Besteht die Stärke der Schweizer Währung weiterhin oder wäre ein Kollaps möglich?

Wie stark ist der Schweizer Franken? Wäre ein Niedergang ähnlich dem anderer europäischer Zentralbanken möglich? Eine Analyse unter Einbezug der T2 (TARGET-Salden).
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Die Schweizerische Nationalbank (SNB) bunkert viel Gold.Foto: iStock
Von 14. Oktober 2023

Die Schweizerische Nationalbank (SNB) unterscheidet sich gravierend von anderen europäischen Zentralbanken respektive deren Geldpolitik. Zwei wichtige Faktoren dabei sind: Die Schweiz haftet nicht für die Schulden anderer (EU-)Länder. Und im Falle eines Crashs verlöre die Schweiz keine Forderungen ihrer Nationalbank an das T2-System (TARGET-Services).

In Bezug auf ihre geldpolitischen Maßnahmen ist die Bank unabhängiger als andere Banken – und hat bereits im Januar 2015 den Mindestkurs von 1,20 Schweizer Franken je Euro aufgegeben.

Die Folgen sind: Der Euro notierte am 5. Oktober 2023 bei 0,9636 Schweizer Franken. Auf Fünfjahressicht verlor der Euro gegenüber dem Schweizer Franken 15 Prozent, seit 1997 gar 42 Prozent.

Ein Exkurs zu den neuen T2 (TARGET-Services)

Ein Blick auf T2, wie das System seit März heißt. Der Vorgänger von T2, das TARGET2, wurde im März 2023 abgeschaltet. Es wurde tatsächlich die Bezeichnung „Abschaltung“ verwendet. Analysten hoffen, dass nicht plötzlich eines Tages diese Forderungen ebenso „einfach abgeschaltet“ werden.

Alle Bundesbanken der Eurozone nehmen an den TARGET-Services teilt. Der Name steht für „Trans-European Automated Real-time Gross settlement Express Transfer System“ (Transeuropäisches automatisiertes Echtzeit-Brutto-Zahlungssystem).

Bei einer Überweisung nach Deutschland – gilt natürlich auch in umgekehrter Richtung – durch eine griechische, italienische oder andere Bank „fließt“ tatsächlich in der Realität kein Geld über die Grenze(n). Gesprochen wird von einer Glattstellung der Forderungen und Verbindlichkeiten mithilfe des TARGET2-Systems. Am Ende des Tages bleiben eine Forderung und eine Verbindlichkeit der jeweiligen Bundesbank gegenüber dem Target2-System bestehen.

Die aktuellen TARGET-Saldo-(T2)-Forderungen der Deutschen Bundesbank per 30. September 2023 belaufen sich bereits auf gewaltige 1.048.058.713.850,96 Euro. Ende 2017 lagen diese offenen Forderungen noch auf 907 Milliarden Euro.

Zu viele Fremdwährungen

Das Jahr 2022 brachte eine Zäsur für die SNB. In jenem Jahr machte das Bankhaus den größten Verlust in seiner Geschichte. Fallende Aktien- und Anleihekurse und die Aufwertung des Schweizer Franken brachten dem 115-Jahre alten Geldhaus einen Fehlbetrag von 132 Milliarden Schweizer Franken. Nach der Verrechnung mit Reserven und Rückstellungen blieb ein Bilanzverlust von rund 39 Milliarden Schweizer Franken stehen. 

Grund für die Verluste waren die hohen Bestände an Fremdwährungen der SNB – Devisen, Aktien und Anleihen aus dem Ausland. Diese sorgten für einen Verlust von 131 Milliarden Schweizer Franken. Der Wert des bei der SNB gehalten Goldes erhöhte sich hingegen.

Doch auch andere Notenbanken schrieben hohe Verluste, einschließlich der EZB. Daraus zog das Schweizerische Geldhaus verschiedene Schlussfolgerungen – und drückt seither die Devisenanlagen auf ein niedrigeres Niveau.

Laut einer „Reuters“ Publizierung vom 29. September 2023 hätte im Zeitraum April bis Juni 2023 die SNB Notenbank Devisen im Wert von 40,31 Milliarden Schweizer Franken verkauft, wie aus am 29. September 2023 veröffentlichten SNB-Daten hervorging. Solche Aktionen, bei denen Fremdwährungen auf den Markt geworfen werden, stärken den Kurs des Schweizer Franken. 

Gleichzeitig drückte die Bank ihre Devisenanlagen per August 2023 mit 719.340,5 Millionen CHF auf einen Stand von unter jenem des April 2017 (730.113 Millionen Schweizer Franken). Der Rekordbestand betrug im Januar 2022 noch beachtliche 976.955,10 Millionen Schweizer Franken. Die Devisenanlagen werden demnach also reduziert.

Gold im Wert von 56 Milliarden Schweizer Franken

Die Anlagestruktur der SNB per Ende des 2. Quartals 2023 bezüglich ihrer Devisenreserven und Frankenanleihen ist hier jederzeit abrufbar. Aktuell ist ein Aktienanteil von 25 Prozent unter den Devisenreserven ausgeworfen – da kann kaum eine andere Zentralbank mithalten.

Was das Gold angeht, so hortet das Bankhaus laut Bilanzstichtag 31. Dezember 2022 umfangreiche Goldreserven im Wert von 56,099 Milliarden Schweizer Franken.

Besonders stark investiert ist die SNB an der Wall Street. Das institutionelle Portfolio der „Swiss National Bank“, Börsenstraße 15, CH-8022 Zürich ist abrufbar an der NASDAQ.COM. Laut Report vom 30. Juni 2023 hält die SNB allein an der Nasdaq 2.671 Aktienpositionen im Marktwert von 142,19 Milliarden US-Dollar. Im Vergleich dazu waren es per 30. September 2020 nur 2.427 Positionen im Marktwert von 138,99 Milliarden US-Dollar.

Resümee

So schnell bricht die Schweizerische Nationalbank nicht zusammen, auch weil der Schweizer Franken eindeutig das bessere Fiatgeld ist. Zum Ende des 2. Quartals 2023 betrug der Aktienanteil in der Anlagestruktur der SNB schon beachtliche 25 Prozent, und das sind im Vergleich zu Staatsanleihen schon starke private Direktbeteiligungen an diversifizierten Betriebsvermögen.

Die Stärke des Schweizer Franken resultiert unter anderem auch aus den Devisenreserven, welche die SNB „clever & smart“ in produktiven, internationalen Aktiengesellschaften angelegt hat!

Zum Autor

Der Autor Andreas Kubin absolvierte zuerst die Handelsakademie und danach ein Diplomstudium MBA („Global Sales and Marketing“  inkl. der Schwerpunkte  „volkswirtschaftliche Beurteilung von Länderrisiken und Bilanzlesen“). Er ist seit mehreren Jahrzehnten spezialisiert auf internationale Finanzmärkte, Wirtschaftspolitik, Unternehmensanalysen börsennotierter Unternehmen sowie Privatinvestor mit über drei Jahrzehnten Börsenerfahrung.



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