Hat das Brettspiel Monopoly etwas mit wirklicher Marktwirtschaft zu tun?

Antikapitalisten wollen, dass die Menschen den Kapitalismus mit „Monopoly“ assoziieren. Doch das Spiel ist nicht die Realität, wie leicht klar wird. Ein Gastartikel vom Ludwig von Mises Institut in Alabama.
Titelbild
Monopoly ist eines der erfolgreichsten Brettspiele der Welt – und ein Zerrbild der Realität. Erfunden wurde es in den 1930er-Jahren.Foto: iStock
Von 5. September 2023

Fast mag man es nicht laut aussprechen, aber Brettspiele sind nicht das wahre Leben. Wenn man ein paar Runden „Operation“ spielt, wird man nicht zum Chirurgen. Anders als bei „Schiffe versenken“ stehen Schlachtschiffe in der realen Welt nicht still auf einem zehn mal zehn Meter großen Raster.

Ebenso wenig hat „Monopoly“ etwas mit dem „Kapitalismus der freien Marktwirtschaft“ zu tun, trotz antikapitalistischer Behauptungen wie diesem Tweet, der über einer Million Mal angezeigt wurde:

Es gibt wortwörtlich ein Brettspiel für Kinder, das zeigt, dass der „Kapitalismus des freien Marktes“ immer dazu führt, dass eine Person alles kontrolliert.

– Nina Turner (@ninaturner) 26. Juli 2023

Was ist die Absicht?

Die rhetorische Strategie liegt auf der Hand: Antikapitalisten wollen, dass die Menschen den Kapitalismus mit „Monopoly“ assoziieren, dem Spiel, das zu einer extremen Ungleichheit des Reichtums führt, da sich die Spieler durch Nullsummengeschäfte gegenseitig in den Ruin treiben, was oft damit endet, dass die Familienmitglieder die Flucht ergreifen.

Nur ein einziger Immobilienmagnat geht als Gewinner hervor, nachdem er sich das Geld und den Besitz der anderen Spieler unter den Nagel gerissen hat.

Dabei gibt es viele Unterschiede zwischen „Monopoly“ und der Funktionsweise von wirklichen Märkten, von denen viele bereits auf dem „Mises Wire“ dokumentiert worden sind.

Ben Powell vom Free Market Institute weist darauf hin, dass „Monopoly“ viele grundlegende Merkmale realer Märkte vermissen lässt, wie zum Beispiel die Wahlfreiheit der Verbraucher und den für beide Seiten vorteilhaften freiwilligen Austausch. Wenn überhaupt, ähneln die Mechanismen von „Monopoly“ eher denen von staatlichen Eingriffen, Zentralbanken und zentraler Planung.

Das Brettspiel „Monopoly“ ist so weit von den realen Märkten entfernt, dass ich behaupte, dass die Ähnlichkeiten nur oberflächlich sind.

Es gibt ein „Immobilienthema“ um den Ablauf des Spieles herum, das leicht durch ein anderes Thema ersetzt werden könnte. In der Tat habe ich ein Spiel namens „Winziges Weltall“ gespielt, das „Monopoly“ gleicht, aber ein Science-Fiction-Thema hat. Anstatt Immobilien zu erwerben, erforschen die Spieler den Weltraum und erobern Planeten, indem sie mit Raumschiffen auf ihnen landen. Anstelle von Geld sind die Ressourcen Energie und Kultur. Anstatt ins Gefängnis zu kommen, kann man von einem Planeten, den man zu erobern versucht hat, vertrieben und in seine Heimatgalaxie zurückgeschickt werden.

Führt Kapitalismus immer zur maximalen Zentralisierung?

Dennoch sollten wir Nina Turners Behauptung in Betracht ziehen, dass der Kapitalismus immer dazu führt, dass eine Person alles kontrolliert, so wie eine Person das Brettspiel „Monopoly“ gewinnt. Neigen Märkte zu einer extremen Einkommens- und Vermögensungleichheit?

Ungleichheit ist ein inhärentes Merkmal von Marktwirtschaften. Die Menschen haben unterschiedliche Fähigkeiten, unterschiedliche Wertvorstellungen, unterschiedliche Erwartungen an die künftigen Marktbedingungen und unterschiedliche Begabungen. Diese Unterschiede bedeuten, dass es immer Unterschiede zwischen dem Einkommen und dem Vermögen der Einzelnen geben wird.

Außerdem besteht jeder einzelne Tausch darin, dass eine Person Geld abgibt und eine andere das ausgegebene Geld erhält, sodass eine vollkommene Einkommensgleichheit unmöglich ist.

Dem Ausmaß der Ungleichheit sind jedoch Grenzen gesetzt. Ludwig von Mises betonte die Bedeutung des Ricardo’schen Assoziationsgesetzes, das zeigt, dass aufgrund individueller Produktivitätsunterschiede jeder einen Platz in der Arbeitsteilung als effizienter (mit geringen Opportunitätskosten) Produzent von etwas hat. Es ist die schönste Schlussfolgerung der Wirtschaftswissenschaften: Niemand wird zurückgelassen.

