Ölpreis steigt auf höchsten Stand seit 2014 – Unions-Politiker im EU-Parlament verteidigen Verbrennermotoren

Die heiße Phase der Sommerreisezeit steht bevor und die Spritpreise sind auf Mehrjahreshöchstständen. Treiber ist aber nicht die Reisewelle, sondern die Uneinigkeit der Erdölförderländer.
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Der Benzinpreis kennt momentan scheinbar nur eine Richtung: nach oben.Foto: Sven Hoppe/dpa/dpa
Epoch Times6. Juli 2021

Seit acht Monaten kennen die Spritpreise fast nur noch eine Richtung: nach oben. Mehr als 35 Cent haben sich Super E10 und Dieselkraftstoff seit dem letzten Tief im November verteuert.

Zusammen mit dem Ölpreis, der am Dienstag weiter stieg, haben sie inzwischen mehrjährige Höchststände erreicht – pünktlich zu Beginn der Sommerreisewelle. Die hatte allerdings in den vergangenen Jahren keinen nennenswerten Einfluss mehr auf die Spritpreise, wie der ADAC betont.

Superbenzin der Sorte E10 kostete am Montag im bundesweiten Tagesdurchschnitt 1,540 Euro pro Liter, der bisher höchste Wert des Jahres. Diesel schlug mit 1,384 Euro zu Buche, nur am vergangenen Sonntag war der Treibstoff dieses Jahr geringfügig teurer.

Damit liegen die Preise derzeit auf einem Niveau, das zuletzt im Herbst 2018 erreicht wurde – und weit über den Tiefständen des vergangenen Jahres, als die Öl- und Spritpreise im Zuge der Corona-Krise abgestürzt waren. Seither ist es aber sukzessive bergauf gegangen.

Heizen wird immer teurer

Auch beim Heizöl macht sich die Entwicklung bemerkbar. Das Infoportal Heizoel24 gab den Durchschnittspreis bei einer Liefermenge von 3000 Litern am Dienstag mit gut 70 Cent pro Liter an. Das ist der höchste Wert seit Herbst 2019 und fast doppelt so viel wie Anfang November vergangenen Jahres.

Die entscheidende Rolle beim momentanen Anstieg spielt der Ölpreis. Am Dienstag kostete ein Fass (159 Liter) der Nordseesorte Brent bis zu 77,83 US-Dollar. Das ist der höchste Stand seit gut zweieinhalb Jahren. Der Preis für US-Rohöl markierte sogar den höchsten Stand seit Ende 2014. In der Spitze wurden für ein Barrel West Texas Intermediate (WTI) knapp 77 Dollar gezahlt.

Ursache ist ein Streit in der Opec+, einem großen Verbund von 23 erdölfördernden Staaten, der sich derzeit nicht auf eine gemeinsame Förderpolitik einigen kann. Eigentlich sollte die seit der Corona-Krise gedeckelte Produktion ab August schrittweise weiter angehoben werden.

Zudem bestand die Ölmacht Saudi-Arabien darauf, den generellen Produktionspakt vorzeitig zu verlängern. Beide Vorhaben trafen jedoch auf erheblichen Widerstand der Vereinigten Arabischen Emirate. Und anders als sonst wurde der Konflikt öffentlich ausgetragen.

Mehrere Szenarien möglich

Doch wie wird es am Ölmarkt – und damit aller Voraussicht nach auch an den Zapfsäulen weitergehen? Nach Ansicht von Fachleuten sind mehrere Entwicklungen denkbar. Analysten der italienischen Bank Unicredit sehen die Möglichkeit weiter steigender Preise, wenn das unveränderte Angebot auf eine anziehende Nachfrage treffe.

Die Schweizer Bank UBS weist jedoch darauf hin, dass bis August Zeit bleibe, um doch noch eine Einigung in der Opec+ herbeizuführen.

Ungeachtet dessen schadet der Streit dem Ansehen des Verbunds und könnte seinen Zusammenhalt schwächen. Sollten sich in der Folge einzelne Anbieter weniger oder gar nicht mehr an die vereinbarten Produktionsmengen halten, würde das Ölangebot steigen, die Preise könnten also fallen.

Analysten der Bank ING halten sogar einen Preiskrieg zwischen einzelnen Produktionsländern für denkbar. Einen solchen hatten sich Saudi-Arabien und Russland vor gut einem Jahr mitten in der ersten Corona-Welle geliefert. Die Ölpreise waren damals dramatisch eingebrochen.

Selbst wenn der Erdölpreis wieder sinkt, dürften Sprit und Heizöl allerdings etwas teurer bleiben. Der seit Beginn des Jahres geltende CO2-Preis sorgt bei Heizöl und Diesel für einen Aufschlag von rund acht, bei Benzin von rund sieben Cent.

Unions-Politiker stellen sich im EU-Parlament gegen Klimavorgaben

Unterdessen positionieren sich die CDU und CSU im Europaparlament gegen Klimavorgaben, die zu einem Ende von Verbrennungsmotoren führen würden. „Die Automobilbranche braucht Planungssicherheit und verlässliche Rahmenbedingungen für die Entwicklung neuer Motoren“, zitiert das „Handelsblatt“ (Mittwochausgabe) aus einem am Dienstag gefassten Beschluss der Unions-Abgeordneten im Europaparlament. Der Verbrennungsmotor sei nicht per se klimaschädlicher als der Elektroantrieb.

Es komme auf den Treibstoff an. „Wir weinen nicht dem Diesel nach“, sagte der Abgeordnete Markus Pieper (CDU) dem „Handelsblatt“. Auch er will Elektromobilität fördern. „Aber wir müssen die Tür offenhalten.

Wenn die Hersteller die Produktion von Verbrennermotoren stilllegen, gibt es kein Zurück mehr.“ Große Bedenken haben die Unionsabgeordneten in Bezug auf den CO2-Grenzausgleich. Im Papier heißt es, der Mechanismus müsse WTO-kompatibel sein und einen gleichwertigen Schutz davor bieten, dass sich Produktion ins Ausland verlagert.

„Wir bezweifeln, dass ein Grenzausgleichsmechanismus diese Bedingungen erfüllen und gleichzeitig unbürokratisch und resistent gegen Betrug sein kann.“ Als Fundamentalopposition wollen die Abgeordneten ihre Position nicht verstanden wissen.

„Ein klimaneutrales Europa, dessen Unternehmen Weltmarktführer bei nachhaltigen Technologien sind, wird auch in Zukunft Arbeitsplätze und Wohlstand schaffen“, heißt es im Papier. „Die Klimaziele von Paris sind unser Maßstab“, sagte Pieper. „Ohne Wenn und Aber.“ (dts/dpa/rm)



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