Benko-Pleite: Gläubiger uneins über Treuhandsanierung oder Konkurs bei Signa – mysteriöses Bailout-Angebot aus DomRep

Am Montag fand ein erster Gerichtstermin zur Pleite von René Benkos Signa-Konzern statt. Gläubiger sollen über eine Treuhandsanierung oder einen Konkurs entscheiden. Zudem gibt es ein mysteriöses Bailout-Angebot, hinter dem „namhafte Investmentbanken“ aus den USA und den VAE stehen sollen.
René Benko ist Gründer der Signa-Gruppe.
René Benko ist Gründer der Signa-Gruppe.Foto: Helmut Fohringer/APA/dpa
Von 18. März 2024

Am Montag, 18. März, treten erstmals die Gläubiger der Unternehmensgruppen Signa Prime und Signa Development vor dem Handelsgericht Wien zusammen. Gegenstand ist die geplante Abstimmung über eine angebotene Treuhandsanierung der Geflechte, deren Organisator der Immobilienmagnat René Benko war.

Ob es am Montag bereits zu einer Abstimmung kommen wird, ist ungewiss. Mehrere Großgläubiger, darunter auch der Kreditschutzverband KSV 1870, haben eine Verschiebung beantragt. Sie erklären übereinstimmend, sich noch ein Bild über die Verflechtungen des Firmenimperiums und der Beteiligungsverhältnisse machen zu müssen. Die Finanzprokuratur der Republik Österreich hat schon jetzt in Aussicht gestellt, dem Treuhandmodell zur Sanierung nicht zustimmen zu wollen.

Sanierungsverwalter beider Signa-Konzerne halten Quote von mindestens 30 Prozent für realistisch

Wie der „Kurier“ berichtet, sind Forderungen in einer Gesamthöhe von 10,79 Milliarden Euro bei Signa Prime und von 2,29 Milliarden Euro bei Signa Development angemeldet. Anerkannt sind davon bislang dem jüngsten Sanierungsbericht zufolge erst knapp 3,1 beziehungsweise 1,3 Milliarden Euro. Zum Prime-Immobilienbestand gehören unter anderem das Berliner KaDeWe, Selfridges in London und der immer noch im Bau befindliche Elbtower in Hamburg.

Zum montäglichen Termin bieten die jeweiligen Sanierungsverwalter eine Treuhandsanierung mit einer Mindestquote von 30 Prozent an. Das bedeutet, unter ihrer Aufsicht würde das gesamte Immobilienvermögen der Holdings veräußert. Der gesamte Erlös soll an die Gläubiger fließen.

Insgesamt will man so mindestens 30 Prozent der Gesamtsumme an anerkannten Forderungen wieder hereinbringen – idealerweise mehr. Anschließend erfolgt eine Zuteilung nach Rang und Anteil. Am Ende hätten alle Gläubiger damit zu rechnen, dass nur ein Bruchteil ihrer Forderungen beglichen werden wird.

Finanzprokuratur: Ohne Umwege ein Konkursverfahren

Die Alternative dazu wäre der Konkurs – der zu einer Zerschlagung der Holdings und ihrer Bestände führen würde. Dieser wäre das Modell, das vonseiten der Finanzprokuratur favorisiert würde, die als Vertreter der Republik Österreich auftritt.

Deren Präsident Wolfgang Peschorn hat schon jetzt angekündigt, der Treuhandsanierung nicht zustimmen zu wollen. Gegenüber dem ORF-Radiosender Ö1 äußerte er, es sei kein Mehrwert in diesem Modell erkennbar. In jedem der beiden Fälle seien dringliche Verkäufe von Immobilienbeständen innerhalb der kommenden Wochen erforderlich, um die Unternehmen liquide zu halten.

Die intransparente Struktur des Signa-Imperiums würde eine Fortführung auf Treuhandbasis nicht erleichtern. Der Fall eines Konkurses würde mehr Klarheit bringen und es außerdem ermöglichen, Geld aus dem Unternehmen zu nehmen und dieses in neue Projekte zu investieren.

