Die Herrschaft des Geldes

Geld regiert die Welt, weiß der Volksmund und der hat Erfahrung. Er weiß auch, dass wer die Musik bezahlt, bestimmt, was gespielt wird. Die Partitur der Politik sind die Parteien, ihr Hofkapellmeister die Bank. Was aber ist des Hofkapellmeisters Hof? Wem gehört die Bank? Ein Essay.
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Symbolbild.Foto: dima_sidelnikov/iStock
Von 22. November 2022

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„Geld ist der Gott unserer Zeit“, schrieb Heinrich Heine und nannte dessen Propheten. Der bestreitet seine Macht. Ich weiß es nicht und das soll wohl auch so sein.

Geld ist nämlich ein scheues Reh, so hört man von denen, die es besitzen. Darum ist ihr höchster Wert die Kapitalverkehrsfreiheit, die Grenzfeindlichkeit des Geldes. Sie ist die Grundlage der EU. Freizügigkeit, Freier Markt, Investitionsfreiheit drücken über die Solidargemeinschaften hinweg den Schutz der Menschen auf das niedrigste Maß herunter.

Wie wurden die Völker, die Staaten, zur Beute der Bank?

Ursprünglich ermöglichte das Münzregal, das alleinige Recht des Souveräns, Münzen zu prägen, den in Europa durch das frühkapitalistische römische Wirtschaftssystem verbreiteten arbeitsteiligen Warenaustausch. Die sich immer weiter diversifizierende Produktion und Spezialisierung der Produzenten erforderten ein allgemeines Tauschmittel, das den Tauschwert aufbewahren konnte und das Tauschen über Zwischenwirte möglich machte. Die Spezialisierung erhöhte die Produktion der Konsumgüter und mehrte den Wohlstand. Der Wert konnte aufbewahrt werden, indem die Münzen aus Edelmetall, vornehmlich Gold, geprägt wurden, dessen Wert allgemein anerkannt und unverbrüchlich ist. Ein Maßanzug kostet heute noch so viel Gold, wie weiland eine römische Toga.

Das Geld und der Zins sind im doppelten Sinne des Bildes das Schmiermittel des Warenverkehrs. Sogleich gab es darum das Geschäft der Geldverleiher. Sie waren immer schon systemrelevant und besaßen daher seit jeher Sonderrechte. Eines jener zum Teil possierlichen Sonderrechte war beispielsweise das Recht, bis zu einem gewissen Umfange von den Goldmünzen Material abnehmen zu dürfen.

Die Schelmenrechte wurden immer weiter ausgebaut. So haben wir heute ein Finanzsystem, von dem Henry Ford so treffend sagte, dass es nur gut sei, dass die Menschen es nicht verstehen, denn sonst hätten wir eine Revolution vor morgen früh. Hinter scheinbarem Geheimwissen hat es die Geldverleiher-Zunft geschafft, sich aller Schranken zu entledigen.

Zunächst wurde das Gold durch einen Wertgutschein auf Gold, der sogenannten Banknote, abgelöst. Dann folgte der Geldschein, also Scheingeld.

Hatte der Inhaber einer Banknote noch das Recht, gegen deren Einlösung bei der Bank das hinterlegte Gold zu erhalten, so führte die Tatsache, dass dieses Gold längst verhökert war, dazu, dass Scheine ausgegeben wurden, die keine Deckung mehr besaßen.

Der erste Bruch mit dem Goldstandard geschah im Deutschen Reich in der Zwischenkriegszeit, nachdem sämtliche Goldreserven durch das Versailler Diktat aus Deutschland herausgepresst worden waren. Erstmals wurde in Deutschland die Reichsmark durch das Bruttoinlandsprodukt gedeckt. Dies war immerhin so groß, dass die Reichsmark Pfund und Dollar überflügelte. Laut Churchill war dies neben dem internationalen devisenfreien Tauschhandel das „unverzeihliche Verbrechen“, das uns wie schon 1914 den Krieg einbrachte.

