Trotz «Geisterstimmung»: Hanfmann begeistert von Turnier

Das Tennisturnier im Westerwald ist die erste öffentliche Live- Sportveranstaltung seit Wochen. Obwohl das «Eventchen» mit acht Spielern kein offizielles ATP-Turnier ist, bekommt es beachtliche internationale Aufmerksamkeit - inklusive ungewohnten Besuchs.
Titelbild
Yannick Hanfmann ist von dem Turnier in Höhr-Grenzhausen begeistert.Foto: Angelika Warmuth/dpa/dpa
Epoch Times3. Mai 2020

Am ersten Turniertag kam die Polizei. Allerdings nicht, um eine Schlägerei zwischen Fans zu schlichten wie einst bei den Australian Open.

Auch nicht, um königliche Prominenz auf dem Weg in die Ehrenloge von Wimbledon zu begleiten oder aus Angst vor Terroranschlägen wie bei den US Open in New York.

Nein, die beiden Beamten statteten der Tennis-Akademie in der rheinland-pfälzischen Kleinstadt Höhr-Grenzhausen einen Besuch ab, um die strengen Sicherheitsauflagen zu überprüfen. 45 Minuten lang liefen die Polizisten über die Anlage und kontrollierten: Tragen die Spieler einen Mundschutz beim Betreten des Sandplatzes? Sind wirklich keine Zuschauer, Trainer, Ballkinder, Journalisten in der Halle?

Wegen der Coronavirus-Pandemie ruht (abgesehen von E-Sport) der Turnier-, Spiel- und Wettkampfbetrieb sportartenübergreifend bis auf wenige Ausnahmen weltweit. Kein Wunder also, dass das Eventchen im Westerwald, von den Veranstaltern für die ersten vier Tage im Mai als „Mekka des Tennissports“ ausgerufen, für ungeahnte Aufmerksamkeit sorgt. Der Tennis Channel überträgt live, von der „New York Times“ über den „Telegraph“ bis zur „Marca“ berichten Medien weltweit. Der sogenannte Center Court ist ohnehin mit TV-Kameras ausgestattet, diese Bilder werden nach Angaben des Turniersprechers gestreamt.

Acht Spieler treten im Gruppenformat an, gespielt wird über zwei Gewinnsätze bis vier, das Preisgeld beträgt rund 25 000 Dollar. Auf dem Platz sind nur die beiden Profis und ein Stuhlschiedsrichter. „Das ist schon gewöhnungsbedürftig, die Bedingungen sind strange“, berichtet der deutsche Tennisprofi Yannick Hanfmann der Deutschen Presse-Agentur am Telefon. „Es ist ein bisschen Geisterstimmung.“

Der 28 Jahre alte Karlsruher, als Nummer 143 der Welt der am höchsten platzierte Teilnehmer, und Dustin Brown sind die bekanntesten Spieler beim ersten Schritt zurück in Richtung Tennis-Normalität. „Ich denke, dass am Ende des Tages alle Jungs hier einfach nur froh sind, sich wieder auf dem Platz messen zu können“, sagte Brown. Der 35-Jährige aus Winsen/Aller hat einst Berühmtheit erlangt, weil er 2015 in der zweiten Runde von Wimbledon Rafael Nadal aus dem Turnier warf.

Auf kleinen Filmchen im Internet ist nun zu sehen, wie der Mann mit den Dreadlocks ein lautes „Ja“ ausruft, wenn ihm ein spektakulärer Schlag gelingt. Oder wie er mit beiden Armen in der Luft rudert, um die Zuschauer zum Jubeln zu animieren. Bloß: Es sind keine Zuschauer da. Nach dem Matchball geht der eine auf die eine Seite des Platzes, der andere auf die andere. Vor dem Gegner und dem Schiedsrichter verbeugt man sich, gerne mit aneinandergelegten Händen, auf den sonst obligatorischen Handschlag wird logischerweise verzichtet.

Jeder Spieler hat sein „eigenes kleines Abteil“, wie es Hanfmann nennt. Dort kann er essen, lesen, sich die Zeit vertreiben und durch eine Glasscheibe den Partien der Konkurrenten zuschauen. Und trotz gewöhnungsbedürftiger Atmosphäre überwiegt bei allen Protagonisten die Freude, wieder ihren Beruf ausüben zu dürfen. „Wir wollten wieder Tennis spielen und sind mega-happy, dass das hier klappt“, sagt Hanfmann. „Nervenkitzel, ein bisschen Adrenalinkick und Wettkampf, sich mit anderen zu messen: Das hat mir am meisten gefehlt.“ (dpa)



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