Hamiltons Vermessung der F1-Welt: «Im Entdeckungs-Modus»

Epoch Times13. November 2015
Lewis Hamilton vermisst seine Formel-1-Welt gerade neu. Nach dem Erreichen seines Lebensziels als dreimaliger Champion in der Königsklasse des Motorsports hat sich der Brite auf eine Erkundungstour begeben.

„Ich bin noch lange nicht am Ende, aber ich bin jetzt in einer Phase der Reflexion, der Entdeckung und ergründe meine nächsten Ziele“, erzählte Hamilton im Interview der Deutschen Presse-Agentur vor dem vorletzten Grand Prix der Saison am Sonntag in Brasilien.

Auf die Frage, ob sich zumindest neue Herausforderungen abzeichnen würden, antwortete der Formel-1-Dominator: „Nein, ich bin im Entdeckungs-Modus. Es gibt noch keine Form und es wird wohl auch keine geben bis zum Winter. Wenn ich noch mittendrin im Rennfahren bin, ist es schwer zu ergründen, was die nächsten Ziele sind.“

Drei Titel, 43 Siege, 49 Pole Positionen, 85 Podestplätze – Hamilton sucht nach neuen Reizen. Mit Erwartungen will sich der Mercedes-Pilot nicht belasten. „Ich mag es generell nicht, in ein Jahr mit Erwartungen zu gehen. Ich erwarte von mir persönlich etwas. Das bedeutet, der Beste zu sein, der ich sein kann; fit zu sein, mental vorbereitet zu sein“, stellte Hamilton klar. „Aber es gibt keine Erwartungen um mich herum. Wenn man ans Leben Erwartungen stellt, wird man konstant enttäuscht, man öffnet sich selbst für Enttäuschungen. Daher habe ich keine Erwartungen.“

Eine kurzfristige Erwartung hat Hamilton natürlich schon. Im neunten Anlauf will er endlich in der Heimat seines Idols Ayrton Senna gewinnen. Der Auftakt war vielversprechend. Hamilton fuhr am Freitag in der ersten Einheit klar Bestzeit vor Nico Rosberg, am Ende des Tages lag aber sein Mercedes-Stallrivale vor ihm auf Platz eins.

Hamilton wirkt auch an diesem Nachmittag im Fahrerlager von São Paulo tiefenentspannt. Dieser Mann ruht in sich. Dabei geht er Konflikten nicht aus dem Weg, Psychospielchen gehören ebenfalls zu seinem Repertoire. Hamilton kennt die Dosierung ganz genau, um sich gegen Rosberg & Co. Respekt zu verschaffen.

„In meiner aktuellen Lebensphase habe ich ganz bestimmt den Speed. Und die mentale Stabilität in den vergangenen beiden Jahren war sicher die beste seit langer, langer Zeit. Wenn das den Unterschied macht – gut“, erläuterte der 30-Jährige. „Aber es gehören noch eine Menge andere Dinge dazu. Der Fokus ist alles. Der Fokus ist der Schlüssel. Wenn dir der Fokus fehlt, hast du nichts.“

Manchmal allerdings gerät Hamiltons Koordinatensystem abseits des Asphalts in Unordnung. Am Montag hatte er einen Auto-Unfall in seiner Wahlheimat Monaco. „Es war das Resultat von heftigem Feiern und wenig Erholung innerhalb der letzten Tage“, wie er gegenüber britischen Zeitungen einräumte. „Er hat mir nichts über seine Gefühle erzählt. Ich bin deshalb nicht der richtige Ansprechpartner“, sagte Hamiltons Teamkollege Rosberg zu dem Vorfall. Kein Wunder. Der Weltmeister und sein wieder einmal geschlagener Kontrahent haben ihre Kommunikation längst auf ein Mindestmaß heruntergefahren.

Hamilton gönnt sich ein buntes Leben fern vom aufregendsten Kreisverkehr der Welt. Mode, Musik, Kunst – den aus sehr einfachen Verhältnissen stammenden Engländer treibt Neugier, Lust nach Neuem. Vielleicht schärft er gerade so seinen Fokus für die Formel 1. „Es gibt nur Dinge zu gewinnen, nicht zu verlieren. Es gibt nur Dinge zu lernen. Vor einem liegt nur Wachstum“, versicherte Hamilton. „Ich habe alles erreicht, was ich immer erreichen wollte. Alles von nun an ist nur eine Zugabe.“

Um sich diesen Status zu erarbeiten, hat Hamilton in seinem Leben auch aufgeräumt. Sieben Jahre nach seinem ersten Titel als damals jüngster Formel-1-Weltmeister hat er sich längst Ordnung geschaffen.

„Man muss das Leben genießen, man muss auch loslassen können, um weiter wachsen zu können“, führte er aus. „In der Vergangenheit habe ich Dinge Tage um Tage mit mir rumgeschleppt, die mich von meiner Entwicklung abgehalten haben. Es kommt genauso auf die Menschen an, mit denen man sich umgibt, auf die Dinge, die man wertschätzt oder nicht. Man kann immer falsche Entscheidungen treffen, ich habe aber gelernt, was zu mir passt. Und heute bin ich in der besten Ausgangslage, in der ich je war.“

(dpa)


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