Die Produktivität der Arbeit vervielfacht sich

Ein weiterer Faktor, der die Ungleichheit begrenzt, ist die Tatsache, dass Kapitalgüter die Produktivität der Arbeit vervielfachen. Je mehr Ersparnisse und Kapital wir anhäufen, desto produktiver werden wir. Betrachten Sie zum Beispiel den Unterschied in der landwirtschaftlichen Produktivität mit und ohne Traktoren.

Massenproduzierte Werkzeuge und Geräte ermöglichen es den Arbeitern, viel mehr zu produzieren, sobald sie gelernt haben, sie zu benutzen. Diese höhere Produktivität schlägt sich in höheren Löhnen nieder.

Schließlich haben gut entwickelte Volkswirtschaften, insbesondere in den letzten Jahrhunderten, einen Überfluss an Konsumgütern produziert. Wir sind zwar immer noch der Knappheit unterworfen, aber wir haben so viel, dass wir den Bedürftigen großzügig etwas geben können. Professor Jörg Guido Hülsmann arbeitet an einem Buch, das dieses Phänomen beschreibt. Das Buch mit dem Titel „Abundance, Generosity, and the State“ (auf Deutsch etwa: „Überfluss, Großzügigkeit und der Staat“) geht der Frage nach, wie „nur die ungehinderte kapitalistische Wirtschaft eine uneingeschränkte und ungehinderte Wohltätigkeit in der Gesellschaft ermöglicht“.

Zentralbanken verschärfen die Ungleichheit

Wie erklärt sich dann die allgemeine Feststellung, dass die derzeitige wirtschaftliche Ungleichheit übermäßig groß ist?

Die Antwort lautet, dass staatliche Eingriffe und insbesondere die anhaltende Geldinflation der Zentralbanken die Ungleichheit verschärfen.

Neues Geld strömt an einem bestimmten Punkt in die Wirtschaft, was bedeutet, dass diejenigen, die sich nahe an der Quelle befinden, auf Kosten derjenigen profitieren, die über ein festes Einkommen verfügen oder die höheren Preise zahlen müssen, bevor ihr Einkommen steigt. Dieses Phänomen wird als Cantillon-Effekt bezeichnet.

Dr. Karl-Friedrich Israel hat in seiner jüngsten Vorlesung „Central Banking and Inflation“ an der Mises University vier solcher „Umverteilungskanäle“ beschrieben:

  1. Vom privaten Sektor zum öffentlichen Sektor (dies ist der Grund, warum Regierungen überhaupt inflationieren)
  2. Von den Armen zu den Wohlhabenden
  3. Von den Arbeitern zu den Kapitalisten
  4. Von den Jungen zu den Alten

Der Schlüsselmechanismus, wie der Reichtum kanalisiert wird, ist der Umstand, dass die Preise von Vermögenswerten aufgrund der Inflation steigen, was bedeutet, dass diejenigen, die Vermögenswerte besitzen, zu den „Gewinnern“ werden und diejenigen, die keine Vermögenswerte angehäuft haben, das Spiel Cantillon-Effekt „verlieren“.

Wenn wir uns „Monopoly“ anschauen, sehen wir ein ähnlich manipuliertes Spiel.

Das Spiel ist so strukturiert, dass ein Spieler dazu neigt, die anderen zu dominieren, und das Ergebnis beruht eher auf Glück als auf besonderen Fähigkeiten – vor allem nicht auf der Art von Fähigkeiten, die einen in einem freien Markt zu einem erfolgreichen Unternehmer machen würden.

Hinweis

Am 7. Oktober 2023 lädt das Ludwig von Mises Institut Deutschland zu seiner alljährigen Konferenz ein. Thema ist „Der Kampf um die öffentliche Meinung“. Als Redner sind unter anderem gesetzt Peter Hahne, Olivier Kessler, Prof. Dr. Philipp Baus und Prof. Dr. Thorsten Polleit. Hier geht es zur Anmeldung. 

Zum Autor

Dr. Jonathan Newman ist Fellow am Mises Institut. Er promovierte an der Auburn University, während er als Research Fellow am Mises Institut tätig war. Seine Forschungsschwerpunkte sind die Österreichische Wirtschaftslehre, Inflation und Konjunkturzyklen sowie die Geschichte des wirtschaftlichen Denkens. Er hat unter anderem Kurse zu Makroökonomie und quantitativer Ökonomie abgehalten. Kontakt: Jonathan Newman

Der Artikel erschien zuerst bei Mises.org des Ludwig von Mises Instituts, Auburn/Alabama, unter dem Titel: „Is the Monopoly Board Game Like Real Markets”. (Übersetzung Florian Senne)

 

Dieser Beitrag stellt ausschließlich die Meinung des Verfassers dar. Er muss nicht zwangsläufig die Sichtweise der Epoch Times Deutschland wiedergeben.


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