Die Sanierungsverwalter halten diese Position nicht für überzeugend. Sie erwarten eine höhere Quote von einbringlichen Forderungen aus dem gesamten Forderungsbestand im Fall einer Weiterführung im Treuhandmodell. Anders als beim Konkurs wäre ein Sanierungsverfahren in Eigenverwaltung durchzuführen. Die mindestens 30 Prozent einzubringen, sei innerhalb von zwei Jahren möglich, heißt es in der Empfehlung dazu.

Großgläubiger wollen Abstimmung verschieben – und Vorstandsetagen bei Signa austauschen

Ein Verkauf aller bestehenden Immobilien und Entwicklungsprojekte wird Experten zufolge in beiden Fällen langfristig unausweichlich sein. Kurzfristig kann es jedoch durchaus einen Unterschied machen, ob es gelingt, beispielsweise sogenannte Massekredite zu erhalten. Signa Development könne auf einen solchen zumindest hoffen, weil die Holding verhältnismäßig gut aufgestellt ist, bei Prime sei dies noch unsicher.

Darüber hinaus müssten die finanzierenden Banken ein Stillhalteabkommen in Anbetracht des weiteren Zinsenlaufs unterzeichnen. Allerdings ist dieses Szenario nur realistisch, wenn die Banken klare Antworten über den Fortgang der Sanierung haben. Die Treuhandlösung würde einen Zeitrahmen von bis zu fünf Jahren für die Verwertung der Immobilien vorsehen. Im Konkurs müsste zwingend ein Verkauf der Immobilien stattfinden – ein Zeitplan steht dabei jedoch nicht im Raum.

Viele Großgläubiger wollen die Abstimmung verschieben, zumal es Anfang April eine Hauptversammlung der Aktionäre geben wird. Dort will man einen kompletten Austausch des Managements und des Aufsichtsrats beider Unternehmen erreichen. Das letzte Wort hätten jedoch die Aktionäre. Unter ihnen ist mit Logistikunternehmer Klaus-Michael Kühne auch der reichste Mann Deutschlands. Es sei nicht davon auszugehen, dass dieser bereit wäre, einer Neubesetzung der Aufsichtsräte über seinen Kopf hinweg zuzustimmen.

Theaterstück zeigt auf: Fall Benko wäre jederzeit wieder möglich

Für Aufsehen sorgte unterdessen ein elfseitiges Bailout-Angebot, das eine Holding aus der Dominikanischen Republik eingereicht hat. Wie „oe24“ berichtet, hat man einen Pauschalpreis von 1,7 Milliarden Euro für alle 96 Signa-Immobilien und 400 Millionen Euro an pauschaler Ablöse für die Gläubiger angeboten.

Im Gegenzug wolle man „die Signa-Immobiliensparte sinnvoll erhalten und mit Erfolg weiterführen“. Der Signa-Konzern solle so gerettet werden. Dazu soll es bereits eine Zusage „langfristiger Darlehen“ durch „namhafte Investmentbanken“ aus den USA und den Vereinigten Arabischen Emiraten (VAE) geben. Bislang hat die Holding jedoch keinen Finanzierungsnachweis erbracht.

Auch in der Kunst gibt es mittlerweile ein Nachspiel zur Signa-Pleite. Im Wiener Volkstheater gastiert zurzeit das Theaterstück „Aufstieg und Fall des Herrn René Benko“. Autor Calle Fuhr hat dazu die Causa zusammen mit der Rechercheplattform „Dossier“ aufbereitet. Im Stück wird die These illustriert, dass ein weiterer Fall Benko aufgrund der systemischen Bedingungen in der Immobilienwirtschaft jederzeit wieder möglich wäre.

Das Konzept Benkos bestand im Wesentlichen in einer permanenten Expansion – die auf Kredite unter den Bedingungen einer Niedrigzinspolitik gestützt war. Energiekrise, steigende Materialkosten und die Zinswende der Notenbanken brachten das Konzept zum Einsturz.



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