Anlagenbauer Dürr: „Einem guten Unternehmer geht es nicht nur um den Gewinn.“

Der ehemalige Bahn-Chef und Firmenpatriarch Heinz Dürr bemängelt einen fehlenden Rückhalt für Unternehmertum in der Politik. „Verstehen Politiker wirklich, wie ein Unternehmen funktioniert, was ein Unternehmer bewirkt?“
Titelbild
Firmenpatriarch Heinz Dürr in Bietigheim-Bissingen in der Produktionshalle des Stammwerkes der Dürr AG vor Lackierrobotern.Foto: Wolfram Kastl/Archiv/dpa
Epoch Times6. September 2015

„Für die besitzenden Unternehmer, also die Familienunternehmen, fehlt manchmal das Verständnis“, sagte Dürr dpa.

„Verstehen Politiker wirklich, wie ein Unternehmen funktioniert, was ein Unternehmer bewirkt?“ Ein Beispiel sei die aktuelle Diskussion um die Erbschaftssteuer. „Wenn die jetzigen Vorschläge so durchgehen, trifft das die Familienunternehmen im Mark, insbesondere die großen“, so Dürr. „Und die sind nun einmal das Rückgrat der deutschen Wirtschaft.“

Der 82-Jährige führte die Firma seines Großvaters – den Anlagenbauer Dürr – an die Weltspitze, um dann Aufgaben in anderen Konzernen – als Vorstandchef der AEG, Daimler-Vorstand und Vorstandchef der Deutschen Bahn zu übernehmen.

Es gehe nicht darum, die Firmen in Ruhe zu lassen. Der Gesetzgeber müsse aber für Kontinuität sorgen, „also nicht ständig neue Regulierungen verordnen, wie sie Frau Nahles einfallen“. Ruhe gebe es in Unternehmen grundsätzlich nicht, so Dürr. „Mir geht es um die grundsätzliche Einstellung zum Unternehmen.“

Dabei hätten Unternehmen grundsätzlich eine gesellschaftliche Aufgabe, sagt Dürr. „Für mich sind Unternehmen eine gesellschaftliche Veranstaltung, weil Produkte und Dienstleistungen für die Gesellschaft hergestellt werden, weil sie Menschen beschäftigten und weil sie einen finanziellen Beitrag leisten“, sagte Dürr.

„Einem guten Unternehmer geht es nicht nur um den Gewinn.“ Der zeige zwar an, ob und wie die Firma funktioniere. Aber: „Der Gewinn ist wie die Körpertemperatur beim Menschen, die ist auch nicht die Gesundheit, zeigt aber an, ob der Körper gesund ist.“

Grundsätzlich lohne sich Unternehmertum in Deutschland noch. „Ideen gibt es genügend“, sagte Dürr. „Das Problem ist die Finanzierung, also die Kapitalseite. Es gibt in Deutschland einfach zu wenig Risikokapital“. Wirtschaftsminister Sigmar Gabriel (SPD) sei zwar bemüht, etwas zu ändern. „Aber in Deutschland sind wir irgendwie nicht so risikofreudig wie die im Silicon Valley.“

Ein großes Unternehmen aufzubauen werde immer schwieriger, so Dürr. „Aber schauen Sie sich die Start-up-Szene in Deutschland an – in München, Stuttgart und vor allem Berlin: Das sind alles Unternehmer.“ (dpa/ks)



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