übergriffe, auch hier wurden Anzeigen erstattet.

In Medien wird über Übergriffe auf ausländische Spieler mitten auf dem Spielfeld berichtet, Schiedsrichter weigerten sich aus Sorge um ihre Gesundheit, Spiele zu pfeifen. „Das überschreitet das erträgliche Maß“, sagt Hollmann dazu. Er finde es richtig, wenn andere Mannschaften und Schiedsrichter sich inzwischen weigerten, gegen den Verein zu spielen oder Spiele zu leiten. „Ich weiß nur, dass man Rechtsextremisten keinen Spielraum geben darf.“

Inzwischen hat auch der Landessportbund (LSB) im Schulterschluss mit dem Fußballverband Sachsen-Anhalt (FSA) eine härtere Gangart gegen den Verein angekündigt. Schon 2011 hatte der FSA versucht, dem damals erst gegründeten Verein die Lizenz zu verweigern – war damit aber gerichtlich in einem Eilverfahren gescheitert. Nun soll es einen zweiten Anlauf geben. „Wir werden da sehr intensiv arbeiten und ich denke, dass wir nicht chancenlos sind“, sagt Bengsch.

Verfassungsschützer Hollmann begrüßt dies. „Ein Verbot könnte ein Signal sein, auch überregional, dass wir solche Erscheinungen nicht wollen.“ Auch die oppositionellen Grünen im Landtag fordern den Ausschluss. „Es ist der richtige Schritt, aber bei weitem überfällig“, sagt der Landtagsabgeordnete Sebastian Striegel, der sich bereits seit Jahren um das Thema kümmert. Der Fußballverband habe vor Jahren den Fehler gemacht, den Rechtsstreit um die Lizenzverweigerung nicht durch alle Instanzen geführt zu haben.

Experten haben wiederholt gewarnt, dass Rechtsextremisten nicht nur Musik, sondern auch den Fußball nutzen könnten, um gezielt neue Anhänger zu werben. Im Fall des Vereins FC Ostelbien Dornburg hat der Verfassungsschutz keine Beweise für eine Instrumentalisierung. „Dafür haben wir noch keine belegbaren Erkenntnisse“, sagt Hollmann. Im Moment sei der Verein eher ein Sammelbecken von Rechtsextremisten, die Fußball spielen.

Bereits am 6. August will sich der Fußball-Landesverband auf einer planmäßigen Präsidiumssitzung voraussichtlich ebenfalls für ein Ausschlussverfahren aussprechen. Mit schnellen Ergebnissen wird aber nicht gerechnet. FSA-Sprecher Volkmar Laube sagte: „Wir haben im Präsidium in dieser Sache Stillschweigen vereinbart und werden uns erst am kommenden Dienstag dazu äußern. Vorher nicht.“

(dpa)

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