Oberarzt fordert Böllerstopp in Berlin: Es herrscht ein „Straßenkrieg“ zu Silvester
Der leitende Oberarzt der Notaufnahme am Virchow-Klinikum der Berliner Charité fordert einen Böllerstopp zu Silvester - auch in Berlin.

Abgebranntes Feuerwerk nach Silvester.
Foto: iStock
Nach den ausufernden „Straßenkämpfen“ in Berlin zu Silvester mit Böllern und Raketen fordert der leitende Oberarzt der Notaufnahme am Virchow-Klinikum der Berliner Charité, Tobias Lindner, ein Verkaufsverbot von Feuerwerkskörpern an Laien. Das berichtet die „Berliner Zeitung“.
Einhergehend mit „bürgerkriegsähnlichen Zuständen“ auf Berliner Straßen gebe es auch vermehrt gezielte Angriffe auf Polizei und Rettungskräfte, so Lindner. Nach Ansicht des Oberarztes gehöre Pyrotechnik nicht in die Hände einer breiten Öffentlichkeit.
„Man sollte sich auf schöne Feuerwerke konzentrieren, die der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden, so dass man das gemeinsame Erlebnis hat“, so der Oberarzt. Der „Straßenkampf“ müsse jedoch unterbunden werden.
In den Notaufnahmen seien die Ärzte zu Silvester im stetigen Einsatz, Patienten mit Verletzungen an Augen, Ohren, Fingern und Händen zu behandeln. Meist wegen des unsachgemäßem Umgang mit Pyrotechnik.
1732 Polizeieinsätze habe es nach Angaben der „Berliner Zeitung“ in der Silvesternacht 2017/2018 gegeben. In diesem Jahr wird mit ähnlich vielen Einsätzen gerechnet.
Immer häufiger sind Kinder betroffen
Nach Angaben des „Tagesspiegel“ würden nicht nur experimentierfreudige Männer verletzt, die eigene Knallkörper bauen oder illegal Produkte aus dem Ausland erwerben, sondern vielmehr gebe es auch Zufallsopfer darunter vermehrt Kinder.
Ihr Anteil unter den Silvester-Verletzten habe in den vergangenen Jahren bei Augen- und Ohrenverletzungen zugenommen, so Oberarzt Lindner gegenüber der Zeitung.
Grund seien etwa Knaller-Würfe, die zu Explosionen nahe dem Gesicht oder dem Ohr führen. In solchen Fällen hätten Opfer keine Chance, so der Mediziner weiter. Alleine im letzten Jahr sind zwei Menschen in Berlin in der Silvesternacht gestorben.
Rein männliche Domäne
In vielen deutschen Städten wie Hannover, Göttingen, Bremen und München wurde bereits Anfang dieses Jahres ein Böllerstopp im Zentrum oder in bestimmten Gebieten aus brandschutztechnischen Gründen umgesetzt. Zu den Gebieten mit besonderem Schutzbedarf gehören Straßenzüge mit Fachwerkhäusern, engen Gassen oder Häuser mit Reetdächern.
Da dies jedoch auf Berlin nicht angewandt werden konnte, wird das Böllern auch in diesem Jahr uneingeschränkt auf Berlins Straßen möglich sein. (nh)
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