Tiefseebergbau: Industrie will Manganknollen fördern – NGOs wollen Abbau verhindern

Bis 9. Juli hat der Rat der ISA Zeit, ein Regelwerk für den Tiefseebergbau aufzustellen. Deutschland setzt wie diverse NGOs auf Fundamentalopposition.
Riffmantas im Meer vor dem Inselparadies Raja Ampat. Rund um das abgelegene Archipel im Indopazifik haben Riffmantas ihr Paradies gefunden.
Riffmantas im Pazifik. Tiefseebergbau könnte nach Meinung von NGOs die Lebensräume zahlreicher Meeresbewohner beeinträchtigen.Foto: Edy Setyawan/Waipapa Taumata Rau, University of Auckland./dpa
Von 4. April 2023

Ohne Ergebnis ist das Treffen der 36 Ratsmitglied-Staaten der Internationalen Meeresbodenbehörde (ISA) in Kingston auf Jamaika am Freitag, 31. März, zu Ende gegangen. Ziel war es, im Namen der Einrichtung, die dort ihren Sitz hat, verbindliche Regeln für den Tiefseebergbau aufzustellen. Eine dafür vorgesehene Frist endet am 9. Juli. Bis dahin wollen die Vertreter einen informellen Dialog fortführen.

Nauru hat die ISA unter Zugzwang gesetzt

Hintergrund ist der Antrag des Inselstaates Nauru, in der Clarion-Clipperton-Zone Manganknollen abzubauen. Interessiert an dem Vorhaben ist ein Tochterunternehmen des kanadischen Konzerns „The Metal Company“. Die ISA hat unabhängig vom Zustandekommen eines Regelwerks nach Fristablauf etwaige Anträge auf Genehmigung der Exploration zu bearbeiten. Erst einen Tag nach dem 9. Juli ist die nächste ISA-Ratssitzung geplant.

Geplant sind kommerzielle Abbauprojekte in der Tiefsee internationaler Pazifikgewässer. Die Clarion-Clipperton-Zone liegt zwischen Mexiko und Hawaii. Auf dem dortigen Meeresboden befinden sich reichhaltige Manganknollenfelder.

Der UN-Seerechtskonvention zufolge hat mit dem Antrag Naurus im Jahr 2021 eine Frist von zwei Jahren begonnen, ein mögliches Regelwerk zu verabschieden. Gelingt dies nicht, ist die Rechts- und Technikkommission der ISA damit beauftragt, Empfehlungen abzugeben. Dem Tiefseebergbau kritisch gegenüberstehende Staaten und NGOs werfen dieser vor, „undurchsichtig“ und zu industriefreundlich zu sein.

Tiefseebergbau könnte noch weiter an Bedeutung gewinnen

Wie auch das deutsche Umweltbundesamt betont, ist mit einer wachsenden Bedeutung des Abbaus mineralischer Rohstoffe in der Tiefsee zu rechnen. Dies liegt zum einen an steigenden Metallpreisen, zum anderen am deutlich erhöhten Bedarf.

Im Tiefseebergbau geht es hauptsächlich um sogenannte polymetallische Knollen wie jene von Mangan. Dazu kommen teils auch im Atlantik angesiedelte kobaltreiche Eisen- und Mangankrusten sowie Massivsulfide und Erzschlämme. Die Manganknollen sind vor allem wegen ihrer vergleichsweise hohen Gehalte an Kupfer, Nickel und Kobalt wirtschaftlich interessant.

Das Bundesamt für Naturschutz spricht von Metallen wie Eisen, Mangan, Kobalt, Nickel, Kupfer, Gold, Silber, Platin und Seltenen Erden in der Tiefsee. Verwendung finden die durch den Tiefseebergbau zutage geförderten Rohstoffe und Edelmetallen in unterschiedlichen Bereichen. Zum einen lassen sie sich für Technologien und Produkte im Bereich der IT verwenden. Zum anderen sind die Rohstoffe auch für die Produktion von Batterien für Elektroautos interessant.

Deutschland setzt innerhalb der ISA auf Verhinderungspolitik

Obwohl Deutschland bis 2030 nicht weniger als 15 Millionen Elektroautos auf die Straßen bringen will, setzt die Bundesregierung beim Tiefseebergbau auf Fundamentalverweigerung. Im Einklang mit NGOs wie Greenpeace oder dem WWF will die Führung in Berlin diesen überhaupt nicht zulassen. Das geforderte Moratorium solle erst enden, wenn „die Folgen besser erforscht“ wären.

Die Sorge der Bergbaugegner gilt der Biodiversität in der Tiefsee. Deren Erhaltung wäre durch den Tiefseebergbau gefährdet. Auch stelle dieser ein Risiko dar für die Stabilität von Ökosystemen, genetische Reservoire und Ökosystemfunktionen.

Zwar wiesen Tiefseelebewesen besondere Eigenschaften wie Langlebigkeit und Anpassungsfähigkeit an extreme Bedingungen auf. Es sei jedoch ungewiss, wie sich kommerzieller Mineralienabbau darauf auswirke.

Japan gehört zu den Hauptprotagonisten im Tiefseebergbau

Derzeit betreiben vor allem hochtechnisierte Industrieländer wie Japan den Tiefseebergbau. Da Aufwand und Kosten für diesen sehr hoch sind, ist es erforderlich, große Erzmengen zu fördern, um wirtschaftlich arbeiten zu können.

Pro Tag und Abbaueinheit beträgt die derzeitige Fördermenge von Manganknollen etwa 5.000 Tonnen. Dies geht mit dem Abbau von mindestens einem Quadratkilometer an Meeresboden einher. Umweltgruppen befürchten neben der Zerstörung des Bodens noch schädliche Sedimentationen und Mineralentzug. Dieser könne das biologische Gleichgewicht in der Tiefsee stören.

(Mit Material der dpa)



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