Rücktritt-Beben: So geht es mit Klinsmann und Hertha weiter

Auch nach dem spektakulären Rücktritt von Jürgen Klinsmann als Trainer von Hertha BSC sind viele Fragen offen. Der Club muss sich im Abstiegskampf schnell wieder erholen, der Ex-Bundestrainer will weiter beim Hauptstadtclub mitreden.
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Der plötzliche Rücktritt von Jürgen Klinsmann sorgt bei Hertha BSC für Verwunderung.Foto: Andreas Gora/dpa/dpa
Epoch Times12. Februar 2020

Die Schockwellen des plötzlichen Rücktritts von Jürgen Klinsmann werden Hertha BSC noch lange beschäftigen. Im Abstiegskampf der Fußball-Bundesliga müssen die Berliner die Auswirkungen des Abschieds ihres Chefcoaches schnell verkraften.

Der frühere Bundestrainer kündigte an, die Hauptstadt vorerst zu verlassen – er will die Zukunft des Vereins aber weiter gestalten.

Wie geht es bei Hertha jetzt weiter?

Am Dienstagvormittag leitete Klinsmanns Assistent Alexander Nouri gemeinsam mit dem weiteren Co-Trainer Markus Feldhoff die Übungseinheit auf dem Platz. Es wird erwartet, dass die beiden auch beim Abstiegskampf-Duell beim SC Paderborn am Samstag (15.30 Uhr/Sky) in der Verantwortung sein werden. Die Spieler zeigten sich sichtlich überrascht vom Aus Klinsmanns, das dieser seinem Team bei einer Besprechung kurz vor dem Training mitgeteilt hatte.

Warum kam es zum Bruch?

Eigentlich war Klinsmann Ende November zunächst nur als Nothelfer für diese Saison von seinem Aufsichtsratsposten zurück auf die Trainerbank gewechselt. Der Ex-Bundestrainer wollte diesen Job aber langfristig – und mehr Macht. Im Club gab es einen Streit, wer die Hoheit über Transferentscheidungen besitzt, offenbarte Klinsmann. „Wir haben mal über eine mittelfristige Zusammenarbeit gesprochen und über die Kompetenzen diskutiert“, sagte der 55-Jährige der „Bild“. „Nach meinem Verständnis sollte ein Trainer – nach dem englischen Modell – die gesamte sportliche Verantwortung tragen. Also auch über Transfers. Das gibt der Position wesentlich mehr Power.“ Bei Hertha ist Geschäftsführer Michael Preetz für Transfers verantwortlich.

Wie ist Klinsmanns sportliche Bilanz?

Als Klinsmann nach dem 12. Spieltag auf Ante Covic folgte, war Hertha Tabellen-15. und punktgleich mit Fortuna Düsseldorf auf dem Relegationsrang. Nun stecken die Berliner immer noch tief im Abstiegskampf, haben aber zumindest sechs Punkte Vorsprung auf die gefährdete Zone. Fußballerisch hatte Hertha zwar defensiv in einigen Partien seine Sicherheit wieder gewonnen, war aber mit sieben Toren aus den vergangenen acht Partien erschreckend angriffsschwach.

Welchen Posten hat Klinsmann im Aufsichtsrats inne?

Durch die Aufstockung der Anteile an der Hertha BSC GmbH & Co. KGaA auf nun insgesamt 49,9 Prozent für 224 Millionen Euro erhielt Investor Lars Windhorst im November 2019 zwei weitere Sitze im neunköpfigen Aufsichtsrat. Für einen dieser Plätze berief der Geldgeber seinen Vertrauten Klinsmann. Dieses Amt ließ der einstige Nationalspieler während der Zeit als Chefcoach ruhen. Nun kündigte er an, sich auf seine „ursprüngliche langfristig angelegte Aufgabe als Aufsichtsratsmitglied zurückzuziehen“. Vorerst geht es für ihn aber zurück in die USA.

Welche Befugnisse hat Klinsmann als Aufpasser?

Die Kompetenzen des Aufsichtsrats der KGaA sind vergleichsweise gering. Er ist unter anderem dafür zuständig, die Prüfung wirtschaftlicher Zahlen zu veranlassen. Als Aufsichtsrat segnet Klinsmann keine Transfers ab, dafür ist der Beirat zuständig – in diesem sitzen die Präsidiumsmitglieder sowie Investor Windhorst. Auch über den Posten von Manager Michael Preetz bestimmt Klinsmann nicht mit, die Geschäftsführung wird vom Präsidium berufen. In der Öffentlichkeit präsenter ist der Aufsichtsrat des eingetragenen Vereins, dieser wird von der Mitgliederversammlung gewählt.

Wer wird neuer Hertha-Trainer?

Der Rücktritt traf auch den Club völlig unvorbereitet, sodass sich die Verantwortlichen sortieren müssen. Eine weitere öffentliche Stellungnahme von Preetz wurde zunächst nicht erwartet. Bei der Suche nach einem neuen Trainer hatte sich der Club schon in der Vergangenheit beispielsweise mit Bruno Labbadia und Roger Schmidt beschäftigt, war aber aufgrund der Strahlkraft dann bei Klinsmann gelandet. (dpa)

Andreas Gora



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