Kekse und die Palmöl-Krise

Indonesien stoppt Ausfuhr von Palmöl, um eigene Probleme bei der Versorgung in den Griff zu bekommen. Deutsche Regierung will Steuererhöhung für bestimmte Lebensmittel prüfen.
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Palmernte in Indonesien.Foto: AZWAR IPANK/AFP via Getty Images
Von 7. Mai 2022

Liebhabern süßer Backwaren dürfte die aktuelle Entwicklung am Weltmarkt buchstäblich auf den Keks gehen. Sie müssen möglicherweise um die Vielfalt und das ausreichende Angebot in den Regalen der Supermärkte bangen, weil Indonesien angekündigt hat, den Export des als Zutat beliebten Palmöls massiv zu reglementieren.

Wie „t-online“ berichtet, hat der südostasiatische Inselstaat die Ausfuhr bereits vor zwei Wochen vorläufig gestoppt. Staatspräsident Joko Widodo wolle als weltgrößter Produzent des begehrten pflanzlichen Rohstoffes einer Verknappung sowie steigenden Preisen im eigenen Land entgegenwirken, heißt es zur Begründung. Sobald sich die Situation normalisiere, werde der Handel wieder ausgeweitet.

Korrupter Beamter und Unternehmer festgenommen

Die Regierung befürchtet soziale Unruhen wegen des Mangels, berichtet das Portal weiter. Die Indonesier verwenden das Palmöl vor allem zur Zubereitung von Speisen. Bereits seit November 2021 ist das Angebot knapp, weil die Exporte wegen höherer Preise am Weltmarkt stiegen. Bereits im Januar 2022 hatte die Regierung reagiert und die Ausfuhr begrenzt.

Präsident Widodo setzte eine Preisgrenze für das Öl fest. Dennoch waren die Regale und Verkaufsstände auf den Märkten leer. Die Regierung kündigte im vergangenen Monat finanzielle Unterstützung für die Ärmsten im Land an, damit sie sich versorgen können.

Wegen der Verknappung blüht auch die Korruption. So ließ die Staatsanwaltschaft einen hohen Beamten des Handelsministeriums festnehmen, weil der gegen Bestechungsgeld Lizenzen für den Export verkauft haben soll. Auch Vertreter von Unternehmen sitzen bereits hinter Gittern.

Kritik an den Maßnahmen der Regierung übt der Ökonom Bhima Yudhistira, Direktor des in Jakarta ansässigen Zentrums für Wirtschafts- und Rechtsfragen. Gleichzeitig warnte er vor Protesten der Importländer. Es gebe keine Notwendigkeit, den Export ganz zu stoppen, zitiert ihn n-tv.

Eine Regelung sehe vor, dass die Exporteure 20 Prozent ihrer Produktion auf dem heimischen Markt anbieten müssen. Die Regierung sei dafür verantwortlich, dass diese Regelung auch eingehalten werde. Der Abgeordnete Deddy Sitorus von der Regierungspartei PDI-P befürchtet, dass das Ausfuhrverbot die Existenz von Kleinbauern und mittelständischen Palmölunternehmen im Land gefährden könne.

„Erwarten kurzfristig keine Auswirkungen“

Die deutschen Unternehmen reagieren überwiegend gelassen auf die Maßnahme Indonesiens. Zumindest in diesem Jahr erwarten die meisten Hersteller keine Probleme bei der Produktion.

„Lindt & Sprüngli verwendet für die Schokoladenmasse, die wir selbst herstellen, ausschließlich reine Kakaobutter als pflanzliches Fett“, antwortet Lisa Zimmermann, Sprecherin des Unternehmens, auf Anfrage von Epoch Times. „Wir verwenden nur in gewissen Produkten pflanzliche Fette für die Füllungen, wie beispielsweise Kokosfett, Palm- oder Palmkernöl.“ 

Der Süßwarenhersteller setze diese Öle bereits seit Jahrzehnten „in kleinen Mengen ein“ und weise sie auf der Zutatenliste des jeweiligen Produkts aus. Das Unternehmen beziehe Palmölprodukte aus verschiedenen Ländern, unter anderem auch aus Indonesien. Der Bedarf für das Jahr 2022 sei jedoch bereits gedeckt. „Daher erwarten wir keine kurzfristigen Auswirkungen“, sagt sie abschließend.

Auch Bahlsen nutzt nach eigenen Angaben Palmöl in Teilen seines Sortiments. „Die genauen Auswirkungen hängen auch von der Dauer des Exportverbotes ab“, erklärt Unternehmenssprecher Sebastian Ludewig gegenüber Epoch Times.

„Wir beziehen ausschließlich zertifiziertes Palmöl, das hauptsächlich aus Südamerika und Malaysia stammt, sodass die physische Verfügbarkeit hiervon nach derzeitigem Kenntnisstand nicht beeinträchtigt ist“, fährt er fort. Indonesien sei allerdings Hauptproduzent von Palmöl. Durch den Exportstopp konzentriere sich die weltweite Nachfrage und führe zu einer Verteuerung der Rohstoffpreise.

In den Tafeln von Ritter Sport finde sich kein Palmfett, sondern ausschließlich Kakaobutter, erläutert der Schokoladenkonzern Alfred Ritter gegenüber der „Wirtschaftswoche“. Verwendung finde zertifiziertes Palmfett hingegen bei Schokoladenfüllungen. Betroffen sei etwa ein Drittel des Sortiments. Die Versorgungssicherheit sei derzeit gewährleistet, wird eine Sprecherin des Konzerns zitiert. Wie sich das Ausfuhrverbot langfristig auswirke, bleibe abzuwarten.

Der Nutella-Hersteller Ferrero sieht laut „Wirtschaftswoche“ noch keine Probleme. Indonesien sei zwar ein wichtiges Herkunftsland für Palmöl, das Unternehmen importiere jedoch mehr als zwei Drittel seines Bedarfs aus Malaysia.

Grüne prüfen tieferen Griff in Taschen der Steuerzahler

Weil das Palmöl für die preiswerte Herstellung von Lebensmitteln, Kerzen, Biokraftstoffen oder auch Waschmitteln verwendet wird, steht es unter anderem bei Umweltschutzorganisationen in der Kritik. Um den weltweit hohen Bedarf zu decken, werden riesige Regenwaldflächen in Ländern wie Indonesien abgeholzt.

Die Bundesregierung will nun mit der Anpassung der Mehrwertsteuer an die Umweltverträglichkeit bei Lebensmitteln reagieren. Diese Maßnahme ist Teil des Entwurfs für das „Klimaschutz-Sofortprogramm 2022“ der Regierung. Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) will diese Maßnahme prüfen lassen, um eine „klimafreundliche Ernährung“ zu fördern.

Sollte die Steuererhöhung umgesetzt werden, müssen Liebhaber von Keksen und anderen Süßigkeiten wohl dauerhaft mit höheren Preisen rechnen.



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