Stepanowa in im Fokus – Heidler und Röhler auf Kurs

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Julia Stepanowa musste im Vorlauf über 800 Meter aufgeben.Foto: Michael Kappeler/dpa
Epoch Times6. Juli 2016
Käpt’n Betty Heidler gab bei den 23. Leichtathletik-Europameisterschaften in Amsterdam den Kurs vor, ihre Mannschaftskollegen zogen mit und weckten die Medaillenlust im deutschen Team.

Doch im Fokus stand am ersten Abend eine mutige Russin auf Bahn zwei: Julia Stepanowa gab in ihrem 800-Meter-Vorlauf zwar nach rund 600 Metern auf, doch der Respekt der Zuschauer und der Beifall im Olympiastadion gehörten ihr am Ende ganz allein.

Als Whistleblowerin und Kronzeugin hatte Stepanowa mit ihren Enthüllungen den gigantischen Doping- und Korruptionsskandal in der russischen Leichtathletik ins Rollen gebracht. Bei der EM durfte die 30-Jährige deshalb unter neutraler Flagge starten, während die russische Mannschaft nach wie vor suspendiert ist.

Den ersten von 44 Einzel- und Staffeltiteln dieser EM holte sich die erst 19 Jahre alte Türkin Yasemin Can über 10 000 Meter. Sie setzte sich in 31:12,86 Minuten vor der Portugiesin Dulce Félix (31:19,03) und der Norwegerin Karoline Bjerkeli Grövdal (31:23,45) durch.

Das 100-köpfige deutsche Team ist einen Monat vor Olympia doppelt motiviert. Gleich zwei heiße Goldkandidaten sollen am Donnerstag zuschlagen: Kugelstoßerin Christina Schwanitz will ihren Titel von 2014 in Zürch unbedingt verteidigen. Und „Speerspitze“ Thomas Röhler muss mit seiner Favoritenrolle leben. Keiner hat in diesem Jahr auf der Welt weiter geworfen als der 24 Jahre alte Thüringer – seine 91,28 Meter waren eine klare Kampfansage.

Die geforderte Qualifikationsweite (81,50) hätte der WM-Vierte wohl auch im Trainingsanzug klar gemacht. Gleich mit dem ersten Wurf vor einer ganz besonderen Kulisse – dem Museumplein in der Innenstadt – war die Pflicht getan: 83,98 Meter. Auch Schwanitz wollte schnell wieder ins Mannschaftshotel: Die Quali schaffte sie locker mit dem ersten Stoß – 19,02 Meter.

Schwarz-Rot-Gold konnte sich am ersten der fünf Wettkampftage gut in Szene setzen. Gleich in der ersten Qualifikation erfüllte Betty Heidler am Vormittag ihre Pflichtaufgabe: Mit 71,46 Metern im ersten Wurf übertraf die 32-Jährige von der LG Frankfurt/Main die geforderte Qualifikationsweite deutlich.

Mannschaftskapitän Heidler ist auf Abschiedstournee, ihren Rücktritt nach Olympia in Rio hat sie längst angekündigt. „Ich bin nicht zum Spaß hier“, sagte die frühere Weltmeisterin und Weltrekordlerin. „Die Qualifikation hat gezeigt, dass ich immer noch hinter dem Erfolg her bin. Ich will zeigen, was ich drauf habe.“

Auf Anhieb hatten sich am Vormittag auch die Diskuswerferinnen Julia Fischer (66,20 Meter) und Nadine Müller (64,75 Meter) für das Finale am Freitagabend qualifiziert. Shanice Craft – die EM-Dritte von 2014 – ist mit 64,59 Metern ebenfalls wieder dabei. Die Hürdensprinterinnen Cindy Roleder, Nadine Hildebrand und Pamela Dutkiewwicz erreichten dank guter Vorleistungen kampflos die Zwischenläufe am Donnerstag.

Erst im letzten seiner drei Versuche, mit 8,11 Metern, buchte Weitspringer Fabian Heinle seinen Platz im Finale. Der deutsche Meister Alyn Camara enttäuschte dagegen: Mit 7,66 Metern blieb er 39 Zentimeter unter seiner Saisonbestleistung.

Zehnkämpfer Mathias Brugger ist zur Halbzeit Neunter. Nach starken 400 Metern behauptete sich der Dritte der diesjährigen Hallen-WM am Mittwoch als einziger des DLV-Trios mit 4054 Punkten in den Top Ten. Sein Ulmer Vereinskollege Tim Nowak war nach dem ersten Tag mit 3942 Zählern 16. René Stauß von der SG Schorndorf lag im Feld der anfangs 27 Zehnkämpfer auf dem 19. Rang (3882). Spitzenreiter nach den 100 Metern, dem Weitsprung, Kugelstoßen, Hochsprung und den 400 Metern war der Ukrainer Oleksej Kasjanow mit 4234 Punkten.

Der deutsche Stabhochsprung-Meister Tobias Scherbarth ist in Amsterdam überraschend in der Qualifikation gescheitert. Mit schwachen 5,35 Metern verpasste der 30-Jährige aus Leverkusen das Finale. Sein Clubkollege Karsten Dilla hatte mehr Glück: Er schaffte zwar auch nur 5,35 Meter, leistete sich aber einen Fehlversuch weniger. Sowohl Dilla als auch Scherbarth haben in dieser Saison bereits 5,70 Meter gemeistert und damit die Olympia-Norm für Rio abgehakt.

(dpa)


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