Wirtschaftsforschungsinstitute erwarten Rückkehr der Rezession

Kommt jetzt der Abschwung der deutschen Wirtschaft? Führende Wirtschaftsfachleute sind davon überzeugt und sehen die Ursachen dafür im Ukraine-Krieg und in den gestiegenen Energiepreisen.
Die DAX-Kurve im Handelssaal der Deutschen Börse in Frankfurt. Die deutsche Wirtschaft begann sich gerade zu erholen als die russische Invasion in der Ukraine begann und die Unsicherheit wiederkehrte.
Erlebt die deutsche Wirtschaft nun einen Abschwung?Foto: Boris Roessler/dpa
Epoch Times7. März 2022

Führende Wirtschaftsforschungsinstitute sehen Deutschland auf dem Weg zurück in die Rezession. „Mit dem Ausbruch des Krieges zwischen Russland und der Ukraine ist ein Rückgang des Bruttoinlandsprodukts und damit eine technische Rezession sehr wahrscheinlich geworden“, sagte Stefan Kooths, Vizepräsident des Kieler Instituts für Weltwirtschaft (IfW), der „Welt“. Bereits im März dürfte die Produktion spürbar gedämpft werden, zudem bremse der deutliche Energiepreisanstieg den Konsum.

Torsten Schmidt ist Konjunkturchef des Essener RWI Leibniz-Instituts für Wirtschaftsforschung. Er bezifferte die Wahrscheinlichkeit, dass die Wirtschaft nach dem Minus im vierten Quartal 2021 auch im ersten Quartal 2022 schrumpft, auf 90 Prozent. In der „Welt“ kündigte er an, dass sein Institut auch die Wachstumsprognose für das Gesamtjahr 2022, die bislang bei 3,9 Prozent liegt, senken wird.

Geht die Wirtschaftskraft zwei Quartale in Folge zurück, spricht man von einer technischen Rezession. Zuletzt war dies Anfang 2020 der Fall, als die Wirtschaft wegen der Corona-Pandemie in der Spitze um fast zehn Prozent einbrach. Von einem so starken Rückgang wie vor zwei Jahren ist Deutschland nach Meinung der Wirtschaftsforscher weit entfernt. Dafür habe sich der Arbeitsmarkt zuletzt zu gut erholt, sagte RWI-Ökonom Schmidt. „Das passt nicht zu einer Rezession.“ Er geht lediglich von einer vorübergehenden Schwäche aus.

„Wir erwarten ein negatives erstes Quartal, aber weiterhin eine kräftige Erholung ab dem zweiten Quartal“, sagte er. Gegen einen starken Wirtschaftseinbruch spricht aus Sicht von Kooths, dass die „postpandemischen Auftriebskräfte immer noch sehr stark sind“. Der Ökonom verwies auf eine in den zurückliegenden zwei Jahren aufgestaute Kaufkraft in Höhe von 215 Milliarden Euro bei den privaten Haushalten und rekordhohe Auftragsüberhänge in der Industrie.

Der größte negative Schock, den die deutsche Wirtschaft derzeit zu verkraften hat, sind die kräftig gestiegenen Energiepreise. „Allein die direkte Kaufkraftabschöpfung bei den privaten Haushalten durch höhere Energiepreise veranschlagen wir für das laufende Jahr auf rund 35 Milliarden Euro“, sagte Kooths. Die Rezessionsgefahr in Folge möglicherweise ausbleibender Gaslieferungen dürfte seiner Meinung nach allerdings erst im kommenden Winter virulent werden. (dts/mf)



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