Danach wurden die neu erworbenen Goldreserven wiederum aus Deutschland entwendet und lagerten in den USA. Da die USA die Hauptgewinner des Zweiten Weltkriegs und die Eroberer Westeuropas waren, galt dies auch z.B. für die Goldreserven Frankreichs. Als de Gaulle ein Kriegsschiff aussandte, um seine Goldreserven zurückzuholen, fiel auf, dass sie nicht mehr vorhanden waren, und man einigte sich darauf, in Zukunft auf Golddeckung ganz zu verzichten.

Das Vertrauen in den Geld-Schein

Nun haben wir, da wir alle dem Dollar-Imperium als „Welt-Leid-Währung“ unterliegen, ein Geldsystem, das auf Schulden basiert. Seitdem ist Geld nur noch ein Versprechen auf Leistung in der Zukunft. Es besitzt seinen Wert nur noch, weil es zwangsweise akzeptiert werden muss.

Ausgegeben wird dieses Geld entweder durch Notenbanken gegen Staatsanleihen oder als Giralgeld durch die Kreditvergabe der Geschäftsbanken. Ersteres wird geschöpft in Form von gedrucktem oder geprägtem Scheingeld, letzteres lediglich in Form elektronisch gebuchter Bilanzverlängerungsposten.

Die privaten Geschäftsbanken schaffen die von ihnen ausgegebenen Kredite, von einer Mindestreserve nach Basel II abgesehen, buchstäblich aus dem Nichts, verleihen dieses Nichts und lassen es sich mit Geld und Zinsen bezahlen. Kann das Nichts nicht an die Bank „zurück“-gezahlt werden, so bedient sich die Bank der realen Sicherungswerte. Es wäre noch verständlich, wenn im Sinne des Münzregales eine solche Geldschöpfung durch den Staat geschähe, um im gemeinschaftlichen Sinne Investitionen zu ermöglichen. Das ist der ursprüngliche Gedanke der Sparkassen.

Der Staat hat sein Münzregal aber abgegeben. Er schafft kein Geld mehr, er leiht es sich bei den Notenbanken. Der Staat kann seine Schulden nicht zurückzahlen, denn sie sind mit dem geschöpften Geld identisch. Würden alle Schulden zurückgezahlt, gäbe es kein Geld mehr.

Geld erzeugt Geld

Auf alles geschöpfte Geld kommen die Zinsen oben drauf. Da sie nicht geschöpft sind, können sie nicht getilgt werden. Sie werden aus dem neu zu schöpfenden Geld bezahlt, auf das wieder neue, nicht geschöpfte Zinsen anfallen, und so rennen wir den Zinsen hinterher wie bei der Reise nach Jerusalem.

Nur darum benötigen wir Wirtschaftswachstum, weil die Produktion immer über die Geldmenge hinauswachsen muss, um die Zinsen zu bedienen. Dadurch bewegen sich die arbeitenden Menschen im Hamsterrad und kommen nicht zur Ruhe. Darum haben wir statt einer Bedarfswirtschaft, die die Menschen zufrieden macht, eine Angebotswirtschaft, die von der steten Unzufriedenheit der Menschen lebt, die für die überbordende Produktion erst den Absatzmarkt schaffen muss, und deshalb werden wir mit penetranter Werbung überflutet, wissen vor Abgaben nicht mehr aus und ein, sind erschöpft vom Tagwerk und können dennoch unseren Unterhalt nicht bezahlen. Bezeichnenderweise hat der Erntegang des Finanzsystems denselben Namen wie der Zustand der Millionen versklavten Seelen: Depression.

Die Sozialdemokratie sorgte vermeintlich im Sinne der betrieblichen Beteiligung der Arbeiter dafür, dass der Aktienmarkt geschaffen wurde, welcher es der Hochfinanz ermöglichte, auf dem nun freien Markt der Unternehmensanteile die Industrie in Kapitalsammelbecken umzuwandeln, in denen sie sich Mehrheiten verschaffte. Die deutsche Industrie wurde so schleichend internationalisiert. Heute werden ihr obendrein noch Gas und Strom abgedreht. Die Abenddämmerung unseres Wohlstandes erinnert an Morgenthau.

