Österreich: Ex-Spar-Chef Drexel warnt vor Wohlstandsverlust und leeren Regalen

In einem Radiointerview mit dem Sender „Ö3“ warnt der frühere Chef der Handelskette „Spar“, Gerhard Drexel, vor zunehmend leeren Regalen. Gleichzeitig sieht Drexel in der Krise immerhin auch eine Chance, um die sprichwörtliche Trägheit der „Generation Z“ zu überwinden.
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Leere Regale im Supermarkt.Foto: iStock
Von 9. September 2022

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In der Sendung „Frühstück bei mir“ des öffentlich-rechtlichen österreichischen Radiosenders „Ö3“ hat der langjährige Vorstandschef der Supermarktkette „Spar“, Gerhard Drexel, vor einem dauerhaften Wohlstandsverlust infolge der Preisexplosion gewarnt. Österreich müsse sich, so der Spitzenmanager, darauf einstellen, dass die Teuerung auch im kommenden Jahr weiterbestehen werde – „und wir werden uns auch alle darauf einstellen müssen, dass es auch da und dort einen Wohlstandsverlust geben wird“.

Drexel wirft Großkonzernen Gier und Spekulation vor

Während die Einkommen bestenfalls um ein paar Prozent erhöht würden, seien Preissteigerungen in der Größenordnung zwischen zehn und 20 Prozent zu erwarten, was zu realen Kaufkraftverlusten führen werde.

Nicht alle Erscheinungsformen der Teuerung hätten jedoch ihren Ursprung in realen Erzeugerpreiserhöhungen. Neben den nachvollziehbaren Effekten höherer Kosten für Transport, Verpackungsmaterialien, Rohstoffe oder Energie käme auch die „spekulative Preiserhöhung von internationalen Gier-Konzernen“ zum Tragen.

Große multinationale Markenartikel-Lieferanten würden im Windschatten der Krise ihre Preise erhöhen, um eine noch höhere Rendite zu erzielen. Während ihre durchschnittliche Umsatzrendite nach wie vor in einer zweistelligen Größenordnung liege, verzeichne Österreichs Lebensmittelhandel lediglich eine von zwei bis drei Prozent.

Die Großkonzerne versuchten nun, in den Verhandlungen Druck über ihre Marktmacht zu entfalten. „Wenn es am Ende der unzähligen Verhandlungen keine Einigung gibt, dann müssen wir das eine oder andere Produkt aus den Regalen nehmen“, erläutert Drexel weiter.

Für reformbedürftig hält Drexel das Preisbildungssystem an den Energiebörsen. Das Merit-Order-System, das sich in der Preisbildung an den niedrigsten Grenzkosten für die letzte produzierte Megawattstunde orientiert statt an den Herstellungskosten der jeweiligen Erzeuger insgesamt, müsste „schnellstens abgeschafft“ werden, fordert Drexel. Die Kopplung des Strompreises an jenen von Gas sei „unsinnig“.

Eine Chance für die Generation Z

Eine Chance sieht der frühere Chef des 90.000-Mitarbeiter-Konzerns in der Krise dennoch: Sie könnte der vielfach als arbeitsscheu skizzierten sogenannten Generation Z auf die Sprünge helfen, die ein „anderes Arbeitsverständnis“ habe.

„Sie sind vielleicht nicht mehr so häufig bereit, die Extrameile zu gehen. Aber wenn jetzt der Trend Work-Life-Balance ist und nicht zu viele Stunden zu arbeiten, dann wird bald der Gegentrend kommen. Die Menschen werden merken: Freizeit kostet etwas. Und dafür braucht es Einkommen und dafür wird man mehr arbeiten.“

Drexel ging auch auf sein in Kürze erscheinendes Buch „Auf den Spirit kommt es an“ ein und auf seine Vorstellung von „spirituellem Management“, das in Krisenzeiten von besonderer Bedeutung sei. Der „Spirit“, von dem er spreche, entstehe „durch Menschenfreundlichkeit, Wertschätzung und Empathie“. Ziel von Führung müsse es sein, Wirtschaft und Menschlichkeit zu verbinden. Mit Blick auf die Zukunft komme es auf Veränderungswollen und die Bereitschaft an, neue Wege zu gehen.



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