Nach EM-Titel im Handball: WM 2007 als Mahnung

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Der EM-Titel der deutschen Handballer soll einen Boom auslösen.Foto: Jörg Carstensen/dpa
Epoch Times3. Februar 2016
Handball ist in – derzeit. Knapp 13 Millionen Menschen sahen den sensationellen EM-Titel am Fernsehschirm, 9000 Fans bejubelten die Champions beim Empfang in Berlin. Aber kann die populärste Hallensportart Deutschlands langfristig von dem Erfolg profitieren?

NACHHALTIGKEIT

2007 war die deutsche Nationalmannschaft Weltmeister. Gab es nach dem Titelgewinn einen Aufschwung? „Wir haben den Hype 2007 nicht genutzt. Wir haben uns darauf ausgeruht, die positiven Effekte verschlafen“, sagte Uwe Kölling, Geschäftsführer des Handball-Bundesligisten TuS N-Lübbecke. „Am Anfang waren die Hallen voll, dann flachte es ab.“ Die Spiele des THW Kiel und von Flensburg-Handewitt sind fast immer ausverkauft. Die MT Melsungen meldet eine Steigerung des Zuschauerschnitts von 3050 auf 3700 bis EM-Beginn. Das erste Spiel nach der Winterpause in der Rothenbach-Halle (4300 Plätze) gegen den hessischen Rivalen HSG Wetzlar ist ausverkauft. Beschworen werden jetzt Gemeinsamkeiten. „Das ist eine Frage von Geben und Nehmen. Alle müssen an einem Strang ziehen. Wir müssen den Handball mehr in die Schulen bringen. Wir brauchen ausreichend Hallen“, sagt Dierk Schmäschke, Geschäftsführer der SG Flensburg-Handewitt.

FERNSEHEN

Begeisterung wird gefüttert durch mediale Präsenz. Die Bundesliga (HBL) ist beim TV-Sender Sport1 zu Hause. Üblicherweise sind pro Woche zwei, in der Saison rund 80 Spiele live im Fernsehen zu sehen. Pro Partie schalten 350 000 bis 750 000 Zuschauer ein. Weitere Spiele gibt es im Internet über sport1.de. Das öffentlich-rechtliche TV zeigt die Handball-Bundesliga nur gelegentlich in Kurzsequenzen in den 3. Programmen, der ARD-Sportschau oder ZDF-Sportreportage. Schelte vermeidet HBL-Geschäftsführer Frank Bohmann: „Es ist schon besser geworden. Vor drei Jahren hatten wir praktisch gar nicht mehr stattgefunden.“ Die Champions League gibt es beim Pay-TV-Sender Sky. „Schmerzlich ist, wenn im Fernsehen Livespiele der 3. und 4. Fußball-Liga gezeigt werden und wir nicht. Die olympischen Sportarten werden systematisch aus dem Fernsehen gedrängt“, klagt Bohmann.

NACHWUCHSFÖRDERUNG

Die Einrichtung der Jugend-Leistungszentren und die Eliteförderung haben sich gelohnt. Deutsche Top-Spieler gibt es so zahlreich wie lange nicht. Bohmann: „Das müssen wir vertiefen.“ Folge: Die Ausländerquote in der Bundesliga sinkt – derzeit beträgt sie rund 35 Prozent.

MITGLIEDERZUWACHS

Der WM-Sieg 2007 verschaffte dem Deutschen Handballbund einen Zulauf von 18 526 Mitgliedern. Seither ging es bergab. 2015 wurde ein Minus von 19 422 Mitgliedern verzeichnet. Jetzt erwartet HBL-Präsident Uwe Schwenker erneut einen Aufschwung: „Wie nach dem WM-Titel 2007 wird es auch wieder erheblichen Zulauf an Nachwuchsspielern geben.“

BELASTUNGEN

„Wir müssen unsere Spieler schützen“, fordert Thorsten Storm, Manager des THW Kiel. Bundesliga, Champions League, DHB-Pokal, Nationalteam – die Termine jagen sich. Erholungspausen gibt es kaum noch. „Wir brauchen einen Kader von 16 Spielern, um mehr rotieren zu können.“ Bisher sind nur 14 erlaubt. 16 sollen möglich, aber nicht Pflicht sein, weil kleinere Vereine höhere Ausgaben scheuen. Storm: „Die Lösung des Problems ist eine Frage der Solidarität.“

SPONSOREN

Auch nach dem EM-Erfolg rennen Geldgeber Bundesligisten und Nationalmannschaft nicht die Tür ein. „Handball hat sich jetzt ins Schaufenster gespielt. Aber uns hilft nur, wenn wir gemeinsame Synergien erschließen“, sagt Storm. Die MT Melsungen ist erwartungsfroh. Sie hat während der Hinrunde 20 neue Partner gewonnen. „Die langen Jahre der Aufbauarbeit zahlen sich aus. Der Erfolg der Nationalmannschaft kommt hinzu“, betont Geschäftsführer Axel Geercken.

(dpa)


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