Irrsinn im Finanzsystem

Der Finanzmarkt ist ein bodenloser Wanderzirkus, der sich freischwebend die Einsätze hin und her schiebt und im freien Fall alle Sachwerte und menschliche Existenzen in den Abgrund reißt. Oben auf bleiben die mit dem größten Kapital, dem Insiderwissen, die ganz bewusst den roten Knopf drücken, der darin besteht, unter der Ausnutzung gezielt gelegter Sollbruchstellen den Markt zur gewünschten Zeit an die Wand zu fahren. Und es sind immer dieselben, denn sie werden jedes Mal reicher und mächtiger. Die Bank gewinnt immer. Diese Art von Umverteilung nennt man offiziell „Finanzkrisen“, tatsächlich sind es Raubzüge.

Ich weiß sehr wohl, dass auch das Steuerrecht volkswirtschaftlich unnütz ist und ebenso unverständlich. Es ist nichts anderes als die Verwaltung der Sicherheiten, die die Staaten benötigen, um sich von den Notenbanken Geld zu leihen.

Um die Vermeidung dieser Bürgschaft des Bürgers herrscht eine Kakophonie von Lobbyisten, die alle „Ich nicht!“ rufen. Der § 4 Umsatzsteuergesetz z. B. bietet einen Überblick darüber, wer dazu in der Lage ist, seine Interessen durchzusetzen. Der Bürger ist es offensichtlich nicht, Finanzinstitute allerdings schon. Wenn Steuern die Sicherheit für Bankkredite sind, wäre es widersinnig, wenn die Banken Steuern zahlen würden. Gemolken wird die Kuh, nicht die Bäuerin.

Diabolus ex Machina

Gegenüber den ihn durch den gesamten Konsum hindurch belastenden Zinsen kann der Bürger einen positiven Zins-Saldo mathematisch erst erreichen, wenn er mindestens eine Million Euro Einsatzkapital besitzt. Darum ist die erste Million bekanntlich die schwerste.

Danach arbeitet angeblich das Geld für ihn. Tatsächlich sind es die berufstätigen Menschen. Bevor diese ihre Familien ernähren können, müssen sie vorab die Zinsgläubiger und Bürokraten bedienen. Vom Bund der Steuerzahler wissen wir, dass allein hinsichtlich der Steuer die Arbeit für die eigene Kasse statistisch gesehen erst in der zweiten Jahreshälfte beginnt – die Zinsen nicht eingerechnet. Wir leben im besten Deutschland, das es jemals gab. Friedrich der Große sagte, dass es nicht gerecht sei, wenn ein Bürger die Hälfte seines Einkommens mit dem Staate teilen müsse. Aber er regierte ja nicht Deutschland, sondern Preußen.

Übrigens sind Kriege teuer, aber sie rechnen sich. Bäume wachsen nicht in den Himmel, darum wächst auch die Wirtschaft nicht ewig den Zinsen hinterher. Die Volkswirtschaften müssen in Zyklen vernichtet werden, damit neu gewachsen werden kann. Wann diese Katastrophen auf dem Plan stehen, lässt sich für den Uneingeweihten daran erkennen, dass die Geldmenge wieder exponentiell ins Unermessliche explodiert ist, also jetzt. Nach dem Blutzoll folgt wieder das Wirtschaftswunder, versprochen!

Was für ein Theater! Die Erfinder des Theaters, die alten Griechen, ließen am Ende des Stückes den Geist aus der Maschine die Lösung des Konflikts verkünden. Die Maschine des Finanzsystems schafft erst die Konflikte, lässt sie eskalieren und fährt dabei ihre Ernte ein. Sie ist ohne Herz, ohne Liebe, dafür voller Gier und Neid. Einen Geist hat sie nicht, aber sie betet einen an, den Geist des tiefen Falles, zugleich der Hybris und wie Heine wusste, den falschen Gott.

Die Maschine selbst kann nichts dafür, sie folgt dem Geist, dem wir sie weihen. Heilen wir uns selbst, vertreiben wir den Blender aus unseren Herzen und lassen wir den Geist der Liebe, Gott, hinein. Dann holen wir uns unser Geld zurück!

 

 

 

 

 

 

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