Supermarktriese REWE rechnet mit deutlichen Gewinneinbrüchen

„Die Klage ist des Kaufmanns Lied“ – selten lag das alte Sprichwort näher an der Realität als im durchwachsenen Geschäftsjahr 2022. Sowohl der Einzelhandel als auch die Kunden leiden unter den hohen Energiepreisen. Das Kaufverhalten passt sich an.
Titelbild
Ein Einkaufsregal in einem Supermarkt.Foto: über dts Nachrichtenagentur
Von 6. Januar 2023

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Lionel Souque, Chef des Kölner REWE-Konzerns, rechnet für 2023 mit deutlichen Gewinneinbrüchen – wegen der „enorm gestiegenen Energiepreise und der hohen Inflation“. Gestiegen seien die Kosten für Waren, Personal, Energie und Logistik, sagte Souque im Gespräch mit der „Deutschen Presse-Agentur“. Der Umsatz bei REWE sei zwar auch 2022 „deutlich gestiegen“, dies lasse sich aber vor allem auf die Inflation zurückführen.

Onlinegeschäft mit Verlusten

„Zuletzt gut entwickelt“ habe sich der in vielen Städten etablierte REWE-Abholservice, der den Kunden das Zusammensuchen ihrer Waren im Supermarkt erspare. Das erledige das Ladenpersonal, sobald eine Onlinebestellung eintreffe. Wer diesen Weg des Einkaufens nutze, erspare REWE „die Hälfte der Kosten“, die der Supermarkt im Fall einer Auslieferung zum Kundenhaushalt aufwenden müsse.

Das gesamte Onlinegeschäft für Lebensmittel werfe bei REWE trotz jahrelanger hoher Investitionen noch immer keine Gewinne ab. Prozentual am Umsatz gemessen, seien die Verluste allerdings „deutlich gesunken“. Es werde wohl noch „ein paar Jahre dauern“, bis damit Geld verdient werden könne, meinte Souque.

Im REWE-Touristikgeschäft werde es 2023 „spürbare Auswirkungen der Inflation“ geben, prognostizierte Souque: „Ich bin fest überzeugt, dass ein Teil der Menschen im neuen Jahr angesichts der knappen Kassen auf Reisen verzichten muss.“ 2022 habe man in der REWE-Sparte Touristik (u. a. DERTOUR, Jahn-Reisen und ITS) gerade wieder Umsätze auf dem Niveau der Vor-Corona-Jahre erzielt. Trotzdem gehe er von einer „schwarzen“ oder „roten“ Null aus. Viel Geld sei für Reisestornierungen speziell bei Flugreisen verloren gegangen.

Die genossenschaftlich organisierte REWE-Handelsgruppe (REWE, Penny) ist nach Angaben des Statistischen Bundesamts hinter Spitzenreiter EDEKA der zweitgrößte Lebensmittelhändler in Deutschland. Dahinter rangiert die Schwarz-Gruppe (Lidl, Kaufland) und Aldi. 2020 setzten allein die Supermärkte der REWE-Gruppe in Deutschland rund 26,5 Milliarden Euro um. Der Konzern erzielte im selben Jahr einen internationalen Gesamtumsatz von über 75 Milliarden Euro. Die Supermärkte der EDEKA-Gruppe (EDEKA, Netto) setzten im selben Jahr rund 33,1 Milliarden um.

Kaufkraft im Sinkflug

Die deutschen Supermärkte leiden schon seit Monaten unter einem Gewinneinbruch. Vor allem die hohen Energiekosten hätten sowohl dem Einzelhandel als auch seinen Kunden zugesetzt, bestätigt auch der Handelsverband Deutschland (HDE).

Acht von zehn Verbrauchern litten nach Untersuchungen des „HDE-Konsummonitor Preise“ schon im Oktober 2022 an den steigenden Energiekosten, die letztlich auf den Ukraine-Krieg zurückzuführen seien. Sie könnten deshalb weniger Geld für Waren ausgeben. „Unter dem Strich sinken die Realeinkommen und die Kaufkraft sinkt“, resümiert der HDE.

