Deutschland überholt Japan als drittgrößte Volkswirtschaft

Japan war jahrelang hinter den USA und China die drittgrößte Volkswirtschaft auf der Welt. Diesen Platz musste das Land nun an Deutschland abgeben. Das hat allerdings wenig mit einer erfolgreichen deutschen Wirtschaftspolitik zu tun.
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Japan fällt als Volkswirtschaft hinter Deutschland zurück. Symbolbild.Foto: iStock
Von 15. Februar 2024

Viele Jahre war Japan die drittgrößte Volkswirtschaft auf der Welt. Das hat sich nun geändert: Aufgrund der schwachen Binnennachfrage ist das Land im letzten Quartal des vergangenen Jahres in die Rezession abgerutscht. Wie die japanische Regierung am Donnerstag mitteilte, belief sich Japans nominales Bruttoinlandsprodukt (BIP) auf 4,21 Billionen Dollar, was etwa 3,9 Billionen Euro entspricht. Damit konnte sich Deutschland mit einem nominalen BIP von 4,46 Billionen Dollar vor Japan auf den dritten Platz in der Weltwirtschaft schieben. Das, so die Regierung in Tokio, sei vorwiegend auf den starken Kursverlust des japanischen Yen zurückzuführen.

Japan in Rezession gerutscht

Zwischen Oktober und Dezember 2023 schrumpfte Japans Wirtschaft im Vergleich zum Vorquartal um 0,1 Prozent und rutschte damit im zweiten Quartal in Folge ins Minus. In so einem Fall sprechen die Volkswirte von einer technischen Rezession.

Der private Verbrauch ging im vierten Jahresquartal um 0,2 Prozent zurück. In Japan macht dieser Sektor mehr als die Hälfte der Wirtschaftskraft aus. Wie die Regierung weiter bekannt gab, rutschte der private Verbrauch damit zum dritten Mal in Folge ins Minus. Die Haushalte im Inselstaat haben zurzeit mit steigenden Lebenshaltungskosten zu kämpfen. Gleichzeitig sinken die Reallöhne der Japaner. Die Investitionsausgaben der Unternehmen fielen mit einem Rückgang von 0,1 Prozent schwach aus.

„Dass Deutschland Japan überholt hat, zeigt, dass wir unbedingt Strukturreformen vorantreiben und eine neue Phase des Wachstums schaffen müssen“, sagte der Minister für wirtschaftliche Wiederbelebung, Yoshitaka Shindō, in Reaktion auf das Abrutschen des Landes auf den vierten Platz in der Weltwirtschaft. Den ersten Platz im Ranking halten nach wie vor die USA, gefolgt von China.

Negativzinsen könnten angehoben werden

Ökonomen rechnen auch im laufenden ersten Quartal 2024 mit einem weiteren Rückgang der Wirtschaftsleistung. Wie die Wirtschaftszeitung „Nikkei“  berichtet, begründet der Ökonom Yoshiki Shinke vom „Dai-ichi Life Research Institute“ seine Prognose mit den sinkenden Exporten des Landes.

Wie „Nikkei“ weiter schreibt, rechnen die Experten weiter damit, dass die japanische Zentralbank im April dieses Jahres beginnen könnte, die bisherigen Negativzinsen anzuheben. Die „Bank of Japan (BoJ)“ ist die einzige Zentralbank auf der Welt, die bis heute an der Nullzinspolitik festhält.

Noch auf der letzten Zinssitzung am 23. Januar betonte die Zentralbank ihr Festhalten der an der lockeren Geldpolitik. Die Währungshüter um Notenbankchef Kazuo Ueda beschlossen, die Zielmarken von minus 0,1 Prozent für die kurzfristigen Zinsen und null Prozent für die Rendite zehnjähriger Staatsanleihen beizubehalten. In einem vierteljährlichen Prognosebericht senkte die BoJ ihre Kerninflationsprognose für das im April beginnende Fiskaljahr auf 2,4 Prozent gegenüber den im Oktober prognostizierten 2,8 Prozent.

Als Voraussetzung für eine Abkehr von der jetzigen Geldpolitik nannte Ueda damals eine nachhaltige Annäherung an das Inflationsziel von zwei Prozent, begleitet von einem soliden Lohnwachstum und einem stetigen Anstieg der Dienstleistungspreise. „Die Wahrscheinlichkeit, dass sich diese Aussichten erfüllen, ist allmählich weiter gestiegen, auch wenn weiterhin große Unsicherheiten über die künftige Entwicklung bestehen“, hieß es im Bericht der BoJ.

Weitere Zinsanhebungen fraglich

Sollte die japanische Zentralbank tatsächlich im April die Negativzinsen anheben, sieht es Yoshiki Shinke allerdings skeptisch, ob Japans Wirtschaft stark genug ist, „um die Zinsen danach weiter anzuheben.“ Nach Meinung von Experten werden die Unternehmen in Asiens zweitgrößter Volkswirtschaft ihre nach wie vor relativ niedrige Produktivität stark erhöhen müssen.

Laut einer OECD-Studie aus dem Jahr 2022 beträgt die Produktivität in Japan 52,30 Dollar pro Stunde, gemessen am Wert der von einem Arbeitnehmer produzierten Waren und Dienstleistungen. Damit hat Japan den niedrigsten Wert unter den G-7-Staaten erreicht und die Produktivität sinkt bereits das vierte Jahr in Folge. Im Jahr 2018 lag Japan noch auf dem 21. Platz.

Die Erhöhung der Produktivität könnte viele Unternehmen allerdings hart treffen. In so einmal Fall ist davon auszugehen, dass auch die Lohnforderungen steigen werden.



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