Deutsch-französisches Kampfjet-Projekt mit erheblichen Startproblemen

Die Besucher nehmen an der Enthüllungszeremonie des großflächigen Düsenjägermodells der Systeme de Combat Aerien Futur (SCAF), des französisch-deutsch-spanischen Future Combat Air Systems (FCAS) der neuen Generation, während der 53. Internationalen Pariser Flugschau in Le Bourget teil. Flughafen in der Nähe von Paris, am 17. Juni 2019. Foto: ERIC PIERMONT / AFP über Getty Images
Die Besucher nehmen an der Enthüllungszeremonie des großflächigen Düsenjägermodells der Systeme de Combat Aerien Futur (SCAF), des französisch-deutsch-spanischen Future Combat Air Systems (FCAS) der neuen Generation, während der 53. Internationalen Pariser Flugschau in Le Bourget teil. Flughafen in der Nähe von Paris, am 17. Juni 2019.Foto: ERIC PIERMONT / AFP über Getty Images
Epoch Times10. März 2021

Seit fast vier Jahren arbeiten Deutschland und Frankreich an einem gemeinsamen Kampfflugzeug. Doch die Absprachen zwischen den EU-Partnern und ihren Industrievertretern verlaufen schleppender als erhofft.

Mancher fürchtet, der Kampfjet könne als Skizze enden. „Ich glaube nicht, dass das Projekt in Lebensgefahr ist“, beschwichtigt zwar der Chef des französischen Luftfahrt- und Rüstungskonzerns Dassault Aviation, Eric Trappier. „Aber der Patient befindet sich in einem schwierigen Zustand.“

Dassault hat die Federführung bei dem „Future Combat Air System“ (FCAS), das die Regierungen in Berlin und Paris im Juli 2017 aus der Taufe gehoben hatten. Die neuen Kampfjets sollen ab etwa 2040 die Eurofighter- und Rafale-Maschinen in Deutschland und Frankreich ersetzen.

Der europäische Flugzeugbauer Airbus entwickelt das Projekt mit Dassault. Sein Chef Guillaume Faury gibt sich zweckoptimistisch: Die Gespräche seien „sehr fortgeschritten, aber der letzte Kilometer ist vermutlich der schwerste“.

Motor soll von Safran und dem Münchner Triebwerkshersteller MTU kommen

Der Motor für den künftigen Kampfjet soll vom französischen Unternehmen Safran und dem Münchner Triebwerkshersteller MTU kommen. Mittlerweile hat sich auch Spanien dem Projekt angeschlossen. Das hat die Abspracheprobleme aber nicht verringert – im Gegenteil.

Von einem „Riesenprojekt“ sprach Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) Anfang Februar anlässlich eines deutsch-französischen Verteidigungsrates mit Präsident Emmanuel Macron. Dabei machte sie Druck, „sehr schnell die Voraussetzungen dafür zu schaffen, dass auch im Deutschen Bundestag noch die entsprechenden Weichen gestellt werden können“.

Möglichst bis zur Bundestagswahl im September, spätestens aber zur französischen Präsidentenwahl im kommenden Jahr wollen Berlin und Paris einen Milliardenbetrag für einen sogenannten Demonstrator freimachen.

Flugfähiger Prototyp soll bis 2026 fertiggestellt werden

Dabei handelt es sich um einen flugfähigen Prototypen des Kampfjets, der bis 2026 fertiggestellt werden soll. Aus Verhandlungskreisen ist von Kosten von rund sechs Milliarden Euro die Rede. Damit müsste sich in Kürze zunächst der Haushaltsausschuss des Bundestages befassen.

Merkel dringt zudem auf industriepolitische „Augenhöhe“ zwischen Deutschland und Frankreich. Sie verwies bei dem Verteidigungsrat auf eine Vielzahl offener Fragen bei dem Kampfjet-Projekt, etwa zur genauen Rolle der beteiligten Unternehmen oder zur Frage des geistigen Eigentums.

Der Dassault-Konzern will seinerseits nicht die Rechte an den Technologien verlieren, die er für den Prototyp einbringt. „Sie machen den Wert von Dassault aus“, sagt Jean-Pierre Maulny vom Pariser Institut für internationale und strategische Studien (Iris). Deutschland habe zugleich ein „legitimes“ Interesse, nicht nur Zahlmeister zu sein, sondern Rechte an gemeinsam entwickelten Technologien zu erhalten.

Das Kampfjet-Projekt sei „ein Lackmustest“ für die sicherheitspolitische Zusammenarbeit in Europa, schrieb Dominic Vogel von der Berliner Stiftung Wissenschaft und Politik kürzlich in einer Analyse.

„Berlin und Paris sind ungleiche Partner“

Berlin und Paris seien aber „ungleiche Partner“: Frankreich mit seinem zentralistischen Präsidialsystem und dem Anspruch, eigenständig militärisch handlungsfähig zu sein – und Deutschland mit seiner Parlamentsarmee und stark multilateraler Orientierung.

Ob sich die Beteiligten trotzdem zusammenraufen, hat laut Vogel nicht nur Auswirkungen für den geplanten Kampfjet: „Gelingt es nicht, dieses Projekt im europäischen Rahmen zu realisieren, werden größere gemeinsame Rüstungsanstrengungen in Europa zunehmend unwahrscheinlich.“ (afp)



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