Ein Drittel der Kunden hat laut HDE-Konsummonitor sogar „große Angst davor, mit dem Geld nicht auszukommen“. Das seien sechs Prozentpunkte mehr als noch im Mai 2022, teilte der HDE mit. Fast die Hälfte der Menschen, die mit einem Netto-Haushaltseinkommen von unter 2.000 Euro pro Monat auskommen müssten, teilen die Befürchtung. Lediglich neun Prozent dieser Gruppe hätten angegeben, wenig Angst vor einem leeren Portemonnaie zu haben.

Selbst Menschen mit einem monatlichen Haushaltseinkommen von über 4.000 Euro hätten zu 33,5 Prozent angegeben, sich wegen der Preissteigerungen einschränken zu müssen. Unter den Alleinerziehenden sei die Angst vor Geldknappheit mit nun 57 Prozent um 14 Prozentpunkte gewachsen.

Weniger Spontankäufe

„Es wird überlegter eingekauft, Spontan- und Impulskäufe verlieren an Bedeutung“, sagt Stefan Genth, der Hauptgeschäftsführer des Handelsverbands Deutschland. Vor allem Sonderangebote seien „noch gefragter sind als sonst üblich“. Rund 40 Prozent der Verbraucher ließen vermehrt Markenartikel zugunsten von No-Name-Ware im Regal stehen, in „einzelnen Warengruppen“ sogar bis zu 70 Prozent.

Kleidung und Gastronomie seien Posten, für die die meisten Leute schon länger weniger Geld ausgeben würden. Neuerdings werde der Rotstift verstärkt auch beim Urlaub und bei sonstigen Freizeitvergnügungen angesetzt, erläutert Genth. Entsprechend würden weniger Produkte für die Bereiche Freizeit und Hobby gekauft. Auch Anschaffungen für die Wohnung seien vom Spardruck betroffen.

Fast die Hälfte der Konsumenten habe ihr Budget für Non-Food-Artikel gekürzt – 3,3 Prozent mehr als noch im vergangenen Mai. Dabei habe es im Bereich Non-Food im Einzelhandel „eine deutlich moderatere Preisentwicklung“ gegeben. Doch auch hier sei wegen steigender Kosten für Herstellung, Transport und Logistik demnächst mit höheren Endpreisen zu rechnen.

Für den „HDE-Konsummonitor Preise“ hatte das Institut für Handelsforschung Köln (IFH) im Oktober 2022 eintausend Verbraucherinnen und Verbraucher unter anderem nach Änderungen in ihrem Kaufverhalten befragt. [Studie als PDF-Datei]

Über 600 Milliarden Umsatz im Einzelhandel

Die jüngste Umsatzstatistik des Statistischen Bundesamts für den deutschen Einzelhandel – ohne Fahrzeughandel, Tankstellen, Brennstoffhandel und Apotheken – wurde im Juli 2022 veröffentlicht.

Damals wurde ein Jahresumsatz von 607,1 Milliarden Euro errechnet. Das bedeutet eine Steigerung von drei Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum. Der Lebensmittelhandel hatte daran einen Anteil von 149 Milliarden Euro – rund 24,5 Prozent. Der Anteil des Onlinehandels machte rund 16 Prozent aus.

Im Oktober 2022 wurde ein nominales Plus im Umsatz von Lebensmitteln, Getränken und Tabakwaren von 9,5 Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat gemessen. Real aber war der Umsatz um 5,3 Prozent gegenüber dem Vorjahresmonat gesunken. Als Ursache für diese Differenz nannte das Bundesamt die gestiegenen Verbraucherpreise. Aktuellere Daten wurden noch nicht veröffentlicht.

[Mit Informationen aus Agenturen]



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