Aserbaidschan beschießt Berg-Karabach: 25 Tote gemeldet

Im Südkaukasus greift das autoritär geführte Aserbaidschan die von Armeniern bewohnte Region Berg-Karabach an. Schon nach mehreren Stunden gibt es offenbar viele Tote, darunter auch Zivilisten. Die Bundesregierung richtet einen Appell an die Angreifer.
Videostandbild vom aserbaidschanischen Verteidigungsministerium: Rauch steigt über einem Gebiet auf, in dem sich nach aserbaidschanischen Angaben Stellungen der armenischen Streitkräfte befinden.
Videostandbild vom aserbaidschanischen Verteidigungsministerium: Rauch steigt über einem Gebiet auf, in dem sich nach aserbaidschanischen Angaben Stellungen der armenischen Streitkräfte befinden.Foto: ---/Defense Ministry of Azerbaijan/AP/dpa
Epoch Times19. September 2023

Der aserbaidschanische Militäreinsatz im Südkaukasus hat nach örtlichen Angaben binnen Stunden mehr als zwei Dutzend Menschen in der betroffenen Region Berg-Karabach das Leben gekostet. „Mit Stand 20.00 Uhr gibt es 25 Opfer, darunter zwei Zivilisten, als Folge des umfassenden Terrorangriffs durch Aserbaidschan“, schrieb der Menschenrechtsbeauftragte der international nicht anerkannten Republik Berg-Karabach (Arzach), Gegam Stepanjan, am Abend auf der früher als Twitter bekannten Plattform X.

Darüber hinaus seien in der Konfliktregion mindestens 138 Menschen verletzt worden, darunter 29 Zivilisten. Aus sechs Orten seien Bewohner vor dem aserbaidschanischen Beschuss in Sicherheit gebracht worden.

Das autoritär geführte Aserbaidschan hatte den breit angelegten Militäreinsatz zur Eroberung Berg-Karabachs am Morgen begonnen. Die Region liegt zwar auf aserbaidschanischem Staatsgebiet, wird aber mehrheitlich von Armeniern bewohnt. Die beiden ehemals sowjetischen Nachbarländer kämpfen bereits seit Jahrzehnten um Berg-Karabach. Im jüngsten Krieg 2020 hatte die durch Öl- und Gaseinnahmen hochgerüstete Armee Aserbaidschans bereits weite Teile Karabachs erobert.

Als Bedingung für das Ende des jetzigen Militäreinsatzes nannte Aserbaidschan die Niederlegung der Waffen und die Abdankung der armenischen Führung in der Region Berg-Karabach. Anderenfalls würden die Kampfhandlungen bis zum Ende geführt.

International Kritik an Aserbaidschan geäußert

International wurde Aserbaidschan für sein gewaltsames Vorgehen kritisiert. Die Bundesregierung etwa verlangte von der Führung in Baku ein sofortiges Ende der Militäraktion in Berg-Karabach. „Armenien und Aserbaidschan sind jetzt in einer sehr kritischen Situation, und deshalb ist für uns ganz klar, dass diese Kriegshandlungen sofort beendet werden müssen“, sagte Bundeskanzler Olaf Scholz am Rande der UN-Generaldebatte in New York. Bundesaußenministerin Annalena Baerbock forderte: „Aserbaidschan muss den Beschuss sofort einstellen und an den Verhandlungstisch zurückkehren.“ Auch die US-Regierung zeigte sich „zutiefst besorgt“ über die aktuellen Entwicklungen und forderte Aserbaidschan auf, die Kampfhandlungen unverzüglich einzustellen.

Rückendeckung bekam Aserbaidschan hingegen aus der Türkei. Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan erklärte, sein Land unterstütze die Schritte zum „Schutz der regionalen Integrität Aserbaidschans“.

Armenien setzt traditionell auf Unterstützung Russlands

Die ebenfalls islamisch geprägte Türkei gilt als Schutzmacht Aserbaidschans, wohingegen das christlich-orthodoxe Armenien traditionell auf die Unterstützung Russlands setzt, das in der Region auch eigene Soldaten stationiert hat. Mittlerweile aber braucht Moskau seine Kämpfer in erster Linie für den eigenen Angriffskrieg gegen die Ukraine. Beobachter hatten deshalb bereits befürchtet, dass Aserbaidschan diese instabile Lage für militärisches Vorgehen nutzen könnte. Schon vor Beginn des jüngsten Beschusses war die humanitäre Lage in Berg-Karabach katastrophal gewesen, weil Aserbaidschan den einzigen Zugang Armeniens in die Exklave – den sogenannten Latschin-Korridor – blockierte.

In Armeniens Hauptstadt Eriwan brachen am Dienstagabend heftige Proteste gegen die eigene Regierung aus, es kam teils zu Zusammenstößen mit der Polizei. Die Demonstranten forderten von Regierungschef Nikol Paschinjan ein entschiedeneres Vorgehen sowie Unterstützung der armenischen Bewohner Berg-Karabachs. (dpa)



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