Vergessene Rede eines Adenauer-Vertrauten auf dem Territorium eines sozialistischen Staates?

Der österreichische Schriftsteller Robert Menasse wünscht sich, die Europäische Kommission möge nach Art des aufgeklärten Absolutismus den Nationalstaat in Europa zum Wohl der Europäer überwinden. Bisweilen geht sein Pathos dabei aber auf Kosten der Faktentreue. 
Epoch Times3. Januar 2019

Der österreichische Schriftsteller Robert Menasse sieht den Nationalstaat als entscheidenden Faktor, der die Verbrechen des Nationalsozialismus ermöglicht habe.

Daher sei die Europäische Kommission eine Hoffnungsträgerin für die Menschheit, weil sie eine postnationale „Europäische Republik“ schaffen könne.

Menasse sieht sich in seinem Kampf für ein vereintes Europa ohne Nationalstaaten in einer Tradition, die Walter Hallstein begründet habe.

Hallstein war der erste Präsident der Kommission der Europäischen Wirtschaftsgemeinschaft.

Menasse behauptete mehrfach, dass Hallstein 1958 seine Antrittsrede auf dem Gelände des ehemaligen Vernichtungslagers Auschwitz gehalten habe.

Dabei habe er gesagt: „Die Abschaffung der Nation ist die europäische Idee.“ Menasse zitierte in Schriften und Reden noch weitere angebliche Aussprüche von Hallstein, die in die gleiche Richtung gehen.

Die Historiker Heinrich August Winkler und Hans-Joachim Lang wiesen nun jedoch nach, dass Menasses Darstellungen unrichtig sind. Weder habe Hallstein 1958 eine Antrittsrede in Auschwitz gehalten noch stammen die Zitate, die der Autor ihm in den Mund legt, von ihm.

„Die Lesart vom post-, ja antinationalen EU-Vorkämpfer Hallstein dürfte […] Ausfluss einer postfaktischen Geschichtsbetrachtung sein“, meinte Winkler schon 2017 im „Spiegel“.

Patrick Bahners verglich die Darstellungen Menasses in der FAZ mit dem Fall des Journalisten Claas Relotius, der in vielen seiner Reportagen mit erfundenen Fakten, Personen und Zitaten operierte.

Dieser Beitrag stellt ausschließlich die Meinung des Verfassers dar. Er muss nicht zwangsläufig die Sichtweise der Epoch Times Deutschland wiedergeben.


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