Oxfam: Konzerne und Superreiche sind Gewinner der Krisen

Reiche werden reicher: Die Organisation Oxfam fordert höhere Steuern für Konzerne und Wohlhabende. Das bietet Diskussionsstoff für das Weltwirtschaftsforum in Davos. Entwicklungsministerin Schulze sieht eine „gefährliche Entwicklung“.
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Mann in Privatjet. Symbolbild.Foto: Damir Khabirov / iStock
Von 16. Januar 2023

Zum Start des Weltwirtschaftsforums (WEF) in Davos (16. bis 20. Januar) hat die Entwicklungsorganisation Oxfam mit Nachdruck vor steigender Ungleichheit in der Welt, aber auch in Deutschland gewarnt. Erstmals seit 25 Jahren hätten extremer Reichtum und extreme Armut zuletzt gleichzeitig zugenommen.

Durch den deutlichen Anstieg der Lebensmittel- und Energiepreise im vergangenen Jahr seien Milliardäre noch reicher geworden.

„Während Millionen Menschen nicht wissen, wie sie Lebensmittel und Energie bezahlen sollen, bringen die Krisen unserer Zeit gigantische Vermögenszuwächse für Milliardäre“, sagte Manuel Schmitt, Referent für soziale Ungleichheit bei Oxfam Deutschland, gegenüber der „Deutschen Presseagentur“ (dpa).

95 Konzerne verdoppeln Gewinne

So haben 95 Lebensmittel- und Energiekonzerne weltweit ihre Gewinne im Jahr 2022 mehr als verdoppelt. Sie erzielten 306 Milliarden US-Dollar an Zufallsgewinnen und schütteten 257 Milliarden US-Dollar (84 Prozent) davon an Aktionärinnen und Aktionäre aus. Das geht aus einem Bericht der kapitalismuskritischen Organisation zur WEF-Jahrestagung in Davos hervor. Oxfam definiert hier Gewinne als Zufallsgewinne, wenn sie den Durchschnitt der Jahre 2018 bis 2021 um zehn Prozent oder mehr übersteigen.

Das reichste Prozent sahnt ab

Unter dem Strich seien Konzerne und Superreiche die Gewinner von Corona-Pandemie und Energiekrise, hielt Oxfam fest. So habe das reichste Prozent der Weltbevölkerung seit Beginn der Corona-Pandemie rund zwei Drittel des weltweiten Vermögenszuwachses kassiert. Dabei sei der Trend in Deutschland noch deutlicher: Vom Vermögenszuwachs, der 2020 und 2021 in Deutschland erwirtschaftet wurde, entfielen demnach 81 Prozent auf das reichste eine Prozent der Bevölkerung. Das Gesamtvermögen aller Milliardäre sei seit 2020 im Durchschnitt täglich um 2,7 Milliarden US-Dollar gestiegen. Für jeden pro Kopf erzielten US-Dollar Vermögenszuwachs in den ärmeren 90 Prozent der Weltbevölkerung habe ein Milliardär im Schnitt 1,7 Millionen US-Dollar hinzugewonnen.

828 Millionen Menschen hungern

Zugleich leben laut Oxfam mindestens 1,7 Milliarden Arbeitnehmer in Ländern, in denen die Inflation größer ist als die Lohnentwicklung. Etwa 828 Millionen Menschen auf der Erde hungerten. „Während Millionen Menschen nicht wissen, wie sie Lebensmittel und Energie bezahlen sollen, bringen die Krisen unserer Zeit gigantische Vermögenszuwächse für Milliardäre“, erläuterte Schmitt. Konzerne und ihre „superreichen“ Haupteigentümer müssten „endlich ihren fairen Beitrag zum Gemeinwohl leisten“.

Schulze: Soziale Sicherungsnetze aufbauen

Auch Entwicklungsministerin Svenja Schulze hält diese Entwicklung für gefährlich. Pandemie, Konflikte und der Krieg in der Ukraine „haben uns um Jahre zurückgeworfen bei Armut, Hunger, Gesundheit oder Bildung“. Gleichzeitig seien die Reichen noch reicher geworden, sagte sie gegenüber dpa. „Wenn wir die Ungleichheit weltweit nicht reduzieren, werden wir die Zeit der Krisen nicht überwinden können“, warnte die SPD-Politikerin. Daher sei es wichtig, soziale Sicherungsnetze aufzubauen, die Menschen bei Verlust des Einkommens, des Zuhauses, bei Elternschaft und Arbeitsunfähigkeit auffingen.

Reiche sollen fairen Beitrag zum Gemeinwohl leisten

Oxfam fordert als Weg aus der Krise dagegen vor allem höhere Steuern für Reiche. Jahrzehntelange Steuersenkungen für die Reichsten und für Unternehmen hätten die Ungleichheit zuletzt verschärft. In manchen Ländern hätten die Ärmsten höhere Steuersätze als Milliardäre.

Weltweit stammen laut Oxfam nur noch vier Prozent der Steuereinnahmen aus Steuern auf Vermögen. Von der Bundesregierung erwartet Oxfam konkret die Einführung einer Steuer auf ungewöhnlich hohe Gewinne während der Energiekrise. Solche sogenannten Übergewinne müssten mit mindestens 50 Prozent besteuert werden. Außerdem müsse wieder eine Vermögenssteuer eingeführt werden.

Ebenfalls nötig sei eine einmalige Abgabe auf hohe Vermögen. Das Geld solle in Bildung, Gesundheit und die sozialen Sicherungssysteme investiert werden.

Forderungen aus dem Vorjahr wiederholt

Oxfam wiederholte praktisch seine Kritik vom Vorjahr. Bereits zum Weltwirtschaftsforum 2022 hatte die Organisation dieselben Forderungen gestellt, wie Epoch Times berichtete. Damals nahm Oxfam auch die Pharmakonzerne ins Visier. So machten die Unternehmen mit Impfstoffen einen Gewinn von über 1.000 Dollar pro Sekunde und verlangten von den Regierungen bis zum 24-Fachen des Herstellungspreises.

Als „ökologische Vandalen“ bezeichnete Oxfam die Superreichen in einer im Herbst 2021 erschienenen Studie. Sie verursachen demnach zigfach mehr klimaschädliche Treibhausgase als der Rest der Menschheit, schrieb Epoch Times seinerzeit. Das reichste ein Prozent – das sind weniger Menschen als die Bevölkerung Deutschlands – wird laut Oxfam bis 2030 für 16 Prozent der globalen Gesamtemissionen verantwortlich sein. Dazu passt, dass zum diesjährigen Weltwirtschaftsforum mit seinen etwa 2.500 Teilnehmern erneut rund 1.000 Privatjets für die Anreise genutzt wurden.



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