Fotojournalist riskiert sein Leben in Hongkong – Hier ist seine Geschichte

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Fotojournalisten in Hongkong bei einer Polizei-Pressekonferenz.Foto: NICOLAS ASFOURI/AFP via Getty Images
Von 26. September 2020

Am 17. Januar 2010 bemerkte Alex Cheng, ein Fotojournalist der „Mad Dog Daily“, einer in Hongkong ansässigen Online-Zeitung, dass er von zwei Personen heimlich verfolgt wurde. Aber er ignorierte sie.

In der folgenden Nacht wurde er auf dem Heimweg von einem nicht identifizierten Angreifer eine lange Treppe hinuntergestoßen. Seine linke Schulter und sein Armknochen waren gebrochen.

Dieser Vorfall erinnerte ihn an seine jüngste Untersuchung eines verdächtigen Todesfalls. Die Hongkonger Polizei behauptete, dass ein Mann angeblich Selbstmord begangen habe, indem er von einem Hochhaus in Ko Cheung Court in Kowloon gesprungen sei. Einige vermuten jedoch, dass der Mann aufgrund der Art und Weise, wie er fiel, ermordet worden sein könnte, basierend auf Videomaterial, das den Vorfall aufzeichnete.

Cheng arbeitete früher als ein professioneller Fotograf und hat mehr als 10 Jahre Erfahrung. Seine derzeitige Arbeit als Fotojournalist hat es ihm ermöglicht, die pro-demokratische Bewegung in Hongkong zu begleiten. Kürzlich teilte er seine Geschichte mit The Epoch Times.

Von der Polizei geschlagen, Stativ rettete ihm das Leben

Am 15. Dezember 2019, spät in der Nacht, übertrug Cheng live einen Vorfall, bei dem ein Polizist einen Demonstranten auf dem Bürgersteig im Bezirk Mong Kok festnahm.

Ein Polizist schrie Cheng an, er solle auf den Bürgersteig gehen. Cheng antwortete: „Sir, ich befinde mich bereits auf dem Bürgersteig.“

Der Polizist brach in Wut aus und rief: „Ich fordere Sie auf, zurückzutreten! Befolgen Sie meinen Befehl!“

Tatsächlich habe es am Tatort aber keine von der Polizei markierte Absperrlinie gegeben, sagte Cheng.

Cheng hob seinen Presseausweis in die Luft, um dem Polizisten seine Identität zu zeigen. Dann kam plötzlich ein Mann auf Cheng zu und besprühte sein Gesicht mit Pfefferspray. Sofort kamen mehrere andere Bereitschaftspolizisten dazu. Sie blockierten andere Journalisten mit Schlagstöcken und Schildern. Sie stießen Cheng beiseite und schlugen ihn mit Schlagstöcken.

Glücklicherweise schwächten die Beine seines Stativs, das er auf dem Rücken trug, die Wirkung der Schlagstöcke und retteten ihm das Leben.

„30 Prozent der Kapazität meiner linken Hand sind verloren“, verriet er.

Cheng wurde verhaftet und wegen Behinderung der Regierungsverwaltung angeklagt.

Polizei von Hongkong nimmt Pressefreiheit weg

Cheng sagte, die Hongkonger Polizei bewege die Absperrungen nach Belieben. Die Durchsetzung solche Sperrkreise ist oft illegal und unvernünftig.

Eines Tages waren Cheng und seine Journalistenkollegen in Yuen Long. Die Polizei sagte freundlich zu ihnen: „Meine Freunde! Kommt hier rüber für ein Foto.“ Sobald sie den Anweisungen folgten, wurden sie von einem Polizeikette umzingelt und die Polizisten ordneten eine vollständige Durchsuchung an. Danach wurden sie alle zurückgebracht, und die Polizei warnte sie vor einer Live-Übertragung der Proteste.

In einer späten Nacht ereignete sich in Yuen Long ein weiterer Zwischenfall mit der Polizei. Cheng und einer seiner Kollegen saßen in einem Park, wo sie die Fotos hochluden, die sie tagsüber aufgenommen hatten. Dann kam ein Bereitschaftspolizist auf sie zu. Plötzlich sprühte der Polizist Cheng Pfefferspray direkt in die Augen, was ein schmerzhaftes Brennen verursachte. Cheng und sein Kollege holten schnell ihre Sachen und verließen den Park.

Bei einem anderen Zwischenfall wurde den Journalisten erneut befohlen, die Live-Übertragung zu beenden. Cheng bestand allerdings auf die Pressefreiheit und deren Beachtung. Dann rief einer der Polizisten zurück: „Pressefreiheit, wenn ich sie Ihnen gebe, werden Sie sie haben; wenn nicht, werden Sie keine haben!“

In diesem Moment verfielen alle Reporter in Schweigen.

PolyU-Vorfall: „Als ob alle Menschen vergewaltigt würden“

Im November 2019, während der Belagerung der Polytechnischen Universität (PolyU) von Hongkong, hielt sich Cheng mehr als 30 Stunden dort auf und übertrug acht Stunden lang eine Live-Übertragung.

Die Polizei griff die Studenten mit Pfefferspray, Tränengas, Gummigeschossen und Wasserwerfern an.

„Ich werde all diese Stunden nie vergessen“, sagte Cheng. Ein taktisches Sondereinsatzkommando stürmte in den Erste-Hilfe-Raum und „griff jeden an, auf den sie trafen“. Sie wollten nicht einmal die kranken Menschen verschonen, die auf dem Bett lagen. Dann erwischten sie viele Demonstranten und brachten sie schnell weg.

Cheng beschrieb die katastrophale Szene in der PolyU: „Als ob alle Menschen vergewaltigt würden.“

Hongkong verwandelt sich in ein „Gefängnis“

Am 1. Juli 2019 war Cheng von jungen pro-demokratischen Demonstranten, die vor dem Legislativrat demonstrierten, gerührt. An diesem Tag nahmen über 550.000 Demonstranten an einem Marsch teil, um die Regierenden aufzufordern, das umstrittene Auslieferungsgesetz zu streichen. Das Auslieferungsgesetz wurde drei Monate später formell zurückgezogen.

„Sie waren nicht da, um Hongkong zu zerstören oder um sich zu amüsieren. Sie wussten eindeutig, was sie taten, trotz möglicher Gefahren, die vor ihnen lagen. Sie haben einen edlen Charakter, würde ich sagen.“

Da sich die Rechtsstaatlichkeit in Hongkong verschlechtert hat, glaubt Cheng, dass das Umfeld der Pressefreiheit zunehmend zusammenbricht.

In seinen Augen wird Hongkong, das einst eine schöne Stadt war, zunehmend zu einem Gefängnis werden. „Die Hongkonger leben in einem Gefängnis … Vieles von dem, was wir besessen hatten, war 2019 weg.“

Vor nicht allzu langer Zeit machte Cheng von allen Videos, die er erstellt hatte, Sicherheitskopien. Er hofft, dass die künftigen Generationen sie nützlich und aussagekräftig finden werden.

„Sie sind ein Zeugnis meiner Erfahrungen, Zeugnis vieler unmenschlicher Vorfälle“, schloss er.

Das Original erschien in The Epoch Times USA unter dem Titel: Photojournalist Risks His Life in Hong Kong (Deutsche Bearbeitung von nmc)



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